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Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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die Römer vor allem Geschick, Friedensliebe und Weisheit. Als Motto wählte er den Psalm 119,1: »Zu dem Herrn rufe ich, wenn ich in Trübsal bin, und er erhört mich.«
    Doch die Freude der beiden jungen Leute war wie weggeblasen, als sie bei ihrer Heimkehr erfuhren, dass Ascanio sie verlassen hatte. Selbst Antonio schmerzte es, den früheren Rivalen um die Gunst Lucrezias verloren zu haben, dem er so viel verdankte.
    Es gelang Lucrezia und Antonio, Bramante davon zu überzeugen, sie zur Prozession zu begleiten, mit der der neue Papst traditionsgemäß durch Rom vom Vatikan zur Lateranbasilika zog, die seit Konstantins Tagen als Bischofskirche der Päpste diente, um sie feierlich in Besitz zu nehmen. Und dieser Zug stellte alles, was sie bisher gesehen hatten, in den Schatten. Unter einem makellos blauen Himmel und einer glückstrahlenden Sonne führten zweihundert Lanzenreiter die Prozession an. Es folgten die Musiker in ihren Livreen, die in den Farben Weiß, Rot und Grün gehalten waren. Prachtvoll leuchteten die Banner der dreizehn Vorsteher der Stadtbezirke Roms und die Fahne der Universität, auf der ein Engel in feurigen Farben prangte, wie das Wissen, das von Gott kam, um mit ganzer Größe und Gewalt die Erde zu erobern. Die Stadt schwamm förmlich in Farben, denn diesem Banner schloss sich die Fahne Roms an, auf deren rotem Untergrund die goldenen Buchstaben » S.P.Q.R. « leuchteten, die für Senatus Populusque Romanum standen, gefolgt von der weißen Flagge mit dem schwarzen Kreuz des deutschen Ritterordens. Rotseiden mit weißem Kreuz erschienen dahinter die Johanniter. Farbenprächtig setzte sich die Prozession fort. Wie Tränen der Engel funkelten die Edelsteine, mit denen die prächtigen Gewänder der Oberhäupter der großen Familien aus Florenz und Rom besetzt waren, der Farnese, Medici, Conti, Orsini, Colonna, Santa Croce, Strozzi und Pucci.
    Auf dem Petersplatz fand auch der Architekt mit seiner Tochter und seinem Gehilfen in der Menschenmenge Platz. Schließlich folgten der engere Hofstaat des Papstes und die geistlichen Herren. Zweihundertfünfzig Äbte, Bischöfe und Erzbischöfe ritten in ihrem feierlichen Priesterornat vor den Kardinälen her. Die Aprilsonne warf blendende Lichtreflexe auf die blanken Rüstungen der Schweizergarde.
    Dann endlich kam unter einem Baldachin, der von römischen Bürgern getragen wurde und den Thronhimmel symbolisierte, der Papst selbst auf einem türkischen Schimmel geritten. Sein Haupt zierte die edelsteinbesetzte Tiara, die dreifache Krone. Der Camerlengo , der Kardinalkämmerer, und einige weitere Kammerherren folgten Leo X. und warfen Münzen unter das römische Volk. Den Abschluss bildeten vierhundert Reiter. Nicht nur wegen des verteilten Geldes, sondern vor allem, um an der unendlichen Pracht teilzuhaben, versammelte sich das Volk von Rom rechts und links der Straße oder lag in den Fenstern der Wohnhäuser.
    Zehn Jahren zuvor war Rom noch ein einziges verwinkeltes Labyrinth von Häusern und Ruinen gewesen, durch das sich unübersehbar die Straßen der Stadt schlängelten. Wild wuchsen Häuser aus Häusern heraus, während andere allmählich zerfielen und zu dem Schutt wurden, auf dem sich die Stadt seit über zweitausend Jahren erhob. Drohend hatten sich aus dem Gewirr der Stadt die Wehrtürme der festungsartigen Paläste der stadtrömischen Adeligen emporgereckt, die dadurch ihren Anspruch auf Reichtum und Herrschaft dokumentierten. Diese Stadtfestungen des Adels wirkten auf ihre eigene Art wie Raubrittersitze. Jeder kämpfte mit jedem, alle misstrauten allen. Mit ihren wehrhaften Stadtsitzen als Inseln der Macht inmitten des eng bebauten, winkligen Durcheinanders kontrollierten die mächtigen Familien die römischen Bezirke, bis zu dem Tag, an dem Julius II. seinem Architekten Donato Bramante befahl, diese Quartiere zu schleifen. Und der Architekt, assistiert von Antonio da Sangallo, hatte ganze Arbeit geleistet, wie er stolz feststellte.
    Auf der Via Papale bewegte sich der päpstliche Zug nun von Alt Sankt Peter quer durch die Stadt zur Lateranbasilika. Und die Menschen, die am Rand die Prozession verfolgten, jubelten und riefen, wenn sie den neuen Papst erkannten: »Pale, Pale«, womit sie auf das Wappen und das Erkennungswort der Medici anspielten. Wer Pale, Kügelchen, rief, bekannte sich als Anhänger der Medici. Die Kügelchen im Wappen wiesen auf die Herkunft der mächtigen Florentiner Familie aus dem Stand der Apotheker hin.
    Für Bramante

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