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Die Kunst, frei zu sein

Die Kunst, frei zu sein

Titel: Die Kunst, frei zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson
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gebunden. Premierminister Lord Bute teilte Johnson mit: »Sie [die Pension] wird nicht für etwas gezahlt, das Sie tun sollen, sondern für etwas, das Sie getan haben.« Auch Soldaten erhalten traditionsgemäß Pensionen, und das zu Recht, denn warum sollte ein Soldat hartherzig beiseitegestoßen werden, wenn er zu alt geworden ist, um seiner Armee nützlich zu sein?
    Geld für nichts sagt mir durchaus zu. Der Gedanke, Geld zu erhalten, ohne dafür arbeiten zu müssen, ist sehr attraktiv. Aber ich frage mich, ob die Renten und Pensionen wirklich denen zugutekommen, für die sie bestimmt sind. In beiden Fällen stecken riesige Apparate dahinter, die den Verteilern Arbeitsplätze und Vermögen verschaffen, doch anscheinend bleibt für die Empfänger wenig übrig. Die Regierung spricht immer wieder von einer »Rentenkrise« – aber beispielsweise nicht von einer »Verteidigungskrise« oder einer »Es-gibt-zu-viele-Beamte-Krise«. Das bedeutet, dass das vertrauensselige Individuum, das törichterweise geglaubt hat, der Staat werde ihm im Ruhestand eine nette Rente zahlen, wieder einmal die Folgen einer Riesensauerei ausbaden muss.
    Aber auch bei privaten Rentenversicherungen weißt du nie, ob dir irgendein betrügerischer Magnat dein Geld stiehlt. Zumindest ist es offensichtlich, dass die smarten Manager mit Rentenversicherungen einen Haufen Geld verdienen. Du brauchst nur das Haus oder die Häuser deines durchschnittlichen Rentenversicherungsmanagers mit deiner eigenen bescheidenen Unterkunft zu vergleichen. Es ist dein Geld, mit dem er sich seinen Champagner kauft. Zudem gibt es hier einen moralischen Gesichtspunkt: Die Rentenversicherungen sammeln mit den Monatsbeiträgen der Versicherten gewaltige Summen ein, die auf den Weltmärkten zwischen irgendwelchen Geschäftemachern hin und her geschoben werden. Du hast keine Ahnung, wofür man deine kleinen Beiträge verwendet. Viel besser ist es, die leeren Versprechungen des Staates und der Geschäftswelt zu ignorieren und eigene Vorkehrungen zu treffen oder, noch besser, sich ein Leben aufzubauen, das es unnötig werden lässt, sich zur Ruhe zu setzen.
    Die Künstler unter uns sollten nach spendierfreudigen privaten Geldgebern Ausschau halten. Die Bereitstellung von Pensionen der altmodischen Art – Geld für nichts – sollte die heutige Aufgabe der Monarchie und der Aristokratie sein. Nachdem die Aristokraten vom Mittelstand attackiert, mit meritokratischen Idealen ausgerüstet, mit Forderungen nach Erbschaftssteuer überhäuft und aus dem Oberhaus entfernt worden sind, suchen sie nach einer Rolle, und die Lösung liegt auf der Hand: Sie sollten Pensionen für große Schriftsteller, Dichter, Philosophen, Musiker und Künstler – mit anderen Worten, für Müßiggänger – bereitstellen. Im achtzehnten Jahrhundert gab es die Mode, einen Einsiedler zu beschäftigen, der in einer Grotte im Garten wohnte. »Einsiedler« wäre tatsächlich ein netter Posten. Die Reichen sollten auch ihre Häuser öffnen und in der großen Tradition der Gastfreundschaft Brot und Bier und Süßigkeiten verteilen. Zurzeit haben sich Großunternehmen wie der Informationsdienstleister Bloombergo der die Mobiltelefongesellschaften dieser Rolle der Reichen bemächtigt.
    Die Rentenversicherungsbranche gibt sich alle Mühe, uns armen Verbrauchern Angst vor der Zukunft einzujagen. Auf dem Bahnsteig oder im Bus gefangen, werden wir von ihren besorgniserregenden Botschaften überflutet. Alles Mögliche könne passieren, deshalb sei es vernünftig vorzusorgen. Natürlich ist es leicht, Produkte auf der Grundlage noch nicht eingetretener Ereignisse zu verkaufen, denn man bewegt sich auf jungfräulichem Territorium, auf dem sich allerlei Ängste schüren lassen. Die Zukunft kann nach dem Willen der Werbeleute gestaltet werden. Die Wendung »Was wäre, wenn. …?« sollte in achtbaren Kreisen verboten werden. Tatsache ist, dass du morgen durch einen Autounfall ums Leben kommen kannst, wonach all deine Rentenplanung vergebens gewesen wäre. Deshalb wäre nichts verantwortungsbewusster, als zu rufen: »Steckt euch die Rente in den Arsch«, was zu sagen Philip Larkin in seinem berühmten Gedicht »Toads« (»Kröten«) den Mut hatte.
    Es ist eine außerordentliche Unverschämtheit, dass die Regierung vor kurzem das Rentenalter wegen der »Rentenkrise« erhöht hat. Seit Jahren wird über diese »Rentenkrise« gesprochen, und wenn dann alle wirklich besorgt sind, haut einem der Staat als Lösung um die

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