Die Lady auf den Klippen
glücklich. Ja, er war glücklich. Rex konnte sich nicht erinnern, wann er sich zum letzten Mal so gefühlt hatte.
Im Stillen mahnte er sich, dass diese Ehe nicht einfach sein würde, egal, was Blanche dachte. Sie war Optimistin, und darüber war er froh, aber er musste vorsichtig bleiben. Dies war weder ein Märchen noch ein Roman. Vor ihnen lag ein langer Weg, der in unerforschte Gebiete führte. Aber er wollte seine Ehefrau nicht enttäuschen.
Überwältigt setzte er sich hinter seinen Schreibtisch und lächelte. Seine Ehefrau. Er konnte es kaum glauben, dass er Blanche Harrington heiraten würde.
Es war an der Zeit, Pläne zu machen.
Und er musste diese guten Nachrichten mit jemandem teilen. Er nahm ein Blatt und die Feder, die er in das Tintenfass tauchte. „Lieber Tyrell“, begann er und lächelte wieder. Ty würde überrascht sein. Er wünschte, er könnte dessen Gesicht sehen, wenn er den Brief las.
„Mir ist bekannt, dass du mit deiner Frau und den Kindern in London bist, und ich hoffe, es geht euch gut. Ich habe dir äußerst ungewöhnliche Neuigkeiten zu berichten. Blanche Harrington ist hier in Land’s End mein Gast, und ich habe das Glück, mich mit ihr zu verloben. Zurzeit ist es noch nicht offiziell, und wir müssen noch einen Termin für die Hochzeit festlegen, aber das werden wir bald tun. Du, mein Bruder, bist der Erste, der davon erfährt.“
Er legte die Feder hin. Am liebsten hätte er wie ein kleiner Junge laut gejubelt. Wieder nahm er die Feder in die Hand, in dem Wunsch, sich bei diesem Brief keine Zurückhaltung aufzuerlegen.
„Ich versichere dir, dass ich sehr froh bin über diese plötzliche und unerwartete Wendung der Ereignisse. Ich habe Lady Harrington immer bewundert. In sehr kurzer Zeit haben wir eine tiefe Zuneigung zueinander gefasst, und darüber hinaus eine ehrliche Freundschaft. Meine einzige Sorge ist, dass sie es weitaus besser treffen könnte, aber sie versichert mir, dass ich der Mann bin, den sie heiraten möchte. Ich bin fest entschlossen, sie glücklich zu machen.“
Wieder lächelte er. Wann hatte er je so häufig gelächelt?
„Ich denke, wir werden bald in die Stadt zurückkehren, denn es gibt viel zu tun. Du darfst die Neuigkeit gern verbreiten.“
Er unterschrieb den Brief schlicht mit seinem Vornamen und wedelte dann damit in der Luft herum, um die Tinte trocknen zu lassen. Er konnte es noch gar nicht richtig fassen – und hatte noch immer das Gefühl zu schweben. Ty würde überrascht sein – genau wie seine ganze Familie und die gesamte Stadt.
Für die Klatschbasen wäre ihre Verlobung ein gefundenes Fressen, aber das war ihm egal. Schon vor langer Zeit hatte er gelernt, deren Boshaftigkeit zu ignorieren. Blanche hatte behauptet, dass es auch ihr egal sei, aber das glaubte er nicht. Frauen waren da weitaus empfindlicher als Männer. Also musste er sich überlegen, wie er sie vor boshaftem Gerede schützen könnte.
Am besten wäre es, in der Stadt zu erscheinen, als hätte er sich auf wunderbare Weise verändert. Er war nicht sicher, ob er diese Fassade aufrechterhalten könnte, aber er würde es versuchen.
Entschlossen schob er die Nachricht in einen Umschlag, adressierte und versiegelte ihn. Dann öffnete er die mittlere Schublade des Tisches und nahm ein kleines Porträt seines Sohnes heraus. Tom hatte es ihm an Stephens sechstem Geburtstag geschickt.
Blanche würde seine Frau werden, und irgendwann – eher früher als später in Anbetracht ihrer beider Alter – würde es weitere Kinder geben. Es versetzte ihm einen Stich, als er in das junge, hübsche Gesicht auf dem Porträt sah, aber der Anblick schmerzte ihn nicht so sehr wie sonst oft. Bald würde Stephen einen Bruder oder eine Schwester bekommen. Vielleicht sollte er sein Arrangement mit den Mowbrays noch einmal überdenken. Nie würde er versuchen, Julia seinen Sohn wegzunehmen, und er wollte Stephens Zukunft nicht aufs Spiel setzen, aber wie es schien, würde er vielleicht bald selbst eine Familie haben. Wenn ja, wie könnte Stephen dann ein Teil davon werden? Auf der anderen Seite, wie könnte er enthüllen, dass er sein Vater war, ohne Stephens Zukunft zu gefährden?
„Sir?“
Beim Klang von Annes Stimme sah er auf. Sie stand in der Tür, lächelte ihn an, und sofort erinnerte er sich an die Zeiten, die sie miteinander im Bett verbracht hatten. Die leichte Stimmung verschwand. Jetzt war er mit Blanche verlobt,
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