Die Kunst, frei zu sein
Ohren, dass man schwerer und länger arbeiten muss! (Wieder einmal doktert der Staat an den Problemen herum, die er selbst geschaffen hat.) Wer kann sich vorstellen, wie sich nun diejenigen fühlen, die geglaubt haben, nur noch drei Jahre bis zur Rente warten zu müssen, um dann zu hören, ihre Arbeitszeit sei erheblich verlängert worden?
Warum soll die Regierung eigentlich über das Rentenalter bestimmen? Wann ich mich zur Ruhe setze oder nicht, geht die Regierung überhaupt nichts an. Unser Rentenalter sollte von einem Privatvertrag zwischen uns und unserem Arbeitgeber abhängen oder, noch besser, durch unsere eigene Entscheidung festgelegt werden.
Die Darstellung der Rente als irdische Belohnung dafür, dass man vierzig Jahre oder mehr auf einem ungeliebten Arbeitsplatz durchgehalten hat, ist etwas Neues. Eine Rente ist zu etwas geworden, für das man arbeitet; sie ist nicht mehr etwas, das man nach der Arbeit erhält. Mit anderen Worten, sie ist Ausdruck der Anerkennung, welche die Obrigkeit für gute Arbeit erteilt, für das »säkulare Jenseits«, wie es mein Freund Matthew de Abaitua formulierte. Leide jetzt – und zieh später ins Paradies ein.
Durch private Rentenversicherungen kannst du angeblich eine beruhigende Sicherheit erwerben, das heißt Freiheit von Furcht, aber die Realität sieht ganz anders aus: Man verkauft uns Angst und dann die scheinbare Lösung: Geld. Doch diese Lösung funktioniert nie. Du wirst gehorsam kleine Beträge für deine Rente zusammenkratzen und in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft Entbehrungen auf dich nehmen – und das, weil du der betrügerischen Botschaft der Werbeleute Glauben geschenkt hast. Angesichts der Rentenreklame sollten wir die klugen Worte des Troubadours Cercamon wiederholen, der im Jahr 1140 sang:
All deine schönen Worte sind keinen Deut wert. Besser eine an meinen Busen gedrückte Wachtel als ein ganzes Geflügelhaus, das jemand anders abgesperrt hat. Verlass dich auf die Gaben anderer, und du starrst ins Leere.
Genau, auch ich hätte lieber sofort eine Wachtel als das vageVersprechen, morgen ein Geflügelhaus zu bekommen. Renten haben mit leeren Versprechungen zu tun. Sie sind teuflisch. Unterdessen treiben sich die Kapitalisten herum, kaufen höllische Blackberrys mit deinem Geld, sitzen in Taxis und kommen sich wichtig vor. Dabei sind sie nichts als Börsenspekulanten! Es wird Zeit, die Dinge umzukehren. Blick auf die Pfeffersäcke herab und erhöhe dich selbst! Nein, ich werde nie eine Rentenversicherung abschließen. Wenn ich Geld verdiene, dann möchte ich es für mich selbst behalten. Verwahre es unter dem Bett! Oder kauf dir etwas, das dir gefällt! In meinem Fall sind es Bücher. Ich würde lieber 50 Pfund im Monat für Bücher ausgeben, als sie einem Börsenmakler zu überlassen. Die angeborene Habgier der Rentenversicherungsverwalter bedeutet auch, dass sie anfällig für Schwindler sind. Ein mit mir befreundeter Anwalt hat mir gerade erzählt, wie eine Gruppe smarter City Boys eine Rentenversicherung mit dem Versprechen gewaltiger Renditen um 80 Millionen Pfund betrog. Mit anderen Worten, deine Rente ist genau das Gegenteil dessen, was für sie in Anspruch genommen wird. Sie ist alles andere als sicher, vielmehr ein katastrophaler Aufbewahrungsort für dein Geld. Wer in eine Rente investiert, lässt in Wahrheit einen unverantwortlichen Leichtsinn erkennen.
Wenn es um Renten geht, gehöre ich also eindeutig zu den Befürwortern der Maxime: »Iss, trink und sei fröhlich, denn morgen könnten wir sterben.« Der Glaube an Renten bringt eine Art Sklaverei hervor. Wenn du nicht an Renten glaubst, dann glaubst du an dich selbst und daran, für dich selbst sorgen zu können. Dadurch wirst du frei. Mir wäre es lieber, heute Geld zu haben und den morgigen Tag sich selbst zu überlassen. Wir können uns nicht beschweren, wenn wir unser Geld, habsüchtig wie wir sind, einer Bande von Spekulanten anvertrauen und sie es für feuerrote Ferraris verschleudern.
Der andere wichtige Gesichtspunkt in Sachen Renten: Sicherheit ist ein Hirngespinst. Sie existiert einfach nicht. Sie ist ein Produkt der Fantasie, eine bloße Hoffnung, ein Irrlicht. Die Dinge sind unberechenbar. Woher sollen wir wissen, was morgen oder auch nur in einer Minute geschehen wird? Eine Naturkatastrophe – oder ein Börsenkrach – könnte unsere Ersparnisse vernichten. Wenn du Geld hast, gib es um Gottes willen aus. Leben ist Wandel, Fließen, Fortschritt. Sicherheit ist eine
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