Die Lady auf den Klippen
sich die Arme um die Taille. „Du bist so klug“, rief sie. Dass ihre Zofe die Sache so schnell auf den Punkt gebracht hatte! Einsam und grüblerisch oder nicht – Sir Rex war solide. Er gehörte zu der Sorte Mann, auf die sie zählen konnte, selbst jetzt, da sie nur Freunde waren.
Aber ihre Beziehung hatte sich verändert, oder nicht? Versonnen legte sie die Finger an die Lippen, überrascht von dem, was im Moor passiert war. Sie hatte nicht gewusst, dass ein Kuss so sein konnte – so intensiv. So wunderbar!
„Sie wollen ihm also einen Heiratsantrag machen?“, fragte Meg eifrig und lächelte dabei.
Blanche holte wieder tief Luft. „Du weißt, dass er trinkt. Und er hasst die Stadt. In vieler Beziehung sind wir sehr gegensätzlich.“
„Die meisten Männer trinken. Solange er Sie nicht misshandelt und er sein Anwesen verwalten kann, sollte das keine Rolle spielen, nicht wahr? Außerdem glaube ich, dass er einsam ist. In der letzten Zeit habe ich ihn nicht mehr trinken sehen.“ Meg zuckte die Achseln. „Wenn er die Stadt nicht mag, kann er mehr Zeit auf dem Land verbringen, während Sie dort Gäste empfangen. Viele Paare wohnen zeitweilig getrennt.“
„Ja, das stimmt, und es würde als normal betrachtet werden, wenn wir jeder unser eigenes Leben führen“, sagte sie, aber im Grunde gefiel ihr die Vorstellung nicht. Doch in einer solchen Verbindung würde man getrennte Wege sogar erwarten. Sie wusste, dass Sir Rex nie mit ihr eine ganze Saison in der Stadt verbringen würde. „Ich weiß nicht einmal, ob er den Antrag annehmen würde“, schloss sie zögernd.
„Er sieht Sie an, als wären Sie eine Märchenprinzessin.“ Meg lächelte. „Ich kann mir keinen Grund vorstellen, warum er Ihr Angebot ausschlagen sollte.“
Blanche fielen dafür ein Dutzend Gründe ein, darunter der Umstand, dass eine Frau, die er geliebt hatte, ihm das Herz gebrochen hatte – und er war ein de Warenne. Dass er es leugnete, war offenbar eine Lüge.
Doch ihre Heirat würde nicht auf Liebe beruhen, sondern auf Freundschaft, Vernunft und wirtschaftlichen Gründen. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, die von seinen Küssen noch immer geschwollen zu sein schienen. Und sie würde auf Verlangen beruhen. „Er hat mich geküsst.“
Meg unterdrückte ein Lächeln.
„Es war herrlich“, fügte Blanche hinzu, und wieder kamen ihr die Tränen. Sie erkannte, dass es Tränen des Glücks waren, und vielleicht der Erleichterung – denn sie hatte gehofft, der Kuss würde ewig währen. Sie war von Verlangen erfüllt gewesen, hatte wie jede andere Frau empfunden. Auch wenn sie davon überzeugt war, niemals so leidenschaftlich sein zu können, wie er es erwartete, hielt sie getrennte Schlafzimmer doch nicht mehr für absolut notwendig. „Nie hätte ich gedacht, dass ich mich einmal nach den leidenschaftlichen Küssen eines Mannes sehnen würde“, fügte sie flüsternd hinzu. „Und nach seiner Leidenschaft.“
„Vielleicht sind Sie verliebt“, sagte Meg lächelnd. „Mylady, Sie sind die freundlichste Dame, der ich je begegnet bin. Gerade Sie sollten aus Liebe heiraten.“
Blanche sah ihre Zofe nur an, und ihr Herz schlug schneller. Gewiss hatte Meg den Verstand verloren, denn sie, Blanche, war nicht fähig zur Liebe. Oder doch? „Wenn Sir Rex einen Raum betritt, dann freue ich mich so sehr, ihn zu sehen.“ Sie zitterte. „Wenn er nicht im Zimmer ist, dann denke ich an ihn. Ich habe mich um sein Leben gesorgt, seine Vergangenheit, die Art, wie er lebt, dass er allein ist … Ich hatte Angst, als das Pferd ihn verletzte.“
„Das klingt für mich so, als wären Sie verliebt“, meinte Meg heiter.
Blanche starrte sie an, doch tatsächlich sah sie Sir Rex vor sich. Ihr Herz schien zu tanzen, und sie presste die Hände gegen die Brust. Sie mochte Sir Rex, sehr sogar, aber Liebe? Hatte sie sich nach all den Jahren wirklich verliebt?
Sie wagte es nicht nur zu hoffen, sie erlaubte sich sogar, darum zu beten. Sie sehnte sich so sehr danach, eine normale Frau zu sein, die fähig war zu echter Leidenschaft und tiefen Gefühlen. Aber es war auch Furcht einflößend – denn noch immer hatte sie Angst, von Sir Rex zurückgewiesen zu werden. Und nun zitterte sie vor Ungewissheit, denn wieder einmal stand sie an einem Abgrund. Aber fühlte sie nicht so, seit sie auf Land’s End angekommen war?
Als sie so zitternd und verwirrt dastand, stiegen Schatten in
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