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Die Kunstjaegerin

Die Kunstjaegerin

Titel: Die Kunstjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elis Fischer
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doch ihre rechte Hand war irgendwie komisch verdreht. Aber sie lebte, und was noch wichtiger war: Dino lebte!
    »Ich danke euch. Wie habt ihr so schnell die Polizei und die Rettung organisiert?«, fragte Theresa und versuchte die tausend Nadelstiche in ihrem Körper zu ignorieren.
    Verlegen sah Leon sie an. »Und die GIS, die italienische Spezialeinheit für Geiselbefreiungen. Aber das waren Renzo und Francesco.«
    »Francesco? Wie kommst du …«
    »Sei mir nicht böse, aber ich habe mitbekommen, dass dein Ex sich immer wieder bei dir gemeldet hat. Darum habe ich ihn gegoogelt und alle Infos über ihn gesammelt. Er arbeitet im Innenministerium, und so habe ich ihn nach deiner Entführung um Hilfe gebeten. Für den Fall, dass wir Renzo nicht erreichen würden.« Er stockte kurz. »Nur mit seiner Hilfe konnten wir dich so schnell finden. Da hinten steht er übrigens.«
    Sie schaute zu Francesco, der in einem Hauseingang lehnte, eine Zigarette rauchte und mit einem der Beamten sprach. Er war kaum zu erkennen.
    »Gut, da soll er auch bleiben! Jetzt hat er seine Schuldigkeit getan und wir sind quitt«, sagte Theresa. Sie wurde von zwei Sanitätern, die Leon zur Seite gedrängt hatten, auf eine Liege gehoben und stöhnte, weil die Schmerzen unerträglich wurden.
    »Darf ich mich wenigstens bei ihm bedanken? Schließlich hat er meine beste Freundin gerettet«, fragte Flora und wischte sich eine Träne aus den Augen.
    Theresa zuckte mit den Schultern und ächzte. Dann wurde sie in den Rettungswagen geschoben, Leon und Dino folgten ihr. Sie winkten den anderen zu.
    »Ein bisschen Eifersucht ist doch gut. Sonst sähe ich wahrscheinlich noch schlimmer aus«, flüsterte Theresa, quetschte Leons Finger mit der unverletzten Hand und fiel wieder in Ohnmacht.

Kapitel 16
    Florenz, Freitag, 15. November
    Die Beruhigungsspritze schien nicht bis in ihr Unterbewusstsein vorgedrungen zu sein. Sie sah sich in ihren Träumen immer wieder fallen und Dino mit selbst gebauten Flügeln wie Ikarus hoch am Himmel schweben. Sie spürte ihre Angst, weil sie wusste, dass auch er abstürzen würde. Dann erschien ein Clown, der sie auf einem Einrad verfolgte. Aus seiner Plastikblume spritze Blut statt Wasser, plötzlich explodierte sein Kopf.
    Das Erwachen war eine Erlösung. Sie blickte sich um, ihr Sohn schlief friedlich im Bett nebenan. Leon war im Besuchersessel eingenickt. Schön, dass das Personal ihn nicht weggeschickt hatte.
    Für die Krankenschwestern waren Dino und Theresa Helden und sie hatten somit alle Freiheiten.
    Ihr eingegipster Arm schmerzte. Ja, das hatte sie richtig in Erinnerung, der rechte war gebrochen. Ein Glück, dass sie Linkshänderin war! Aber wie sagte schon Tante Jolesch: »Gott behüte uns vor allem, was noch ein Glück ist.«
    Sie schloss die Augen, ließ den gestrigen Abend Revue passieren. Was hatte sie alles falsch gemacht, welche Ängste ausgestanden, welche Risiken war sie eingegangen! Das Bild von der Pistole an Dinos Schläfe vermischte sich in ihren Gedanken mit Kieslings Beschreibung des toten Schlagers: keinen Kopf mehr, keine Zähne, ein Schuss mitten ins Gesicht. Das Gleiche hätte gestern passieren können.
    Ihr Herz begann schneller zu pochen, wollte den Körper wieder zu einer großen Pumpe verwandeln. Shavasana – jetzt war der richtige Zeitpunkt! Totenstellung, Entspannung, die Gedanken fliegen lassen und sich darauf konzentrieren, was ist und nicht was war. Sie begann ihre Atemzüge zu zählen und endlich fiel sie in einen ruhigen Schlaf.
    Als Dino drei Stunden später zu ihr ins Bett kroch, schreckte sie hoch. Leon saß aufrecht im Stuhl und zupfte an seinem verknitterten Hemd.
    »Guten Morgen, meine Heldin. Wie geht es dir?«
    Er küsste sie vorsichtig auf die Stirn. Dann hob er Dino hoch, drückte ihn an sich und kämpfte mit den Tränen.
    »Ich bin kein Held, nur Dino ist einer.« Sie sah Leon müde an.
    »Wie es mir geht? In der Nacht habe ich die Flucht noch zwanzigmal durchgespielt, aber sonst geht es mir ganz gut.«
    Als sich die Tür öffnete, wehte Kaffeeduft ins Zimmer. Flora, Paul und Boris trugen Tabletts mit Bechern, einen Berg frischer Croissants und zwei überdimensionierte Blumensträuße herein.
    »Endlich, ihr Langschläfer«, sagte Flora. »Wir warten seit Stunden …«, Paul stieß sie sanft in die Rippen, »na ja, seit 30
    Minuten, dass ihr endlich aufwacht. Wir halten es nicht mehr aus!«
    »Stimmt, wir haben schon zweimal Kaffee nachgeholt, damit er auf jeden Fall frisch ist.

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