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Die Kunstjaegerin

Die Kunstjaegerin

Titel: Die Kunstjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elis Fischer
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sie das Bild von der Wand genommen und die Vignette auf der Rückseite entdeckt hatte, noch nie von ihm gehört. Genau genommen war Flora auf die Markierung gestoßen. »Schau dir das an!«, hatte ihre Freundin aufgeregt gerufen und – das Gemälde in den Händen – mit der Nase auf den weißen Fleck gedeutet. Vorsichtig hatte Theresa daraufhin über die Staubschicht gestrichen und die Spinnweben vom Keilrahmen entfernt. Ein kleiner, vergilbter Zettel kam zu Vorschein. Ihr Herz klopfte wie verrückt, als sie die blassviolette Schrift entzifferte. »Suttermann oder Sustermans, schwer zu lesen.
    Und was steht hier? Warte, das nächste Wort ist … Rubens«, stammelte sie. Dann versagte ihre Stimme.
    »Rubens?« Flora lehnte das Bild vorsichtig an die Wand.
    »Wahnsinn! Würde ich noch rauchen, bräuchte ich jetzt sofort eine Zigarette!«
    Sie fiel auf die Knie und fuhr mit beiden Händen durch ihre rotblonden Locken. Ganz die Tochter des Burgschauspielers Max Lombardi, dachte Theresa.
    »Rubens! Thesi! Rubens!«
    »Beruhige dich! Ich hab’s begriffen«, flüsterte Theresa.
    Der ›Bethlehemitische Kindermord‹, eines seiner lange ver-schollenen Werke, kam ihr in den Sinn. Es war vor Kurzem in Wien wiederentdeckt und für 70 Millionen Euro versteigert worden.
    Ihr Herz begann noch schneller zu schlagen. Sie setzte sich neben ihre Freundin auf den Boden und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen: »Wenn diese Vignette echt ist … unglaublich! Kannst du das Wort hier, das vor Rubens steht, entziffern?«
    »Schule oder Schuh, wobei ich eher auf Ersteres tippen würde«, antwortete Flora mit einem Augenzwinkern.
    »Schade, in dem Fall hat Rubens höchstwahrscheinlich doch nichts mit dem Gemälde zu tun.« Theresa sah den Geldregen in weite Ferne rücken. »Außer, Sustermans hätte in seiner Werkstatt gearbeitet …«
    Flora unterbrach ihre Überlegungen. »Sei ehrlich, hast du den Zettel dahin geklebt, um mir einen Streich zu spielen?«
    »Ich? Wie kommst du auf die absurde Idee?« Theresa hatte mit ihrem Zeigefinger den restlichen Staub vom Bild gewischt. »Das bekäme ich niemals so hin. Diese altmodische Schrift, das vergilbte Papier, die Spinnweben …«
    »Wenn du es nicht warst, wer dann? Dein Vater?«
    »Um mir nach seinem Tod ein Rätsel aufzugeben? Nein, das glaube ich nicht. Wahrscheinlich ist die Beschriftung von der Fürstin Igowski. Aber ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung.« Sie war ratlos, aber glücklich vor dem Bild gesessen und hatte beschlossen, alles über den Maler herauszufinden.
    Der Restaurator holte Theresa zurück in die Realität. »Wobei solch ein Name auf der Rückseite nicht viel zu bedeuten hat. Als letzter gültiger Nachweis wäre es zu wenig. Viel wichtiger ist im Moment, dass wir den Patienten versorgen. Ich werde das Gemälde in mein Atelier tragen. Möchten Sie mitkommen?«
    Theresa hätte Wenz’ Arbeitsraum zwar gerne gesehen, doch es war Zeit, Dino abzuholen. Sie schüttelte den Kopf. »Leider muss ich schon weg. Wie lange wird es dauern, bis das Bild fertig ist?«
    »Brauchen Sie es dringend? Ein genaues Datum kann ich Ihnen nicht nennen.« Er nahm die Brille von der Nase und begann, sie mit dem Ärmel seines ausgefransten Pullovers zu polieren.
    Zögerlich fügte er hinzu: »Sie werden vermutlich von meinem Neffen wissen, dass ich ein kleines … nun ja, größeres Problem mit dem Trinken habe.«
    Hätte sie aus Pauls Erzählungen nicht gewusst, dass sein Onkel eine Koryphäe auf seinem Gebiet war, und wäre der alte Herr ihr nicht so sympathisch gewesen – Theresa hätte ihr Bild spätestens in diesem Moment wieder eingepackt. Doch nun antwortete sie: »Egal.
    Es hing jahrzehntelang unbeachtet im Haus meiner Eltern, da werde ich es in den nächsten Wochen auch nicht vermissen. Lassen Sie sich Zeit.«
    »Gut, danke. Ich melde mich, sobald ich fertig bin.«
    »Könnten Sie mir sagen, wie viel die Restaurierung ungefähr kosten wird?«, fragte Theresa.
    »Über den Daumen ist das schwer zu sagen. Eine einfache Reinigung reicht hier nicht. Ich muss viele alte Retuschen abnehmen. Grob geschätzt zwischen 1.500 und 4.000 Euro, je nachdem, ob eine Doublierung notwendig ist.« Er betrachtete die Rückseite. »Ach nein, ich sehe gerade, es wurde schon einmal zur Stabilisierung auf eine zweite Leinwand geklebt.
    Dann wird es billiger. Ich gebe Ihnen in den nächsten Tagen Bescheid.«
    Theresa verabschiedete sich und ging nachdenklich zu ihrem Auto. 4.000 Euro! Sie musste

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