Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
Vom Netzwerk:
ihr auf. Sie fühlte die Anspannung, wusste sie doch, was sich in der Finsternis in ihrem Kopf verbarg – ein Monster lauerte dort, und es brachte den Tod.
      Ein scharfer Schmerz zuckte durch ihren Kopf.
      Er war so heftig, dass sie auf die Knie fiel, den Kopf in den Händen barg, blind vor Schmerz.
      Meg schrie auf und eilte zu ihr.
      Jeder Gedanke an Sir Rex war fort – es war, als würde ihr der Kopf gespalten. Und sie sah das Ungeheuer – halb Tier, halb Mensch, mit gelben Zähnen, der Speichel troff ihm aus dem Maul, die Augen waren voller Hass. Dahinter war verschwommen die Menge der anderen Ungeheuer zu erkennen. Wieder wurde ihr das Messer in den Kopf gestoßen, durch die rechte Schläfe. Blanche schrie und presste sich die Hände auf die Ohren.
      Meg nahm sie in die Arme. „Mylady, was ist denn? Oh Gott – was geschieht hier?“
      Das Monster funkelte sie an. Es hielt eine Forke, von der Blut tropfte.
      Panik erfasste sie. Blanche konnte nicht atmen. Sie rang nach Luft. Die Welt verschwamm vor ihren Augen. Wie aus weiter Ferne sah sie, dass Meg sie anstarrte – und dann sah sie Sir Rex, der sie beunruhigt betrachtete. Sie wollte ihn anflehen, sie zu retten, aber als sie den Mund öffnete, um zu sprechen, wurde alles um sie herum schwarz.
     

Kapitel 11
     
    Dr. Linney ist hier“, sagte Rex von der Schwelle zu ihrem Schlafgemach her. Blanche saß in ihrem Bett auf der Decke, vollkommen bekleidet. Offensichtlich hatte Sir Rex sie in ihr Bett getragen, während sie ohnmächtig war, und sie dann mit Riechsalz geweckt. Er hatte darauf bestanden, dass sie sich mit einer Kaschmirdecke einhüllte, was sie folgsam getan hatte, obwohl ihr nicht kalt war. Dann war er gegangen, um den Arzt zu verständigen. Das war noch nicht einmal eine Stunde her.
      Zitternd lächelte Blanche ihn an. „Er muss ganz in der Nähe gewesen sein.“
      „Das war er“, bestätigte Rex und betrat langsam das Zimmer. Sein Blick wirkte besorgt. Zudem beunruhigt und, schlimmer noch, missbilligend. Hielt er sie für verrückt? Blanche wollte ihn beruhigen, aber es gelang ihr nicht. In weniger als einer Woche war sie zum zweiten Mal in Ohnmacht gefallen, und auch sie war in Sorge. Was geschah da mit ihr?
      Himmel, begann sie wirklich, sich an irgendetwas von dem Aufstand zu erinnern? Diese Bilder waren echt gewesen, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Aber sie wollte sich an nichts von diesem Tag erinnern.
      Dr. Linney folgte Sir Rex ins Zimmer. Er war ein kleiner, untersetzter Mann, der freundlich lächelte. „Ich wünschte, wir hätten einander unter anderen Umständen kennengelernt, Lady Harrington“, erklärte er.
      „Vielen Dank, dass Sie gekommen sind“, sagte sie.
      „Als ich vor einigen Tagen hier war, habe ich Ihr Werk sehr bewundert“, fuhr er augenzwinkernd fort.
      Blanche vermochte sich nicht zu entspannen. „Ich wünschte, es wäre das Werk eines Wundarztes gewesen“, sagte sie wahrheitsgemäß.
      Lächelnd beugte er sich über sie, neben sich Sir Rex. „Sollten Sie jemals den Wunsch verspüren, Krankenschwester zu werden, lassen Sie es mich wissen.“
      Endlich lächelte Blanche. Dann blickte sie zu Sir Rex, dessen Gesicht so angespannt war, dass die Haut zu zerreißen schien. Sie fühlte, wie ihr eigenes Lächeln verschwand und die Anspannung stieg. Wie krank war sie?
      „Sir Rex sagte, Sie sind in Ohnmacht gefallen – zum zweiten Mal in fünf Tagen. Warum erzählen Sie mir nicht etwas darüber?“, fragte der Arzt freundlich.
      Irgendwie gelang es ihr, den Blick von Sir Rex zu lösen. „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Anfang der Woche fiel ich ihn Ohnmacht, als ich zu der Versammlung der Minenarbeiter in der Kirche kam. Ich konnte einfach nicht atmen. Menschenmengen habe ich noch nie gemocht.“
      Er nickte. „Und heute?“
      Bilder zuckten vorbei. Der Ritt über das Moor, ihr erster richtiger Kuss, die brennende Sehnsucht, die sie in ihrem Körper spürte, und ihre Überlegungen, ob sie Sir Rex tatsächlich bitten sollte, sie zu heiraten. Und dann waren in ihrem Kopf die Ungeheuer aufgetaucht, mit Blut und Forken. Was sollte sie Dr. Linney da erzählen? Es war nicht klar, ob sie sich an Vergangenes erinnerte oder nicht. Ihr Vater hatte nie etwas davon gesagt, dass die Menge mit Forken bewaffnet gewesen war. Er hatte nicht erwähnt, dass es Blut gegeben hatte.
      Ihre Mutter war gestolpert und gestürzt und hatte sich tragischerweise

Weitere Kostenlose Bücher