Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
Euer Geld!«
»Gut, ich hole die Leute aus Colonnata und Misiglia zusammen.«
Nachdem diese Frage geklärt war, begannen sie mit der Auswahl der Steine. Immer wieder schaute und verglich Michelangelo, beriet sich mit Fritz, diskutierte die Äderung, denn sie war entscheidend dafür, ob der herausgelöste Block später Risse bekam und unbrauchbar würde oder nicht, bevor er eine Stelle markierte. Matteo trat zu ihnen.
»Vater«, sagte er. »Guido und ich wollen uns ein wenig im Gebirge umschauen. Francesco sagt, der Hundsfott lebt.« Fritz nickte finster.
Seine Söhne wollten gerade aufbrechen, als er sie noch einmal zu sich rief. Er drückte Matteo sein Messer in die Hand.
»Seid vorsichtig, und bleibt immer zusammen. Das Schwein ist mit dem Teufel im Bunde, wenn es immer noch Gottes schönen Erdboden verdrecken sollte!«
Rom, Anno Domini 1505
Die vergangenen Tage hatte Bramante als einen jähen Wechsel von ungestümem Schaffensdrang und abgrundtiefer Niedergeschlagenheit erlebt. Immer wieder nahm er den Bleigriffel in die Hand, um zu skizzieren, und musste ihn dann sofort aus der Hand legen, weil er fürchtete, ihn sich aus Wut und Verzweiflung in die Pulsadern zu treiben. In den seltenen Phasen, in denen er zur Ruhe kam, erschien ihm beides lächerlich. Sich in seinem Alter so heftig zu verlieben, wie es ihm nicht einmal als Jüngling widerfahren war, und sich dadurch fast in den Wahnsinn treiben zu lassen, war nicht weniger komisch als die Vorstellung, er könnte in den wenigen Jahren, die ihm noch blieben, ein solch immenses Bauprojekt vollenden. Bisweilen betrank er sich bis zur Bewusstlosigkeit. Nach den Vergessen schenkenden Künsten der Dirnen verspürte er kein Verlangen.
Eines Morgens, als er verkatert aus seinem Bett kroch, fiel sein Blick auf eine Gestalt, die nächst seiner Schlafstatt im Lehnstuhl saß, die Beine, die in einer schwarzen Hose steckten, übereinandergeschlagen, wobei der rechte Fuß des zuoberst liegenden Beines leicht wippte. Im ersten Moment dachte er: Der Teufel, es ist so weit, er ist gekommen, dich zu holen! Bramante kippte vornüber und schlug unsanft auf dem Boden auf. Er stöhnte und versuchte es dann mit einem Gebet.
Die Gestalt erhob sich, und Bramante starrte auf dürre Beine, die sich in den engen Strumpfhosen abzeichneten. Wie Spinnenbeine, dachte er.
»Herr, bitte, bitte!« Die Worte fielen wie Watte aus seinem Mund, während zwei Hände ihn packten und hochzogen.
»Steh auf, Donato, steh auf!« Er kannte die Stimme. Auch Farbe und Form der Augen seines Gegenübers kamen ihm bekannt vor, sehr sogar. Die bis auf die Schultern fallenden gelockten Haare, das längliche Gesicht, das Kinnbärtchen. Er schloss die Augen und stöhnte.
»Komm zu dir, Freund!« Agostino Chigi stützte ihn und sagte naserümpfend: »Du brauchst ein Bad.«
Bramante stieß auf, und ein säuerlicher Geschmack breitete sich in seiner trockenen Mundhöhle aus.
»Verzeiht, ehrenwerter Agostino, verzeiht.«
Der Bankier ließ ihn los. Bramante riss die Augen auf, bewegte die Gesichtsmuskeln und schnaufte.
Chigi kam gleich zur Sache. Er wollte sich offensichtlich nicht länger als nötig im Schlafgemach des Architekten aufhalten.
»Imperia hat mir von deiner Idee erzählt, einen neuen Petersdom zum Ruhme Gottes zu errichten. Es sei an der Zeit.«
»Es ist an der Zeit!«
»Dann tu es! Meine Unterstützung hast du. Aber es wird einen Aufschrei geben, wir müssen klug und gewappnet sein.«
»Und was springt für Euch dabei heraus?«
»Eine gute Frage. Endlich kommst du wieder zu Verstand! Die Finanzierung. Das wird das größte Geschäft meines Lebens.« Chigi schmunzelte. Es hatte den Anschein, als habe er Kredit und Zinsen schon durchgerechnet und auch die Sicherheiten bedacht, die er sich überschreiben lassen und gewinnbringend nutzen wollte. Der Bankier wandte sich zum Gehen, blieb jedoch in der Tür stehen und senkte den Blick.
»Imperia lässt dich grüßen.«
Bramante unterdrückte ein bitteres Auflachen.
»Wir werden deinen Anteil an unserem Glück nicht vergessen, mein lieber Donato. Du hast einen Freund gewonnen«, sagte Chigi, der reichste Mann der Welt, der so geschäftstüchtig wie großzügig war, und verließ Bramantes kleinen Palazzo. Alles wäre gut gewesen, wenn die Liebe den Architekten nicht so gequält hätte.
Nachdem er wer weiß wie lange auf seinem Bett gesessen und über Chigis Worte nachgedacht hatte, die er nicht annehmen wollte, sprang er plötzlich wie von
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