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Die Kurtisane des Teufels

Die Kurtisane des Teufels

Titel: Die Kurtisane des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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diesem Morgen hatte Kitty das Gefühl, dass ein neues Leben vor ihr lag, sofern sie den Mut aufbrachte, das Schicksal beim Schopf zu packen.
    Als sie sich unschlüssig im Schankraum umsah, sprach Moll King sie an.
    »Möchtest du ein Schälchen Kaffee, Kleine?« Die wachen Augen der beleibten jungen Frau musterten die Bettlerin prüfend. »Hast du Geld?«
    Kitty holte einen Schilling hervor und zeigte ihn der Wirtin.
    »Den kann ich nicht wechseln«, sagte Moll. »Aber du kannst meinetwegen anschreiben lassen.«
    Während sie heißen Kaffee aus einer Kanne in ein Schälchen goss, kehrte ihr Blick immer wieder zu Kittys Gesicht zurück.
    »Du bist doch das Mädchen mit dem Silberpenny, nicht wahr?«, bemerkte sie schließlich. »Hättest in dein Provinznest zurückkehren sollen, Herzchen. London ist ein Ungeheuer, das jeden auffrisst.«
    »Als ich das erkannte, war es bereits zu spät«, erwiderte Kitty bitter und wies auf Helen.
    Moll nickte verständnisvoll. »Da bist du in guter Gesellschaft.«
    Vorsichtig nahm Kitty einen Schluck von dem Kaffee und verzog angewidert das Gesicht.
    »Ich brauche einen Rat«, gestand sie nach kurzem Zögern.
    »Worum geht es?«, fragte die Wirtin aufmunternd.
    »Heute Morgen bot mir ein Mann zehn Guineen, wenn ich die Nacht mit ihm verbringe.«
    Beeindruckt stieß Moll einen leisen Pfiff aus. »Das ist sehr großzügig. Der gängige Preis für eine gepflegte Dirne, die ihre eigene Kammer hat, beträgt zwei Guineen. Der Pink muss einen Narren an dir gefressen haben. Du hast das Angebot doch nicht etwa ausgeschlagen?«, fragte die Wirtin, als sie den zweifelnden Ausdruck auf Kittys Gesicht sah.
    »Ich habe so etwas noch nie gemacht …«, begann sie. »Ich meine, für Geld …«
    Gleichmütig zuckte Moll King die Schultern. »Was ist schon dabei? Sieh dich um«, forderte sie Kitty mit einer ausholenden Geste auf. »Keine der Frauen, die du hier siehst, würde sich eine solche Gelegenheit entgehen lassen. Also sei nicht dumm, Mädchen. Solange der Mann nicht abstoßend hässlich ist …«
    »Nein«, erwiderte Kitty lächelnd, »er ist ganz ansehnlich und scheint mir sehr nett zu sein.«
    »Worauf wartest du dann noch?«, fragte Moll. »Wenn er dich in die Arme nimmt, mach einfach die Augen zu und stell dir vor, es sei der Vater deines Kindes.«
    Die Wirtin wandte sich ab, um einen Kunden zu bedienen, und so entging ihr, wie das Lächeln schlagartig von Kittys Zügen wich. Der Gedanke an Daniel schmerzte sie noch immer. Es war an der Zeit, ihn zu vergessen, so schwer es ihr auch fiel. Erst dann würde sie frei sein und ein neues Leben beginnen können.
    »Na, hast du’s dir überlegt?«, fragte Moll die junge Mutter, als sich der Kunde entfernt hatte. »Glaub mir, wenn mir jemand so ein Angebot gemacht hätte, würde ich nicht zögern, es anzunehmen. Eine Nacht geht schnell vorbei. Und danach hast du ausgesorgt.« Da Kitty ihr schweigend lauschte, ohne zu widersprechen, fuhr sie mit einem wissenden Lächeln fort. »Die adeligen Damen tun auch nichts anderes, wenn sie sich mit einem reichen Tattergreis vermählen lassen, um in den Genuss seiner Titel, seiner Stellung und seines Geldes zu kommen. Also lass dich für dein Geld im Badehaus ein paar Stunden verwöhnen, kauf dir ein schönes Kleid und such den großzügigen Gönner auf. Vielleicht bekommst du nie wieder eine solche Chance.«
    »Aber was ist mit meiner Tochter?«, gab Kitty zu bedenken. »Ich kann sie nicht mitnehmen.«
    »Ich kenne eine Frau, die Kinder in Pflege nimmt und gut für sie sorgt. Ihr kannst du deine Tochter unbesorgt anvertrauen. Sie ist keine Engelmacherin, die ihre Schützlinge verhungern lässt, darauf gebe ich dir mein Wort. Ihr Name ist Margaret Hoskins. Sie wohnt hier in der Nähe auf der Bedford Street im Haus ›Zum Reifen‹. Sag ihr, ich hätte dich geschickt.«
    »Wie kann ich Euch nur danken?«, fragte Kitty, die von der uneigennützigen Unterstützung der Wirtin gerührt war.
    »Sieh nur zu, dass du von der Straße kommst«, erwiderte Moll. »Es wäre schön, inmitten all dieses Elends einmal eine Erfolgsgeschichte zu erleben.«
    Von neuem Mut erfüllt, verließ Kitty »Tom Kings Kaffeehaus« und machte sich auf den Weg zur Bedford Street. Als sie an die Tür zu Mistress Hoskins’ Haus klopfte, öffnete ihr eine kleine Frau um die vierzig, deren rundes Gesicht beinahe unter einer ausladenden Leinenhaube verschwand. Sie trocknete sich die Hände an ihrer weißen Schürze und betrachtete Kitty

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