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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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empfinden. „Ich bin verdammt.“
      „Lady de Warenne beruhigt deine Besucher und sorgt dafür, dass sie alle gehen“, sagte Bess.
      Blanche bemerkte, dass die Freundin ihrem Blick auswich. Sie nahm deren Hand. „Wie schlimm war es?“
      Endlich sah Bess sie an. Sie schien den Tränen nahe. Und sie war, was selten geschah, unfähig zu sprechen.
      „Blanche, es war schrecklich!“, rief Felicia stattdessen. „Was ist nur mit dir? War das ein Anfall von Wahnsinn?“
      Blanche versuchte, Haltung zu wahren. „Sah es denn danach aus?“
      „Ich habe noch nie jemanden gesehen, der sich so verhält.“ Felicia setzte sich auf die Ottomane und nahm Blanches Hand. „Ich habe nach deinem Arzt geschickt.“
      Plötzlich erhob Bess das Wort. „Blanche hatte einen Migräneanfall. Sie haben kürzlich angefangen und sind sehr heftig. Du hast ja gesehen, was passiert!“
      Dankbar sah Blanche die Freundin an. Bess lächelte widerstrebend und erwiderte für einen Moment den Blick. Dann stand sie auf. „Ich werde jetzt die anderen beruhigen.“
      Als Bess die Tür öffnete, um zu gehen, sah Blanche im Korridor die Countess of Adare stehen, zusammen mit Lizzie und Eleanor. Alle drei waren aschfahl. Von ihren Verehrern schien keiner mehr da zu sein, außer einem. James Montrose lehnte an der Wand, die Hände in den Taschen. Er wirkte nachdenklich. Bess ging zu der kleinen Gruppe, und alle sahen sie an. Als sie zu sprechen begann, blickten alle zum blauen Salon.
      Blanche wandte sich ab. „Mach die Tür zu, Felicia“, flüsterte sie.
      Und sie hoffte, dass es Bess gelang, alle davon zu überzeugen, dass sie krank war und nicht verrückt.
     

Kapitel 17
     
    In dem Moment, da der Brief eintraf, überkam ihn eine dunkle Vorahnung. Rex legte den ungeöffneten Umschlag hin. Obwohl es erst Mittag war, griff er nach der Flasche mit dem irischen Whiskey und schenkte sich ein Glas voll ein.
      Der Brief kam von seiner Schwägerin Lizzie. Seine Familie schrieb ihm regelmäßig, aber er wurde Ende des Monats zum Hochzeitstag seiner Eltern in der Stadt erwartet. Ein Brief von Lizzie nur zwei Wochen vor seiner Ankunft erschien ihm seltsam. Er musste herausfinden, welche Neuigkeiten sie ihm mitteilen wollte.
      Sofort sah er Blanche vor sich. Er ärgerte sich über sich selbst, weil er ihr Zutritt zu seinen Gedanken gewährte, daher trank er. Er weigerte sich, an sie zu denken. Für so etwas war er zu beschäftigt. Die neue Scheune war fertig, und endlich hatte er damit begonnen, die alte Turmruine an der Südseite des Hauses zu restaurieren. Neue Begrenzungsmauern waren um die Weiden gezogen worden. Und in das Herrenzimmer ließ er eine paar neue größere Fenster einbauen.
      Er umfasste das Glas fester. Es war schon Mai. In ein paar Wochen würde es Sommer sein. Das Frühjahr war viel zu langsam vergangen, obwohl er lange, endlose Tage gearbeitet hatte, an der Seite seiner Männer wie ein gewöhnlicher Arbeiter. Er war bereit für den Sommer. Er würde diesen verdammten Ort verlassen. Nie zuvor hatte er sich einsamer gefühlt, und trotz aller Erneuerungen hatte er begonnen, Land’s End zu hassen. Er verbrachte immer ein paar Wochen in Irland, aber gewöhnlich im Juli oder August. Diesmal würde er direkt von London aus dorthin fahren.
      Und vielleicht würde er dieses Mal nicht zurückkommen. Zur Hölle mit diesem Anwesen.
      Er starrte auf Lizzies Brief. Sie war eine hübsche Frau mit schönen Rundungen und hatte eine ebensolche Handschrift. Was, zum Teufel, konnte sie ihm jetzt schreiben?
      Er war beinahe sicher, die Antwort auf diese Frage zu kennen. Tyrell hatte ihm vor acht Wochen geschrieben, und seither waren keine Briefe von seiner Familie mehr gekommen. Rex hatte den Brief nicht aufgemacht. Bis zu diesem Tag wusste er nicht, ob das Schreiben Glückwünsche oder Beileidskundgebungen enthielt. Er hatte ihn verbrannt.
      Trauer stieg in ihm auf. Er zog Stephens Bildnis hervor und betrachtete den kleinen, ernsten, dunkelhaarigen Jungen. Er vermisste ihn schrecklich. Jeden Tag und jede Nacht hatte er ihn in den letzten Wochen vermisst. Er verstand nicht, warum diese Trauer jetzt kam, und nicht schon vor Jahren, und damit verbunden die Sehnsucht, etwas zu korrigieren, das falsch gelaufen war. Jeden Tag nahm er sich vor, an Mowbray zu schreiben und ihm zu sagen, dass er sein Kind sehen wollte, aber er tat es nie. Bald würde es Essen geben, dazu eine Flasche Rotwein, und danach

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