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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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als wüsste er, dass sie nicht alles sagte. „Nein, sonst gibt es nichts. Sir Rex hat recht. Die letzten Monate waren sehr anstrengend, das ist so geblieben, und in mancher Beziehung ist es jetzt sogar noch anstrengender.“
      Rex sah sie so lange an, bis sie aufblickte. Sein Blick wirkte prüfend, als suchte er in ihrem Gesicht nach den Antworten, die sie nicht geben wollte. „Ich weiß, Sie möchten Lady Harrington untersuchen. Aber darf ich kurz mit ihr unter vier Augen sprechen?“, fragte er den Arzt, ohne den Blick von Blanche abzuwenden.
      „Nein, das dürfen Sie nicht. Andere Patienten warten auf mich, Sir Rex. Bitte gehen Sie in die Halle.“ Dr. Linney lächelte ihm zu und griff nach Blanches Handgelenk. „Ich werde Ihren Puls messen“, sagte er.
      Mit angespannter Miene ging Rex hinaus. Blanche zuckte zusammen, als die Tür zuschlug – er wirkte verärgert. Dann saß sie geduldig da, als Dr. Linney ihren Puls maß, ihr Herz abhörte und noch einige Fragen stellte. Schließlich schloss er die schwarze Arzttasche und lächelte Blanche zu. „Ich kann nichts feststellen, Lady Harrington. Ihre Gesundheit scheint in der Tat ausgezeichnet zu sein.“
      Blanche lächelte freudlos.
      „Ich bin geneigt zu glauben, dass Sir Rex teilweise recht hat – die Anstrengung der vergangenen Monate fordert ihren Tribut. Diese Anstrengung hat zusammen mit ihren zurückhaltenden Essgewohnheiten zu den Ohnmachten geführt.“
      Blanche nickte. Wie sehr sie doch hoffte, dass er recht hatte! Wie sehr sie darum betete, dass sie diese Monster nie mehr sehen würde.
      Rex klopfte und stieß die Tür auf.
      „Kommen Sie herein. Sie sind ja so ängstlich wie ein Ehemann, der um seine Frau fürchtet.“ Linneys Augen funkelten belustigt, als er zwischen den beiden hin und her blickte.
      Energisch hinkte Rex zu Blanche.
      „Dr. Linney sagt, dass die anstrengenden letzten Monate der Grund sind, warum ich in Ohnmacht gefallen bin“, sagte sie leise.
      Rex ließ einen missbilligenden Laut hören.
      „Vielleicht bekommen Sie Migräne“, sagte der Arzt. „Hoffen wir, dass dies nicht der Fall ist. Ich würde mir deswegen keine Sorgen machen, denn der Schmerz verschwand ja so schnell, wie er gekommen ist. Aber ich verschreibe Ihnen etwas, damit Sie ruhig bleiben. Sir Rex kann jemanden zum Apotheker schicken.“
      Jetzt wirkte Rex wütend.
      „In der Zwischenzeit, meine Liebe, sollten Sie mehr essen und sich ausruhen. Ich lasse ein oder zwei Portionen Laudanum hier, für den Fall, dass die Kopfschmerzen zurückkehren. Und versuchen Sie, sich keine Sorgen zu machen“, schloss er und tätschelte ihre Hand.
      „Ist das Ihre ganze Diagnose?“, platzte Rex heraus.
      „Sie scheint bei guter Gesundheit zu sein“, sagte Dr. Linney. Sein Lächeln verschwand. „Aber schicken Sie nach mir, wenn die Anfälle zurückkehren.“
      Rex ging mit ihm zur Tür, kehrte jedoch rasch zurück.
      Blanche wurde nervös.
      „Ich bringe Sie zurück in die Stadt. Dort können Sie zu einem Londoner Arzt gehen. Der Schmerz, den Sie beschreiben, kommt nicht von einer Migräne.“
      „Ich fühle mich schon besser“, meinte Blanche zaghaft. „Vermutlich hat Dr. Linney recht. Ich war sehr angespannt und …“
      „Ich habe noch zu dieser Anspannung beigetragen“, unterbrach er sie. „Leugnen Sie das nicht.“
      Sie sah ihn an. „Sir Rex, Sie sind ein wundervoller Gastgeber.“
      „Haben Sie nicht vergessen, das Dr. Linney zu sagen? Dass ich Sie seit dem Tage Ihrer Ankunft aufgeregt habe?“
      Sie holte tief Luft.
      „Im großen Zimmer in jener Nacht habe ich Ihnen Angst gemacht, leugnen Sie das nicht!“
      Sie schüttelte den Kopf. „Nur ein bisschen“, räumte sie schließlich ein.
      „Und heute habe ich es übertrieben. Ich habe Sie überanstrengt“, rief er.
      Blanche schlang sich die Arme um die Taille. „Wagen Sie ja nicht zu behaupten, dass der Nachmittag, den wir miteinander verbracht haben, mich dazu veranlasste, Stunden später in Ohnmacht zu fallen. Ich habe den Nachmittag sehr genossen.“
      „Es geht Ihnen nicht gut, Blanche. Sie sind eine zarte, zerbrechliche Frau, die anderen mehr gibt als sich selbst. Sie kümmern sich um alle, oder nicht? Sie haben sogar mich versorgt, obwohl ein Dienstbote dasselbe hätte tun können. Wer hat sich um Sie gekümmert nach dem Tod von Lord Harrington?“, wollte er wissen. „Wer wird es jetzt

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