Die Kurtisane des Teufels
aufzwingen könnte. Während er mit den Friedensrichtern auf die Geräusche aus der Zelle des Diebesfängers lauschte, musste ihm klarwerden, dass seine schlimmsten Befürchtungen eingetreten waren.
Wilds Gesicht verharrte einen Moment über ihr, bevor sich seine fleischigen Lippen auf die ihren pressten und seine Zunge ihren Mund ausfüllte. Mit all ihrer Willenskraft zwang sich Kitty, den Kuss zu erwidern. Erneut stieg Übelkeit in ihr auf. Die kräftigen Hände des Diebesfängers hakten mit geübten Bewegungen ihr Kleid auf, zogen das spitzenbesetzte Hemd herunter und kneteten genießerisch ihre Brüste.
»Ihr seid tatsächlich so bezaubernd gebaut, wie ich es mir vorgestellt habe«, flüsterte er, während er ihren Hals und ihren Nacken küsste. »Welche Verschwendung, dass Ihr Euch nur blutleeren Aristokraten hingebt. Ihr braucht einen richtigen Mann!«
Seine Hand wanderte ihre Taille hinab bis zu ihrer Hüfte und begann ihre Seidenröcke hochzuraffen. Als er ihre Beine entblößt hatte, griff er zwischen ihre Schenkel und suchte die Wärme ihrer Scheide. Kitty verharrte unbeweglich, darauf bedacht, ihre Beherrschung zu bewahren. Ihr Blick folgte den Bewegungen seiner Hände, die nun am Verschluss seiner Kniehose nestelten und sein Glied hervorholten. Angewidert schloss sie die Lider und bemühte sich, die Tränen zurückzuhalten, die in ihre Augen stiegen. Sie spürte die Berührung seiner Rute an ihren Schamlippen, doch die Spitze blieb weich und nachgiebig. Im nächsten Moment verkrampften sich Wilds Finger in ihren Schultern, und er presste sie mit einem verzweifelten Knurren an sich, dass ihr die Luft wegblieb. Ob als Folge der Krankheit oder weil der Aufenthalt im Newgate ihn doch stärker belastete, als ihm anzusehen war – Wilds Glied blieb schlaff, und es gelang ihm nicht, in sie einzudringen. Schließlich gab er es auf, strich noch einmal sehnsüchtig über ihre entblößten Brüste und erhob sich. Während er seine Hose schloss, brachte Kitty ohne Eile ihr Kleid in Ordnung. Einerseits war sie erleichtert, dass der Kelch an ihr vorübergegangen war, andererseits war sie nun dem Ziel ihres Besuchs ferner denn je.
Mit ruhiger Stimme, als sei nichts geschehen, sagte sie: »Unter den Besuchern meines Hauses sind auch einige einflussreiche Juristen, die meinen Mädchen im Rausch der Lust so manches Geheimnis anvertrauen. Soll ich sie anweisen, gewisse Fragen zu stellen? Würde Euch das helfen?«
Im Geiste noch beschäftigt mit seinem Versagen, wandte sich Jonathan Wild zu ihr um und antwortete: »Fragt Eure Mädchen, ob in Bezug auf mich jemals der Name Statham gefallen ist.«
Kitty horchte auf. »Catherine Statham, die Spitzenhändlerin?«
In Wilds Augen trat ein Ausdruck der Bestürzung, als er sich bewusst wurde, dass er zu viel preisgegeben hatte. Rasch schüttelte er den Kopf und machte eine abwehrende Handbewegung.
»Vergesst, was ich gesagt habe! Es hat keine Bedeutung.«
Kitty hatte sich von der Liegestatt erhoben und strich ihre Röcke glatt.
»Ich wünsche Euch viel Glück für den Prozess, Sir«, sagte sie. »Wie ich hörte, habt Ihr Serjeant Baynes und Mr. Kettleby zu Eurer Verteidigung verpflichtet. Sie sind sehr fähige Juristen.«
»Dennoch wäre ich ein Narr, wenn ich mich allein auf diese Winkeladvokaten verlassen würde«, erwiderte Wild sarkastisch. Er trat an den Tisch und deutete auf einen Stapel Handzettel, der darauf lag. »Das ist eine Liste der Verbrecher, die ich zur Strecke gebracht habe. Es sind fünfundsiebzig Namen von Dieben, Straßenräubern und Mördern. Diese Aufstellung werde ich vor dem Prozess unter den Geschworenen und Zuschauern verteilen, damit sie sehen, was ich für die Sicherheit in dieser Stadt getan habe.«
Kitty nahm einen der Handzettel vom Tisch und überflog die Liste. Zuoberst war zu lesen: »Edward Spencer und Joseph Hutton, die den Büchsenmacher Hoskins und seinen Sohn nahe der Fleet-Brücke überfallen und verwundet hatten.« Beide wurden gehenkt. Es folgten weitere Namen, die begangenen Verbrechen und die verhängten Strafen. Plötzlich stieß Kitty heftig die Luft aus.
»Thomas Marshall«, las sie laut. »Überfall auf eine Kutsche im Hyde Park, gehängt am siebten Mai 1719.«
Wut und Schmerz wallten in ihr auf. Mit einer brüsken Bewegung warf sie den Handzettel auf die Tischplatte. Verwundert blickte Wild sie an und stutzte, als er den Hass in ihren Augen sah.
»Warum?«, entfuhr es Kitty. »Warum habt Ihr ihn ausgewählt? Er war ein
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