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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Sie mich pflegen mussten. Und auf gar keinen Fall möchte ich der Grund für Albträume sein.“
      „Das sind Sie nicht“, erwiderte sie finster. Aber je länger sie darüber nachdachte, desto mehr kam sie zu der Überzeugung, dass der Traum nicht ohne Grund mit dem Löwen begonnen hatte, dem Symbol für Sir Rex. Warum er sich allerdings in ein für sie furchterregendes Ungeheuer verwandelt hatte, dafür hatte sie keine Erklärung. „Ich wollte nicht zulassen, dass irgendein Farmer Ihre Wunden näht.“
      „Ich werde Hartnäckigkeit zu Ihren Qualitäten hinzufügen“, sagte er leise, und sie sahen einander in die Augen.
      Blanche entspannte sich. „Ein wenig Hartnäckigkeit gehört wohl zu meinem Charakter. Wenn ich glaube, dass etwas richtig ist, dann lasse ich mich nicht davon abbringen.“
      Er lächelte, und sein Grübchen wurde sichtbar. „Sind Sie auch dickköpfig?“
      „Nein“, wehrte sie fröhlich ab. „Ich bin ganz offen und vernünftig.“
      „Wenigstens einer von uns beiden.“ Er nahm ihre Hand.
      Sie erschrak und fühlte, wie Verlangen in ihr aufstieg. „Sind Sie dickköpfig? Denn ich habe einen sehr vernünftigen und klar denkenden Mann kennengelernt.“
      „Wirklich?“ Er sah sich um. „Dann sollte ich ihn auch kennenlernen.“
      Sie lachte. „Na schön, Sie können sehr entschieden sein, aber das macht mir nichts aus.“
      „Warum nicht? Allen anderen macht es etwas aus.“
      Sie starrte ihn an, und er erwiderte den Blick.
      „Warum nicht?“, wiederholte er leise.
      Abrupt entzog sie ihm ihre Hand. „Weil ich mehr verstehe, als Sie vermutlich ahnen. Aber jetzt …“ Energisch klopfte sie sein Kissen auf. „Haben Sie Hunger?“
      Schweigend sah er sie aus halb geschlossenen Augen an.
      Ein Zittern überlief sie. „Ich bringe Ihnen ein Tablett mit Essen“, sagte sie, unsicher unter seinem Blick. Um Mitternacht, in dem großen Zimmer, da hatte sie gedacht, sein Verlangen käme vom Alkohol. Sie hatte an jenem Morgen dasselbe gedacht. Es gab keine vernünftige Erklärung. Außer der einen, dass er sie tatsächlich bewunderte – als Dame und als Frau.
      „Bringen Sie genug für zwei“, sagte er leise. „Wir essen zusammen.“
     
    Rasch ging Blanche nach unten. Ihr war viel zu warm und sie fühlte sich unbehaglich. Sie war so froh, dass Sir Rex sich auf dem Wege der Besserung befand. Als sie sich der Küche näherte, hörte sie eine Männerstimme und nahm an, dass es sich um Fenwick handelte. Aber als sie die offene Tür erreichte, sah sie Anne am Hintereingang stehen und leise zu einem großen, blonden Burschen in Arbeitskleidung sprechen. Das war ganz sicher nicht Fenwick – vielmehr war dieser Mann in Annes Alter, sehr attraktiv, und sie sprachen leise miteinander.
      Blanche blieb stehen. Es gab kaum einen Zweifel, dass es sich um Annes Liebhaber handelte. Sie hatte eine Hand auf seinen Unterarm gelegt, und ihre Mienen wirkten ernst. Blanche zog in Erwägung, dass es sich auch um einen Bruder handeln könnte, einen Cousin oder einfach einen Freund, aber er sah sie auf eine sehr männliche Art an. Also verwarf sie diesen Gedanken. Anne hatte eine Affäre, und seltsamerweise ärgerte sie das, weil sie irgendwie das Gefühl hatte, sie würde Sir Rex betrügen. Er hatte es nicht verdient, betrogen zu werden.
      Plötzlich bemerkte der blonde Mann sie. Er wirkte erschrocken, was Blanches Befürchtungen bestätigte. Rasch machte er kehrt und eilte davon. Anne fuhr herum und wirkte einen Moment lang sehr wütend. Dann senkte sie den Blick und knickste. „Mylady.“
      Gestattete Sir Rex seiner Geliebten, eine Affäre mit einem anderen Mann zu haben? Aus irgendeinem Grund konnte Blanche das nicht glauben. Und es war nicht richtig. Dennoch, sie sollte sich kein Urteil erlauben, aber sie fühlte sich abgestoßen. Wenigstens kannte sie jetzt Annes wahre Natur. Offenbar hielt dieses Hausmädchen nichts von Loyalität.
      Blanche durchquerte die große Küche. „Wer war das?“, fragte sie kühl.
      Anne sah sie ausdruckslos an. „Der Schmied. Er ist gekommen, um einige von Sir Rex’ Pferden zu beschlagen.“
      Blanche ahnte, dass sie log. „Ist er ein Verwandter?“
      Anne hob den Kopf. „Nein, Mylady, das ist er nicht. Warum fragen Sie?“
      „Sie schienen sehr vertraut miteinander“, erklärte Blanche ebenso kühl.
      Ein wenig gezwungen lächelte Anne. „Er ist neu in Lanhadron. Ich kenne Paul kaum.“

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