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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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ist ein Schock.“
      „Ich möchte nie wieder über ihn reden.“
      Bess starrte sie einen Moment lang an. „Und wie willst du verhindern, etwas zu fühlen, nun, da du weinen und trauern kannst? In dem Augenblick, da wir anfingen, über ihn zu reden, hast du die Fassung verloren.“
      „Ich muss es versuchen!“, rief Blanche.
      Bess ließ nicht locker. „Wovor hast du wirklich Angst? Vielleicht solltest du dich deinen Erinnerungen stellen. Ich kann mir nicht helfen, aber ich denke, wenn du es tust, kannst du vielleicht den Frieden und das Glück finden, die du suchst.“
      „Jetzt bist du diejenige, die verrückt ist“, fuhr Blanche sie wütend an. „Denn du hast keine Ahnung, was sie meiner Mutter angetan haben.“
      Bess erstarrte. „Du bist wütend.“
      „Ja, das bin ich. Und wenn du nicht aufhörst, dann werde ich mich wieder an diesen verdammten Tag erinnern!“
      „Gut. Ich werde aufhören. Aber ich bin nicht sicher, ob das, was du vorhast, das Richtige ist.“
      „Hast du nicht gesehen, was diese Erinnerungen mit mir machen?“, ereiferte sich Blanche. „Sie verwandeln mich wieder in ein Kind von sechs Jahren, inmitten eines Londoner Aufstands – sie verwandeln mich in eine Verrückte!“
      „Wie oft hast du diese Anfälle schon gehabt?“, fragte Bess gefasst.
      „Vier- oder fünfmal. Am Anfang war es nur eine Erinnerung. Jetzt werde ich jedes Mal, wenn ich mich an etwas Neues erinnere, in die Vergangenheit zurückversetzt.“
      „Vielleicht hast du recht. Vielleicht ist es eine schlechte Idee, sich an die Vergangenheit zu erinnern.“ Sie verstummte abrupt.
      Blanche schlang sich die Arme um die Taille. „Was hast du?“
      Bess errötete. „Ich möchte nicht, dass irgendjemand dich so sieht, wie ich dich eben gesehen habe. Nicht deine Zofe und noch nicht einmal Felicia.“ Sie lächelte freudlos und nahm Blanches Hand. „Niemand wird es verstehen. Du kennst den ton. Toleranz ist dort ein unbekanntes Wort.“
      „Sie werden mich für verrückt halten, und der Klatsch wird blühen“, rief Blanche nervös aus. „Und die Wahrheit ist – ich bin verrückt. Oder etwa nicht?“
      „Nein, du bist nicht verrückt. Aber du hast recht. Dies hier muss unser Geheimnis bleiben.“
      „Natürlich ist es unser Geheimnis“, sagte Blanche schnell.
      „Weiß er, was geschieht?“
      Blanche schüttelte den Kopf. „Ich bin zweimal in Ohnmacht gefallen – ich glaube, er meint, ich würde keine überfüllten Räume ertragen, und dass ich nicht genug esse.“
      „Du brauchst einen Arzt. Jemand, dem wir vertrauen und dem wir die Wahrheit sagen können. Und er muss dir etwas verschreiben, das dir hilft, diese Anfälle zu überstehen. Ich werde ein paar Nachforschungen anstellen.“ Bess seufzte. „Warum nimmst du nicht inzwischen eine Dosis Laudanum und schläfst? Wenn du aufwachst, wirst du dich besser fühlen, da bin ich sicher.“ Sie lächelte ermutigend. „In den letzten anderthalb Wochen hast du sehr viel durchgemacht. Du musst erschöpft sein, und ein wenig Ruhe wird dir nicht schaden.“
      Blanche starrte ihre beste Freundin an.
      Bess’ Lächeln verschwand. „Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe wegen alldem hier ein sehr ungutes Gefühl.“
      „Ich habe einmal gehört, wie ein Arzt sagte, er würde einer Frau, die ein Kind erwartet, kein Laudanum verschreiben. Er meinte, es gäbe Untersuchungen, die beweisen, dass es einem ungeborenen Kind schaden könnte.“
      Bess war verblüfft – und sah sie dann fassungslos an. „Was sagst du da?“
      „Es gibt die Möglichkeit, dass ich ein Kind erwarte“, rief Blanche. Wieder traten ihr die Tränen in die Augen.
      „Du und Sir Rex – ihr wart ein Liebespaar?“ Die Freundin konnte es nicht fassen.
      „Es war nur eine Nacht – eine sehr lange und leidenschaftliche Nacht – oh Bess! Ich hoffe so sehr, dass ich ein Kind erwarte.“
      Bess sah jetzt nachdenklich aus. „Ist dir klar, was du da sagst?“
      „Natürlich.“
      „Darf ich annehmen, dass du es Sir Rex sagst – und deine Meinung im Hinblick auf eine Heirat mit ihm ändern wirst?“
      Kummer erfüllte ihr Herz. „Ich kann es ihm nicht sagen. Und ich kann ihn nicht heiraten. Denn die Anfälle werden schlimmer werden.“
      „Glaubst du wirklich, dass deine Gefühle für ihn der Grund sind?“ Bess stand auf. „Zwar kenne ich ihn nicht sehr gut, aber ich bin sicher, dass er

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