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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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seinen Brandy. Und dann, endlich, würde er nicht mehr an Stephen denken, sondern an Blanche, die er hasste und liebte – und vermisste. Alles in einem Atemzug.
      In den dunkelsten Stunden der Nacht erlaubte er sich eine emotionale Berg- und Talfahrt. In diesen dunklen Stunden dachte er an sie und wollte sie hassen mit jeder Faser seines Herzens. Sein einziger Trost war der Brandy. Er erinnerte sich an jeden Augenblick, den sie zusammen verbracht hatten, als sie verliebt waren – oder als es so ausgesehen hatte, als liebte sie ihn so sehr wie er sie. Kummer, Zorn, Hass und Liebe wurden eins.
      Jetzt, mittags, wollte er nicht an Blanche denken. Und Lizzie würde es doch wohl nicht wagen, sich einzumischen? Denn die Neugierige in der Familie war seine Schwester Eleanor, die aber vermutlich noch gar nicht in der Stadt war. Daher war ihm ein Aufschub gewährt. Doch zum ersten Mal in seinem Leben freute er sich nicht auf das Familientreffen.
      Er schob diese Gedanken beiseite. Heute würde er an Tom Mowbray schreiben. Er konnte so nicht weitermachen, sondern musste seinem leiblichen Sohn von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten. Musste ihn lächeln sehen und seine Stimme hören. Er hatte so viele Fragen! Nie würde er Stephens Zukunft aufs Spiel setzen; vielmehr wollte er, dass Stephen dieselbe Macht und dieselben Privilegien bekam wie seine Brüder sie besaßen. Aber gewiss gab es einen Weg, an seinem Leben teilzuhaben. Er würde so etwas wie ein Bekannter der Familie werden. Schließlich sind Tom und ich gemeinsam im Krieg gewesen, wie er sich mit schiefem Lächeln erinnerte.
      Rex trank das Glas leer, ohne die Wirkung des Alkohols zu spüren. Dann betrachtete er Lizzies geschwungene Handschrift. Er war nahe daran, auch ihren Brief zu verbrennen. Aber vielleicht wollte sie ihn über eine Änderung des Plans informieren. Er wäre erleichtert, in mehr als einer Hinsicht, wenn die Festlichkeiten nach Adare verlegt würden. Er könnte die Entscheidung in Bezug auf Stephen aufschieben, und er würde nicht Gefahr laufen, Blanche zufällig zu begegnen. Denn er würde sich bestimmt nicht wie ein Gentleman benehmen, wenn er sie auf dem einen oder anderen gesellschaftlichen Ereignis treffen würde.
      Schließlich nahm er den Brieföffner mit dem Elfenbeingriff und schnitt den Umschlag auf.
     
    Lieber Rex,
    wie geht es Dir, mein liebster Schwager? Letzte Woche ist der Earl in der Stadt eingetroffen, genau wie Sean und Eleanor und ihre Jungs. Wir rechnen jeden Tag mit Virginia, Devlin und ihren Kindern. Ned und Michael sind wieder unzertrennlich und den ganzen Tag voller Ungeduld, weil sie auf ihren Anführer Alexi warten, aber Cliff und Amanda werden erst in ungefähr einer Woche kommen. Rogan ist jetzt drei und erinnert mich an seine Mutter – er ist sehr wild, und was am schlimmsten ist, er verfolgt meinen Chaz und meint, der wäre der perfekte Anführer. Es herrscht das Chaos, aber es ist wundervoll, und wir vermissen Dich! Ich schreibe Dir, um Dich einzuladen, etwas früher als geplant in die Stadt zu kommen. Könntest Du das wohl einrichten? Und behaupte nicht, Du wärest noch damit beschäftigt, dein Anwesen zu renovieren.
      
    Rex musste lächeln, obwohl ihm Tränen in die Augen traten. In Harmon House tobte tatsächlich das Chaos, wenn auch nur die Hälfte der Familie dort war, aber er stimmte mit Lizzie überein. Es war ein herrliches Chaos, verursacht von vielen glücklichen, übermütigen Kindern. Er liebte jedes einzelne von ihnen, und normalerweise freute er sich darauf, Zeit mit ihnen zu verbringen. Es war immer ein bittersüßes Erlebnis. Er war der einzige anwesende Junggeselle, umgeben von so viel Liebe und Zuneigung, und manchmal fragte er sich, wie es wohl wäre, eine liebende Ehefrau zu haben. Er dachte dann auch an Stephen, der ohne seine Cousins, Tanten, Onkel und Großeltern aufwuchs. Jetzt schmerzte diese Erkenntnis sehr. Und er war entschlossen, Stephen auf Besuch nach Harmon House zu bringen, selbst wenn er seine Identität dann nicht mehr verheimlichen konnte.
      Er las weiter und erstarrte.
      
    Der eigentliche Grund meines Schreibens aber liegt darin, dass ich mir große Sorgen mache um Blanche Harrington. Tyrell und ich sind immer noch sehr verwirrt, nachdem wir Deinen ersten Brief bekamen und dann keinen weiteren mehr. Am Tag nach ihrer Ankunft in der Stadt haben wir Blanche besucht, in der Hoffnung, sie würde uns mit Deinen Neuigkeiten überraschen, aber leider tat

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