Die Lady auf den Klippen
sich sehr und griff nach seiner Hand. „Ich habe dich auch vermisst. Sehr sogar.“
Sein Blick wirkte plötzlich wie verschleiert.
Blanche glaubte, er wolle sie umarmen, vielleicht sogar küssen. Noch nie hatte sie etwas sehnlicher gewünscht. Aber er lächelte sie nur an, und Blanche kam zu dem Schluss, dass sie sich einer dummen Illusion hingegeben hatte. Sie war mager und dürr, und er hatte gesehen, wie sie sich wie eine Wahnsinnige benahm, auch wenn es dafür eine Erklärung gab. Vielleicht wollte Sir Rex sie heiraten und für sie sorgen, aber er konnte sie jetzt unmöglich begehrenswert finden. Die Frau, die er begehrt hatte, war würdevoll gewesen, anmutig und elegant – eine perfekte Dame.
„Cliff hat sich einverstanden erklärt, uns zu trauen“, sagte Rex.
Blanche erschrak. Es dauerte einen Moment, bis sie begriffen hatte, was er meinte. „Er ist ein Kapitän – er kann uns auf seinem Schiff trauen!“
„Ja.“ Er lächelte. „Ich war sicher, du würdest keine große Zeremonie wollen, nicht einmal ein kleines Fest mit meiner ziemlich großen Familie. Wir brauchen nur zwei Zeugen.“
Blanche nickte atemlos. „Bess und Meg. Die beiden müssen dabei sein.“
„Wie du möchtest.“ Er zögerte. „Ich möchte dich nicht drängen“, begann er und verstummte dann.
Blanche schüttelte den Kopf. „Wenn du es wünschst, würde ich dich noch heute heiraten.“
Erstaunt sah er sie an.
Blanche fühlte, dass sie ihn so bald wie möglich heiraten wollte. Sie spürte, wie sie errötete. „Ich weiß, das ist eine seltsame Situation, und ich möchte nichts überstürzen“, flüsterte sie und blickte zur Seite.
Er nahm ihre Hände. „Blanche, es kann gar nicht schnell genug gehen. Es gibt schließlich einen Grund zur Eile. Außerdem wünsche ich mir nichts mehr, als dich heute noch zu heiraten, wenn du das wirklich willst.“
„Glaubst du, wir sollten es wagen?“ Sie merkte, wie aufgeregt sie wurde.
„Ich werde mit Cliff reden.“ Rex erhob sich und lächelte zufrieden. „Aber ich wüsste nicht, was dagegen spricht, dass wir nach dem Essen durchbrennen.“
Alle Segel waren gerefft, die Masten schienen den sternenübersäten Himmel zu berühren, und die Fregatte lag auf dem ebenholzschwarzen Wasser vor Anker. Es war Vollmond. Blanche blieb neben Rex auf dem Dock stehen, eine leichte Brise strich ihr über die Wangen, und sie konnte es kaum glauben. Sie war am Nachmittag zu ihm gegangen, um ihm von ihrem Kind zu erzählen und das größte Opfer zu bringen, das eine Frau nur bringen konnte. Stattdessen würden sie nun heiraten.
Blanche bemerkte einige geisterhafte Gestalten auf dem Oberdeck. Sie wandte sich an Rex. „Wenn ich mich jetzt kneife, werde ich dann aufwachen?“, flüsterte sie.
Er lächelte. „Ich habe gerade dasselbe gedacht. Komm. Es sind schon alle hier.“
Zitternd nickte Blanche, dann gingen sie die Gangway hinauf. Sie bemerkte Cliff de Warenne, der beeindruckend aussah und selbst im dunklen Anzug ohne jeden Zweifel wie der Schiffskapitän wirkte. Die anderen Männer waren offensichtlich Seeleute, die die Laternen des großen Schiffes entzündeten. Blanche hoffte inbrünstig, dass all dies nicht nur ein wunderschöner Traum war.
Bess winkte ihr zu und bedeutete ihr, sich zu beeilen, und neben ihr stand Meg, der ihre Aufregung selbst von Weitem anzusehen war. Jetzt erkannte Blanche auch die dritte Frau, es war Eleanor de Warenne. Sie lächelte.
Rex sagte leise: „Ich brauchte Ringe. Das war ein Grund, meine Schwester dazuzuholen.“
„Ich habe Eleanor immer gern gehabt und bin froh, dass sie dabei ist“, sagte Blanche genauso leise. Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie kaum zu atmen vermochte. Rex half ihr, auf das Hauptdeck zu steigen. Sein Griff war sicher und stark, genau wie er selbst. Ich habe solch ein Glück, dachte Blanche, beinahe überwältigt von diesem Augenblick.
Sofort war Bess bei ihr und sah sie fassungslos an. „Als ich deine Nachricht bekam, dass ich dich auf Captain de Warennes Schiff treffen soll, dachte ich, jetzt hat Blanche vollkommen den Verstand verloren. Und dann kam Meg und sagte mir, dass du Sir Rex heiraten wirst!“ Bess umarmte sie. „Schließlich zeigte Eleanor mir die Ringe, und Captain de Warenne hat es bestätigt. Ich freue mich so sehr!“
Blanche lachte und erwiderte die Umarmung. „Ich freue mich, dass du dich freust“, scherzte sie. In
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