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Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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Haus, dann werde ich dran Wohlgefallen haben und ich werde verherrlicht werden. Ihr blicktet auf vieles hin, und es wurde weniges: Und nach Hause wurde etwas hineingebracht, und ich habe es weggeblasen. Weil mein Haus wüst ist, ihr aber jeder nach eurem Haus strebt, deswegen wird der Himmel Tau zurückhalten, und die Erde wird ihr Gewächs verweigern. Und ich werde herbeiführen ein Schwert gegen die Erde und gegen die Berge und gegen das Getreide und gegen den Wein und gegen das Olivenöl und was die Erde wachsen lässt und gegen die Menschen und gegen das Vieh und gegen alle Früchte ihrer Hände.«
    Egidio erhob sich und ließ seine Arme sinken. »Ja, Heiliger Vater, ich stimme diesem Mann zu. Bauen wir das Haus unseres Herrn, das zerfallen ist, neu! Dann wird Gott alle unsere Unternehmungen segnen, so wie es der Prophet Haggai verheißt.«
    Stille breitete sich aus. Keiner wagte zu sprechen. Bramante hatte plötzlich das Gefühl, dass der Heilige Geist unter ihnen weilte. Sollte er auf seine alten Tage etwa noch fromm werden? Dieser Egidio ist ein gefährlicher Mann, dachte er, seine Worte ersetzen einen ganzen Heerhaufen.
    Nach einer endlosen Weile, in der man einen Federkiel hätte zu Boden fallen hören können, räusperte sich Julius schließlich. Dann sagte er leise, wie zu sich selbst: »Wohl gesprochen, mein Sohn. Rom als Mittelpunkt eines neuen Imperium Romanum und als neues Jerusalem braucht einen neuen Tempel.«
    In diesem Moment wusste Bramante, dass der Papst von dieser Idee fasziniert war. Sie enthielt alles, was er schätzte: Sie war groß, sie war eines Cäsar würdig. Sie begann, seine Idee zu werden.
    »Der Entwurf ist von großer Schönheit«, ließ sich Sangallo vernehmen.
    »Und an diesen neuen Tempel schließen wir den alten einfach an«, schloss Bramante und bemühte sich um einen gelassenen Ton, während der Triumph ihn innerlich erzittern ließ. »Vergangenheit und Zukunft des Christentums in einem!«
    »Also unsere Gegenwart! Denn sind wir Christen, so sind wir es im Heute, das für uns Vergangenheit und Zukunft in einem ist.« Mit diesen Worten beendete der gelehrte Egidio die Diskussion.
    Dagegen konnte selbst Giacomo nichts einwenden. Nur Sangallo verzog das Gesicht. Bramante kannte seinen alten Bundesbruder aus den Tagen der Fedeli gut genug, um zu wissen, dass ihm die Vorstellung, die kühne Idee würde durch den Kompromiss, den der Anschluss an die alte Basilika bedeutete, verdorben, Unbehagen bereitete. Aber vorerst konnte er keinen Krieg mit dem mächtigen Dominikaner gebrauchen. Ach, der gute alte Sangallo! Sein Talent in Gesellschaft eines listigen Geistes hätte ihm durchaus Konkurrenz machen können. Aber Giuliano war zu gutmütig oder einfältig, je nachdem wie man es nennen mochte.
    Der Papst sah sie einen nach dem anderen kurz an und sagte dann: »Lasst mich allein. Ich will nachdenken!« Er konnte seine Besucher offensichtlich nicht schnell genug loswerden. Zum Schein griff Bramante nach dem Plan, um ihn mitzunehmen.
    »Das bleibt hier!«, fuhr ihn Julius an. »Und nun hinaus mit euch allen!«
    Giacomo passte Bramante auf der Treppe ab und fragte ihn mit zornfunkelnden Augen, wie er denn auf diese Weise das heidnische Mausoleum verhindern wolle. Der Architekt lächelte vielsagend und erwiderte ruhig: »Genau auf diese Weise. Lasst das nur getrost meine Sorge sein. Der größte Teil von Alt Sankt Peter bleibt erhalten. Und das Grabmal des Bildhauers wird niemals in Sankt Peter errichtet werden. Das Projekt ist heute gestorben, darauf mein Wort, Frà Giacomo!«

26

    Colonnata, Anno Domini 1505
    Michelangelo gönnte sich keine Ruhe. Den Tag über suchte er im Steinbruch nach den besten Steinen, abends arbeitete er weiter an den Entwürfen für das päpstliche Mausoleum, und vor dem Einschlafen las er in Landinos Ausgabe von Dantes »Divina Commedia«. Zuweilen fragte er sich, was ihn an diesem Buch so sehr begeisterte, dass er es immer und immer wieder las.
    Eines Morgen dann, als ein Stein mit der Lizzatura zu Tal gelassen wurde und das Seil riss, begriff er es auf schreckliche Weise. Der schwere Block rutschte geschmeidig wie eine Knochenkufe auf dem Eis vom Steinschlitten, sprang über einen Felsvorsprung, änderte dadurch die Richtung und traf auf Matteo, der im Tal stand, um das Verladen des Brockens auf einen Ochsenkarren zu überwachen. Er konnte nicht einmal mehr schreien, so schnell ging es. Durch das Getöse, das der Stein verursacht hatte, gingen die Ochsen

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