Die Lady auf den Klippen
Er hat sogar einen Namen für diese Krankheit, aber der fällt mir gerade nicht ein. Auf jeden Fall musst du ihn aufsuchen. Wir werden gemeinsam dorthin gehen.“
Blanche bemerkte, dass sie einander so fest an den Händen hielten, dass die Knöchel weiß wurden. Sie sah Sir Rex in die Augen, und er erwiderte ihren Blick.
Vielleicht war sie doch nicht verrückt.
Es bestand wieder Hoffnung.
„Danke“, stieß sie atemlos hervor.
Er zog sie an sich.
Kapitel 21
Rex fand Cliff im Obergeschoss, wo er eine Suite mit seiner Frau und zwei Kindern teilte. Alexi saß am Sekretär und war damit beschäftigt, eine Entschuldigung an Lady Barrow zu schreiben, während sein Vater hinter ihm stand, die Arme verschränkt. Ariella hatte sich in seinem Stuhl vor dem Kamin zusammengerollt und las, so wie üblich. Doch als Rex in der Tür stand, sah sie auf und lächelte. Amanda kam aus dem Schlafzimmer, auch sie lächelte. Ihre grünen Augen funkelten. „Wie geht es Blanche?“, fragte sie.
Rex zögerte. Er hatte darauf bestanden, dass Blanche sich in eines der Gästezimmer zurückzog, denn sie stand offensichtlich unter einer großen Anspannung und wirkte sehr erschöpft. Dass sie einverstanden war und aufs Bett fiel, nachdem er sie dorthin begleitet hatte, hatte ihm gezeigt, dass er recht hatte. Aber jetzt wusste er, dass sie nicht verrückt war. Die Zeit würde ihre Krankheit heilen. Und sie erwartete sein Kind – sie würde seine Frau werden.
Er sorgte sich so sehr um sie, dass er noch gar nicht richtig daran zu denken vermochte, wie ihre gemeinsame Zukunft aussehen würde, zusammen mit ihrem Kind. Im Augenblick war ihm vor allem wichtig, dass sie sich ausruhte. Seine zweite Sorge war, dass sie sich von den Erinnerungen an den Aufstand erholte, und er wünschte, er könnte das Ganze beschleunigen. Aber er war ziemlich sicher, dass ihm das nicht gelingen würde. Doch ihre Hochzeit könnte er vorantreiben, denn wegen des Kindes mussten sie so schnell wie möglich heiraten. Und an dieser Stelle kam sein Bruder Cliff ins Spiel.
„Sie hat sich schon einige Zeit nicht gut gefühlt, und jetzt ruht sie sich in einem der Gästezimmer aus“, antwortete er auf Amandas Frage. „Ich hatte gehofft, deinen Ehemann für einen Weilchen entführen zu können.“
Amanda musterte ihn prüfend, offensichtlich darum bemüht, ihre Neugier zu zügeln. „Solange du ihn wieder zurückbringst“, sagte sie leichthin und fügte dann hinzu: „Wird Blanche der Familie beim Essen Gesellschaft leisten?“
„Nein.“ Rex wollte nicht, dass sie weitere Strapazen erleiden musste. Er wusste, sie hatte Angst vor einem neuen Anfall, und sie schämte sich, weil die Gesellschaft sie für verrückt hielt – und umso mehr würde sie sich vor seiner Familie schämen.
Er konnte es nicht erwarten, sie möglichst weit weg von London zu bringen. Und er konnte es nicht erwarten, das Recht und das Privileg zu besitzen, sie in seinen Armen zu halten und zu trösten, für sie zu sorgen und sie zu beschützen, vor allem und jedem.
Er konnte es nicht erwarten, ihr von Stephen zu erzählen.
Cliff schlenderte herbei, und seine blauen Augen blitzten vor Neugier. Rex deutete auf den Gang, und sie traten hinaus. Cliff schloss die Tür hinter ihnen. „Du musst mir einen Gefallen tun“, begann Rex. Zum ersten Mal war er froh, dass sein Bruder so unkonventionell und exzentrisch war.
„Den sollst du haben.“
Rex hatte auch nicht erwartet, dass er ablehnen würde. „Ehe ich meine Bitte äußere, musst du schwören, dass das, was ich als Nächstes sage, unter uns bleibt. Niemand darf davon erfahren, nicht einmal deine Frau.“
Überrascht sah Cliff ihn an. „Das klingt interessant. Aber ich habe nicht gern Geheimnisse vor meiner Frau. Ehrlich gesagt, ich hatte bisher keine und möchte auch jetzt nicht damit anfangen.“
„Es wird nur für eine Weile ein Geheimnis sein – und nur, weil Blanche krank ist.“
Cliffs Miene wurde ernst. Er berührte Rex am Arm. „Was kann ich tun, um dir zu helfen, Rex – und um ihr zu helfen? Und natürlich gelobe ich dir jetzt zu schweigen.“
„Ich möchte, dass du uns traust“, erklärte Rex.
Cliff schien völlig verblüfft. Dann begann er zu verstehen. „Ihr wollt also jetzt heiraten – und zwar heimlich?“
„Könntest du etwas leiser sprechen?“
Ungläubig sah Cliff ihn an. „Und du möchtest, dass ich dich auf
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