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Die Kunst, frei zu sein

Die Kunst, frei zu sein

Titel: Die Kunst, frei zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson
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Fiktion und das Gegenteil von alledem, auch wenn sie als Teil der »realen Welt« beschrieben wird. Die reale Welt ist die, in der wir leben – ein chaotischer, verworrener, gefährlicher und wunderbarer Ort.
    Sich Sorgen um die Zukunft zu machen ist sinnlos, denn dadurch wird die Gegenwart nicht besser. Seltsamerweise sind die Menschen, die anderen raten, sich Sorgen um die Zukunft zu machen, genau jene, die dein Geld jetzt sofort haben wollen. Sie machen sich keine Sorgen um die Zukunft, sondern sie maximieren ihren Profit heute.
    Triff deine eigenen Vorkehrungen. Weiter zu arbeiten könnte eine davon sein. Immobilienbesitz ist eine weitere Möglichkeit und der Verkauf deines Hauses noch eine. Man könnte auch schlicht aufgeben und sich von Gott versorgen lassen. Wenn ich »Gott« sage, meine ich Freunde, Verwandte und Nachbarn. Finanzinstitutionen sorgen dafür, dass wir uns verängstigt und einsam fühlen, damit wir sie für die Schaffung von Sicherheit bezahlen. Aber wir vergessen die Bereitschaft von Familienangehörigen, Freunden und der Allgemeinheit, uns in schweren Zeiten zu helfen.
    Falls du dich fragst, wie du in Zukunft überleben kannst, solltest du daran denken, dein Haus zu verkaufen, wenn du in den Ruhestand trittst. Auch aus Erbschaftssteuergründen ist es sinnvoll, das Haus abzustoßen und von dem Geld zu leben. Du wirst dann keine große Erbschaft hinterlassen, aber warum sollen deine Kinder nicht für sich selbst sorgen?
    Schlag die Vorsicht in den Wind. Selbst wenn du Renten von einem rationalen, vernünftigen Standpunkt aus betrachtest, sind sie gefährlich, weil der Markt so unberechenbar ist. Deine Rente hängt von der Börse ab. Deshalb wird sich dein schwer verdientes Geld bei einem Börsenkrach in Luft auflösen. Wer in Aktien investiert, lässt die Hoffnung über die Erfahrung triumphieren, wie Dickens und Edward Chancellor so deutlich aufzeigen.
    Ich würde den Ruhestand völlig abschaffen. Es ist ein absurder Gedanke: Wenn mir die Arbeit Spaß macht, warum sollte ich dann in den Ruhestand gehen? Und wenn wir wirklich nicht mehr arbeiten können, sollte unsere Zunft für unseren Lebensunterhalt aufkommen. Dies ist ein weiteres Argument für eine Rückkehr zum Gildensystem. Die Mitglieder der Gilde sprangen füreinander ein, wenn jemand krank oder arbeitsunfähig war. Außerdem zahlten sie Beiträge, damit die Familien toter Mitglieder versorgt werden konnten. Man traf Vorkehrungen für Katastrophen, jedoch nicht durch angsteinflößende Werbekampagnen, sondern durch private Übereinkünfte zwischen lokalen Gruppen.
    Ich selbst habe mich mit fünfunddreißig Jahren in gewissem Sinne zur Ruhe gesetzt, um ein Buch zu schreiben, und mit Gottes Willen werde ich nie wieder zur Arbeit gehen müssen. Das ist meiner Meinung nach unsere Pflicht: Statt auf die prächtigen Tage des Ruhestands zu warten, lasst uns schon jetzt unsere Freuden genießen. Wir sollten unsere Zukunft nicht irgendeinem Verwaltungsorgan überlassen, sei es die Regierung oder eine Rentenversicherung. Vertrauen wir unser Geld nicht jemand anderem zur Verwaltung an. Das ist überaus gefährlich und weit davon entfernt, uns Sicherheit zu verschaffen.
    Wir müssen auf uns selbst aufpassen, und es ist der erste positive Schritt, die leeren Versprechungen der üblen Rentenbranche nicht zu glauben. Wer die Rente ablehnt, akzeptiert sich selbst und zeigt den silberzüngigen Geldmachern den Stinkefinger.
    SAG JA ZUM LEBEN

23
    Verlass die Welt der Grobheit,
tritt in eine neue Ära
der Liebenswürdigkeit, Höflichkeit
und Anmut ein
    Die Menschen sind böse, verderbt, arglistig
und heimtückisch, ihren Nächsten lieben sie nicht,
sondern allein sich selbst, Gastfreundschaft, Barmherzigkeit
und Umgänglichkeit haben für diese Betrüger und
doppelzüngigen Heuchler längst allen Wert verloren, hartherzig
und erbarmungslos verfolgen sie nur ihre eigenen Zwecke
und sichern sich ihren Vorteil ohne Rücksicht darauf,
in welches Unheil sie andere damit stürzen.
Robert Burton,
Anatomie der Melancholie, 1621
    Ein großartiges Buch mit dem Titel Grobheit und der Aufstieg des Kapitalismus wartet darauf, geschrieben zu werden. Die beiden Begriffe sind fast Synonyme. Der Puritanismus und sein Bruder, das Geldverdienen, sind ihrem Wesen nach grob, denn da sie den Profit in vollem Ernst über alles andere stellen, erfordern sie die Unfähigkeit, abweichende Meinungen anzuerkennen. Dieser Mangel verleitet Puritaner zu einer spektakulären

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