Die Lady auf den Klippen
Anne dachte. „Ihr Schmied ist hier.“
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. „Ich habe keinen Schmied. Ich beschlage meine Pferde selbst.“
Ungläubig starrte Blanche ihn an.
Zwei Tage später saß Blanche im Wohnzimmer und ging die Korrespondenz mit den Bewerbern durch, die um ihre Hand anhielten. Als die Post eintraf, war sie enttäuscht, dass keine Antwort von Bess dabei war, auch wenn das in der kurzen Zeit noch gar nicht möglich gewesen wäre. Gerade las sie die beiden ersten sehr langen Berichte, als sie Sir Rex herunterkommen hörte.
Ihr Herz schlug schneller vor Aufregung, und sie lächelte, als sie aufsah.
Er trat ein und erwiderte ihr Lächeln. „Ich vermute, jetzt darf ich aufstehen? Ich war ein sehr braver Patient“, erklärte er.
Sie erhob sich. „Ich hätte nie gedacht, dass Sie sich so vorbildlich verhalten könnten. Wie fühlen Sie sich?“
„Ich fühle mich“, sagte er und hinkte näher, „in der Stimmung, Sie zu dem Ausritt über das Moor mitzunehmen.“ Er sah ihr in die Augen, seine Miene war jetzt ernst.
Ihr Herz drohte stillzustehen. „Der Unfall ist erst drei Tage her“, begann sie leise, doch Erregung erfasste sie, denn Sir Rex sah sehr gut aus. Zu gut.
„Ich bin im Bett gelegen und habe meinen ganzen Schriftverkehr von dort aus erledigt. Ich will nicht träge werden, oder schlimmer noch: fett. Mein Körper verlangt nach Bewegung. Es geht mir gut, Blanche“, erklärte er nachdrücklich. „Manche Bewegungen verursachen noch einen leichten Schmerz in der Brust, das ist alles.“
Blanche musste sich ein Lachen verkneifen. „Sie werden niemals fett.“
„Wenn ich den ganzen Tag herumsitze, wird genau das passieren. Sehen Sie.“ Er nahm ihren Arm und drehte sie langsam zum Fenster. „Es ist ein herrlicher Tag.“
Ihre Körper berührten sich von der Schulter bis zur Hüfte. Ihr Herz hämmerte, und ihre Haut schien zu glühen. Überall wurde ihr heiß. „Ich brauche auch etwas Bewegung“, sagte sie.
„Gut.“ Er drehte sich um. „Anne, geh zum Stall und lass mein Pferd vorbereiten. Und für Lady Harrington soll Isabella gesattelt werden.“
Blanche fuhr herum und sah Anne an der Schwelle stehen. Das Hausmädchen knickste und ging davon.
Sir Rex berührte Blanche an der Schulter. „Was beunruhigt Sie? Stimmt etwas nicht mit dem Mädchen?“
Blanche hoffte, dass sie nicht errötete. „Warum sollte etwas nicht stimmen mit Ihrem Hausmädchen?“ Sie zuckte die Achseln. „Ich werde mich umziehen. Ich habe ein Reitkleid mitgebracht.“ Sie zögerte und sah zu ihm hoch. „Ich bin so froh, dass Sie sich wieder vollständig erholt haben, Sir Rex.“
Er sah sie nur stumm an, doch die Anspannung zwischen ihnen war deutlich zu spüren.
Blanche fand ihr Pferd reizend. Es war eine ruhige, folgsame Stute. Als sie auf einer Anhöhe im Moor stehen blieben, deutete Sir Rex nach vorn. Der Himmel war blau, mit weißen Wolken, und die Sonne schien strahlend hell. Der Winter schien sich aus Cornwall verzogen zu haben. Es war warm und mild draußen.
„Können Sie diese Steine sehen?“, fragte Sir Rex und drehte seinen grauen Hengst in die Richtung.
„Die Ruinen?“, fragte sie und sah einen einsamen Turm, der sich vor dem Horizont erhob.
„Genau. Wie wäre es mit einem kleinen Trab?“, fragte er eifrig.
Sie sah in sein schönes Gesicht. In seinen Augen lag ein warmer, glücklicher Glanz. „Also gut.“
Er bedeutete ihr, vorauszureiten.
Blanche stieß ihre Stute ganz leicht mit der Reitgerte an und trabte an. Sie lachte glücklich, denn auf der Stute saß sie so bequem wie auf einem Sofa. Sir Rex holte sie ein. „Man sitzt wie in einem Schaukelstuhl, nicht wahr?“
„Genau so“, rief Blanche ihm zu.
Als sie näher kamen, ragte der Turm hoch vor ihnen auf. Steinerne Mauern verliefen kreuz und quer durch das Moor, in dem erste Wildblumen sprossen, und sie sah die Überreste der Schlossmauern. Der Turm war drei Stockwerke hoch, besaß aber offensichtlich kein Dach mehr. Sie ließen die Pferde im Schritt gehen und hielten dann neben dem Gemäuer an. Es war vollkommen still geworden, als wäre dies ein Ort für Gespenster.
Blanche sah an den Ruinen, die auf einer leichten Anhöhe standen, vorbei auf das üppig grüne Tal und ein pittoreskes Dorf. „Es ist wunderschön.“
„Ja, das stimmt“, erwiderte er. „Die hiesige Legende besagt, dass
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