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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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fallen. Aber er machte auch keine Anstalten zu gehen. „Nun?“, sagte sie. Ihr fiel ein, dass er sie gerade eben noch fast nackt gesehen hatte. Sein Blick hatte verbotenerweise auf ihrem nur spärlich verhüllten Körper geruht. Doch der Gedanke daran ließ ihr Herz nur noch schneller schlagen, und sie überlegte, ob er sie wohl bewunderte. Sie berührte ihr Haar. Meg hatte die Nadeln herausgezogen, und es fiel ihr nun bis über die Schultern. Sie hoffte, dass es nicht völlig zerzaust war. Vermutlich gab es an ihr jetzt wenig zu bewundern.
      „Wovon haben Sie geträumt?“
      „Von Löwen und Ungeheuern“, erwiderte sie schroff. Sie wollte mit niemandem über ihre Albträume sprechen. Am wenigsten mit ihm.
      Er sah sie nur an.
      Sie errötete. „Verzeihung. Ich wollte nicht unhöflich sein.“ Der Löwe hatte sie so sehr an Sir Rex erinnert. Sie war sicher, dass es da einen Bezug gab. Und alles andere musste sie vergessen.
      „Guten Tag, Sir Rex“, sagte sie entschlossen. Aber in ihrem Kopf ging alles durcheinander. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie glauben, das Ungeheuer war ein Mann – einer der Schurken, der in der Menge mit einer Forke gefuchtelt hatte.
      Aber sie wusste es besser. Ihr Vater hatte nie etwas davon gesagt, dass jemand in der Meute Mistgabeln gehabt hätte. Es war albern, von Ungeheuern zu träumen, als wäre sie ein Kind, aber genau das hatte sie getan.
      „Bitte hören Sie auf, sich grundlos zu entschuldigen.“ Er nickte ihr kurz zu und schwang sich auf seiner Krücke hinaus, ohne sich die Mühe zu machen, die Tür zu schließen.
      Ich habe ihn beleidigt. Oder seine Gefühle verletzt, dachte sie, weil ich so schroff war. Aber sie wollte nicht den Rest ihrer Geheimnisse mit ihm teilen. Sie lief zur Tür, in der Absicht, sie zu schließen, hielt aber inne, um ihm nachzusehen, wie er die Halle hinunterhinkte in sein Zimmer. Er bewegte sich langsamer – er war erschöpft, trotz seiner Zurschaustellung männlicher Stärke, und zwang sich dazu, sich anzustrengen, obwohl er erholungsbedürftig war.
      Es muss sehr wehtun, jetzt die Krücke zu benutzen, dachte sie.
      Sie wurde noch besorgter. Was dachte sie sich dabei, sich derart von einem Albtraum fangen zu lassen, wie ein Kind? Sie war kein Kind, und Sir Rex war schwer verletzt, und sie konnte nicht sicher sein, dass er außer Gefahr war.
      Sie ging zurück zu ihrem Zimmer und zog sich ein hellblaues Kleid an, dazu Strümpfe und Schuhe. Rasch schlang sie ihr Haar zu einem Knoten und steckte ihn mit Nadeln fest. Dann eilte sie zu seinem Schlafzimmer. Die Tür stand offen, aber sie klopfte trotzdem.
      Vom Bett aus sah er sie an. Die Decken hatte er zurückgeworfen. Erneut musste sie feststellen, dass er so perfekt gebaut war wie eine männliche Statue. Prüfend sah er sie an, doch es lag noch etwas anderes in seinem Blick – ein Ausdruck, der dem des Löwen in ihrem Traum sehr ähnlich war.
      „Darf ich?“
      Er nickte.
      Sie hastete ins Zimmer. „Ich muss mich entschuldigen, dass ich unhöflich zu Ihnen war …“
      „Angenommen“, unterbrach er sie.
      Sie starrte ihn an. „Hat Mr Hamilton gesagt, dass Sie außer Gefahr sind?“
      „Er meinte, es sei unwahrscheinlich, dass es jetzt noch zu einer Entzündung kommt. Dr. Linney war derselben Meinung.“
      „Hat er angeordnet, dass Sie im Bett bleiben sollen?“ Sie wusste, dass dem so war, und schenkte ihm ein Glas Wasser ein, während sie auf seine Antwort wartete.
      Er ging nicht auf die Frage ein, nahm aber das Glas und trank einen Schluck. Dann sagte er: „Haben Sie häufiger Albträume?“
      „Niemals“, entgegnete sie schärfer als beabsichtigt. Aber wieder schien er fest entschlossen, mehr über sie zu erfahren. Das zeigte ihr sein forschender Blick.
      „Ich habe nie Albträume. Gewöhnlich schlafe ich sehr fest“, sagte sie jetzt mit sicherer Stimme. Dann zuckte sie hilflos die Achseln. „Die Nacht erschien mir endlos. Ich bin noch immer müde. Ich war sehr besorgt.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Vermutlich ging es in dem Traum um Sie, Sir Rex, und darum, dass ich gezwungen war, Ihre Wunden zu nähen. Ich bezweifle, dass ich mich von diesem Schrecken jemals erholen werde“, fügte sie leichthin hinzu.
      „Ich möchte nicht, dass Sie sich meinetwegen Sorgen machen.“ Seine Miene wirkte nun ernst. „Es gefällt mir nicht, dass Sie mich versorgen mussten. Es gefällt mir nicht, dass

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