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Die Kunst, frei zu sein

Die Kunst, frei zu sein

Titel: Die Kunst, frei zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson
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Pfund.
    Verkäufer sind rüde. Jemanden an einem Sonntagmorgen anzurufen, um ihm einen neuen Telefonvertrag zu verkaufen, ist einfach unhöflich und ein Verstoß gegen die Freiheit. Wahre Freiheit erlaubt nicht, die Freuden anderer zu stören. Sie steht für das Recht, seine eigenen Freuden zu genießen und sein eigenes Leben aufzubauen; außerdem garantiert sie anderen das gleiche Recht.
    Während ich diese Seite schrieb, rief mich jemand unangemeldet an. Es war ein Freitagmittag.
    »Hallo, spreche ich mit Mr. Hoss-king-son?« Es knisterte in der Leitung, und der Anrufer hatte einen indischen Akzent. Offensichtlich ein armer Kerl in einem Call-Center in Delhi.
    »Ähm … ja?«
    »Darf ich fragen, ob Sie ein Handy besitzen?«
    Ich hätte lieber kein Handy gehabt, damit ich schlicht hätte »Nein« sagen können, ohne zu lügen. Diese unerwünschten Anrufer stellen uns vor ein Dilemma: Einerseits möchte man sie auffordern, sich fortzuscheren, aber andererseits will man niemanden grob behandeln.Wie also wird man sie los, ohne zu brüllen: »Lassen Sie mich in Ruhe!«, und ohne den Hörer auf die Gabel zu werfen, wozu ich neige, wenn ich schlecht gelaunt bin?
    »Verzeihung, aber ich möchte solche Anrufe nicht. Sie haben mich gerade bei der Arbeit gestört. Vielen Dank. Auf Wiederhören.«
    Während ich den Hörer niederlegte, setzte er seine Verkaufssprüche unbeirrt fort.
    Häufig geht es auch um Renovierungen. Eine arme, verzweifelte, nur über Provision bezahlte alleinerziehende Mutter ruft eines Sonntagmorgens an und verkündet: »Wir haben Mitarbeiter in Ihrer Gegend und hätten gern gewusst, ob Sie an einer kostenlosen Beratung interessiert sind.«
    Oh, sie versuchen, munter zu klingen, während sie ihren Text ablesen. Ich könnte in Tränen ausbrechen. Diese Leute werden durch einen Manager motiviert, der ihnen versichert, er sei sechs Monate zuvor mittellos gewesen, aber dann habe er mit dem Verkaufen begonnen und nun fahre er einen Porsche. Einmal hörte ich ein paar jungen Burschen im Zug zu, die offenbar Handyverträge von Tür zu Tür verkauften. Das Gespräch drehte sich um eine fast mythische Gestalt, die angeblich ein »Wahnsinnsgeld« verdiente. So funktioniert die Sache im Verkauf: Es wird ein Goldschatz vorgegaukelt, ein Haufen Bargeld am Ende dieser unnötigen und nervtötenden Grobheit, und immer ist er knapp außer Reichweite. Im Vereinigten Königreich werden Verkäufer schlechter bezahlt als alle anderen Berufsgruppen. Die besten Gehälter zahlt man übrigens im Gesundheitswesen. Die Ärzte, jene Hausierer mit Antibiotika und anderen Pillen und Mittelchen, haben ihr Geschäft fest in der Hand.
    E-Mails scheinen automatisch Ärger hervorzurufen. Das Medium beeinträchtigt unzweifelhaft die Qualität der Botschaft, und wir gestatten uns offenbar, in unseren E-Mails schrecklich brüsk zu sein und auf Grammatik, Rechtschreibung und vollständige Sätze zugunsten abgehackter telegrammartiger Abkürzungen zu verzichten. Jegliche Eleganz des Stils geht verloren. Kann sich jemand die Gesammelten E-Mails von Seamus Heaney vorstellen? Und da E-Mails Nuancen schlecht vermitteln, können sie leicht schroffer und unmanierlicher erscheinen, als man es beabsichtigt hatte. Manchmal spürt man, wie sich während einer E-Mail-Korrespondenz eine schlechte Stimmung einschleicht, und man beschließt, den Partner anzurufen. Wenn man normal miteinander spricht, löst sich die schlechte Atmosphäre in der Regel auf. Also empfiehlt es sich, kunstvolle Höflichkeitsfloskeln in unsere E-Mails einzuführen. Man könnte etwa mit »Mein lieber (oder meine liebe) …« beginnen und mit »Stets Ihr sehr ergebener …« schließen.
    Der zeitgenössische Verlust von Formalitäten im alltäglichen Umgang miteinander kann die Gefühle verletzen. Wer höflich ist, nimmt Rücksicht auf das Zartgefühl des anderen. Außerdem sollten wir wieder richtige Briefe schreiben. Welch ein Genuss es ist, einen wirklichen Brief zu verfassen oder zu empfangen! Federhalter, Tinte, Papier, Post – das sind keine kostspieligen Freuden. Manche beschweren sich über die Post, aber ich habe sie immer als wunderbar empfunden. Für den Preis einer Briefmarke wird dein Schreiben überall im Land bereits am folgenden Morgen ausgeliefert! Und man kann Gegenstände mit der Post verschicken. Du kannst Sticker, Abzeichen und Zeitungsausschnitte in den Umschlag legen. Viele meiner Freunde verzichten inzwischen auf E-Mails. Für sie ist es befreiend, ohne

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