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Die Kunstjaegerin

Die Kunstjaegerin

Titel: Die Kunstjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elis Fischer
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Knochen zu schütteln. Ihre Mutter stand stoisch vor dem Grab und blickte ins Leere. Die Namen der Verstorbenen des heurigen Jahres wurden vorgelesen und ließen Theresa aufhorchen. »Wir gedenken Hermann Heller, Destillateurmeister aus Pöllau, gestorben im Mai.«
    Schmerzlich wurde ihr bewusst, dass sie durch seinen Tod ihre eigene Unsterblichkeit verloren hatte. Bis jetzt hatte sie sich nicht damit auseinandergesetzt, dass eines Tages alles vorbei sein könnte.
    Und mit Dino war das pure Leben in ihr Haus eingezogen. Beim Gedanken an ihren Sohn stieg ein Glücksgefühl in ihr hoch, das sie die Kälte leichter ertragen ließ. Sie rückte näher zu ihrer Mutter und drückte ihre Hand.
    Der Pfarrer murmelte ein Gebet. Die Menschen stimmten leise ein. Theresas Blick schweifte über die Menge und blieb am weißen Marmorkreuz des Igowski-Grabes hängen. Rund herum standen Tannen, die an die drei Meter hoch waren und dennoch vom monumentalen Kreuz überragt wurden. Die Bäume umschlossen das Grabmal und bildeten eine nicht einsehbare Insel inmitten des Friedhofs.
    Ob mein Brief an die Rehaklinik überhaupt angekommen ist?, überlegte Theresa. Sie hatte ihn bereits vor fünf Tagen aufgegeben.
    Zu gerne würde sie, falls noch vorhanden, in den Unterlagen des Schlosses stöbern. Sie wusste von ihrem Vater, dass die Fürstin sogar einen Tizian besessen hatte. Vielleicht würde Theresa ein Verzeichnis der Gemäldesammlung finden, auf dem die ›Krönung‹  samt Maler aufgelistet war.
    Theresa nahm aus dem Augenwinkel Bewegungen wahr und kniff die Augen zusammen. Sie sah ein paar Männer mit schwarzen Capes, die in das Baumrondeau zum Grab gingen. Lebten noch Verwandte der Fürstin hier? Hatte ihr Vater nicht erzählt, dass sie kinderlos gestorben war und keiner der entfernten Angehörigen das baufällige Schloss Schwarzbergen erhalten wollte? Aus diesem Grund waren nach ihrem Tod all ihre Kunstwerke und Möbel billig verkauft und das Anwesen zu einer Klinik umfunktioniert worden.
    Theresa ließ das Grab nicht aus den Augen. Kurz vor dem Schlusssegen des Pfarrers verließen die Männer das Rondeau wieder und marschierten in Richtung Ausgang. Der Wind ließ ihre Umhänge in der Luft tanzen. Wie eine kleine Armee von Templern, dachte Theresa. Litt sie jetzt schon unter Wahnvorstellungen? Nein, ihre Fantasie war wieder einmal mit ihr durchgegangen. Hier standen so viele schmiedeeiserne Kreuze, in Kombination mit den wehenden Mänteln machten sie fast alle Besucher zu Gotteskriegern! Trotzdem – die vier Männer kamen ihr merkwürdig vor.
    »Gut, wir können aufbrechen, ich habe einen Tisch beim Wolfbauer reserviert«, sagte ihre Mutter, als das letzte Knacken der Lautsprecher in den Hügeln verhallt war. Theresa hakte sich bei ihr unter und sie gingen los.
    Während sie langsam über den Pöllauer Hauptplatz schlenderten, spürte Theresa Blicke in ihrem Rücken. Täuschte sie sich oder standen da die Männer vom Friedhof und … starrten sie an? Sollte sie sie ansprechen: ›Hallo, ich bin Theresa Valier, mein Vater hat ein Bild aus dem Nachlass der Frau gekauft, deren Grab Sie gerade besucht haben. Wissen Sie über ihre Kunstsammlung Bescheid?‹
    Nein. Wahrscheinlich hatten sie in der Abgeschiedenheit des Rondeaus einfach eine Zigarette geraucht. Oder etwas anderes?
    Waren sie womöglich Drogendealer?
    Verstohlen beobachtete Theresa die vier weiter. Wie sie betont unauffällig dastanden und sich unterhielten. Da stimmte was nicht!
    Nachdenklich betrat sie das Gasthaus, stolperte über die erste Stufe und konnte sich gerade noch an ihrer Mutter festhalten.
    »Thesi Guckindieluft, wo bist du denn mit deinen Gedanken?«
    »Ich? Ach nirgendwo … Es ist so ungewohnt, ohne Papa hier zu sein.«
    »Lass uns erst was essen. Und … dann erzähle ich dir ein paar Geschichten, die du noch nicht kennst. Wenn wir von ihm reden, ist er ja bei uns.«
    Sie setzten sich und bestellten. Kurz darauf betrat ein hohlwangiger, alter Mann das Gasthaus. Unbeholfen schloss er die Tür hinter sich, sah sich um und fuhr mit der Zunge über seine rissigen Lippen. Als er Theresa erblickte, hellte sich seine Miene auf. »Jö, die Resi. Is die letzte Stund scho aus?«
    Theresa zuckte zusammen. ›Resi‹ war sie das letzte Mal vor über 20 Jahren genannt worden, als sie die Volksschule im Ort besucht hatte. Ambrosius Dreiseitl, der sie breit anlächelte und dabei seine braunen Zähne entblößte, war ein Pöllauer Unikum.
    Um die 80 musste er

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