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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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dürfen nie wieder über Sir Rex sprechen.“
      Bess sah sie noch erstaunter an, falls das möglich war, und streckte die Hand aus. „Komm, setzen wir uns aufs Sofa. Dann erzählst du mir, was gerade geschehen ist.“
      Blanche stand auf und sah sich in dem hübschen kleinen Salon um. Sie schloss die Augen und versuchte, die letzten Reste ihrer Furcht wegzuschicken. Es war nicht leicht, vor allem, da diese letzten Erinnerungen sich nun ihrem Gedächtnis eingeprägt hatten. Sie sah Bess an. Seit der Kindheit vertraute sie ihr, und gerade jetzt brauchte sie dringend eine Vertraute. „Ich fange an, mich an den Aufstand zu erinnern.“
      Bess, die von Blanches Gedächtnisverlust wusste, erbleichte. „Der Aufstand, der deiner Mutter das Leben kostete, als du noch ein Kind warst?“
      Blanche nickte. „Die Erinnerungen drängen zurück. Sie sind schrecklich – ich will mich nicht erinnern –, und ich bin entschlossen, alles zu tun, um sie zurückzudrängen.“
      Sanft legte die Freundin einen Arm um sie und ging mit ihr zum Sofa, wo sie sich setzten. „Ich dachte nicht, dass du dich je erinnern würdest – und dass es wichtig wäre.“
      „Es ist wichtig! Hast du gesehen, was diese Erinnerungen mit mir anstellen?“
      Bess nickte. „Du hast auf dem Boden geweint und geschrien, zusammengekauert wie ein kleines Kind. Felicia holt gerade das Riechsalz, also bin ich die Einzige, die es gesehen hat.“ Sie war bleich. Bess war niemals bleich. „Zum Glück war sonst niemand Zeuge. Was ist mit dir passiert?“
      „Es sind nicht einfach nur Erinnerungen“, flüsterte Blanche. „Ich durchlebe den Aufstand noch einmal, jeden Augenblick davon.“ Sie begann zu weinen. Doch sie schämte sich nicht, sie hatte zu große Angst vor dem, was mit ihr geschah.
      Bess hielt sie fest. „Das meinst du sicher nicht ernst.“
      „Doch, das meine ich. Ich werde wieder sechs Jahre alt. Dieser Raum wird zu der Straße in London. Ich wusste nicht, dass du da warst – ich war allein inmitten der Menge.“ Sie weinte.
      Bess schwieg, doch Blanche kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie entsetzt war, aber trotzdem versuchte, vernünftig zu bleiben.
      „Das alles hat in Land’s End begonnen“, fuhr Blanche leise fort und spürte ihre Kopfschmerzen. „Wir wollten heiraten, Bess. Ich hatte mich verliebt, und dann geschah dies hier.“
      Die Freundin löste sich ein kleines Stück von ihr und sah sie ungläubig an.
      Ihre Schläfen schmerzten, und Blanche presste die Hände dagegen. „Ich will mein altes Leben zurück. Ich will nichts fühlen. Und ich will keine schrecklichen Einzelheiten von diesem entsetzlichen Tag erinnern!“
      Bess streichelte ihren Rücken. „Dass du dich jetzt erinnerst, ist bemerkenswert. Doch seltsamerweise glaube ich, dass es richtig ist. Lass uns einen Moment lang nicht darüber reden. Blanche, ich habe immer gehofft, dass du dich eines Tages verliebst. Und was Sir Rex betrifft, so hatte ich da eine Ahnung.“
      „Du verstehst das nicht“, stieß Blanche hervor. „Der Schmerz, den ich gerade erlebt habe, ist durch die Liebe und Leidenschaft erweckt worden! Es war ein Fehler, sich zu verlieben. Sieh nur, was es mit mir anrichtet!“
      Bess starrte sie an. „Wie kann das miteinander zusammenhängen? Blanche, wenn dir etwas liegt an Sir Rex …“
      „Nein! Es ist vorbei!“, rief Blanche und meinte es ernst. Panik stieg in ihr auf.
      „In der Stadt geht das Gerücht um, dass ihr beide verlobt seid“, warf Bess ein. „Ich habe die Countess in der Bond Street getroffen. Offenbar hat Sir Rex seinem Bruder davon geschrieben.“
      Blanche stöhnte auf. Die Kopfschmerzen wurden heftiger. „Ich werde mich an noch mehr erinnern, ich weiß es. Jedes Mal, wenn ich glücklich oder traurig bin, kommt eine neue Erinnerung hoch. Ich habe mit ihm gebrochen. Denn ich brauche Frieden, keine Leidenschaft! Und Sir Rex hasst mich – das sollte er auch!“, rief sie zitternd aus. „Bess, wir müssen dieses Gespräch abbrechen, ehe ich mich mit einem neuen Anfall auf dem Boden wälze.“
      Einmal mehr wurde die Freundin blass. „Wie kann ein Gespräch einen solchen Anfall hervorrufen?“
      „Ich weiß es nicht. Aber jede Kleinigkeit stellt eine schreckliche Bedrohung dar für meinen Seelenfrieden“, rief sie aus.
      „Ich habe dich noch nie so leidenschaftlich gesehen“, sagte Bess ruhig nach einer kleinen Pause. „Oder so emotional. Das

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