Die Lady auf den Klippen
meinte. Und ihr Verlangen war sofort geweckt – auch wenn sie kaum glauben konnte, dass sie derart reagierte. Aber diese ganze Woche war wie ein Traum.
„Darf ich?“
Sie nickte und sah ihn mit fröhlich funkelnden Augen an. „Ich glaube nicht, dass Sie noch fragen müssen, Sir Rex.“
Er lächelte ein wenig, dann küsste er sie und murmelte dabei: „Rex. Auch wenn es nicht offiziell ist, müssen Sie mich jetzt Rex nennen.“
Kapitel 13
Nachdem Sir Rex von einem Stalljungen abberufen worden war, ging Blanche durch den Garten und dann zu den Klippen, unter denen das Meer rauschte. Vor Glück strahlte sie. Obwohl sie nicht fror, zog sie den Schal fester um ihre Schultern. Es war unglaublich – sie und Sir Rex würden heiraten!
Sie konnte sich nicht erinnern, je so froh und aufgeregt gewesen zu sein. Wer hätte sich vorstellen können, dass es in ihrem Leben so viele Veränderungen geben könnte, und so bald schon nach ihrer Ankunft in Land’s End?
Und was sollte sie zuerst tun? Sie mussten die Hochzeit planen, und auch wenn sie nicht darüber gesprochen hatten, war sie sicher, dass er nichts dagegen hätte, wenn es eine kleine Feier gäbe, beschränkt auf seine Familie und die engsten Freunde. Außerdem musste sie sofort Bess schreiben – die Freundin würde in Ohnmacht fallen – und dann schreien vor Freude! Natürlich hatte sie überdies versprochen, die Farrows zum Essen einzuladen, und dafür könnte es keinen besseren Zeitpunkt geben. Bei dieser Gelegenheit würden sie auch ihre Verlobung bekannt geben.
Blanche ging zurück zum Haus. Ihre Gedanken überschlugen sich, als sie an die Trauung dachte, den Empfang und die Feier und sich dabei vorstellte, was sie an Bess schreiben würde. Sie brauchte ein Hochzeitskleid, etwas Perfektes – und sie mussten einen Termin festlegen. Und wann wäre ein günstiger Abend? Brauchte sie etwas Besonderes zum Anziehen für den ersten Empfang, den sie als Paar geben würden?
Als Blanche am Turm vorbeikam, verblasste ihr Lächeln, und ihre Schritte wurden langsamer. Was tat sie da? Was dachte sie sich nur? Sir Rex hatte eben erst ihren Antrag angenommen. Gewiss, die Hochzeit musste geplant werden, aber mussten sie gleich Gäste empfangen? Er hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass ihn dergleichen nicht interessierte. Es war eine automatische Reaktion gewesen, sofort einen Empfang zu planen, weil sie derlei Dinge für gewöhnlich tat und gut darin war. Und jetzt erkannte sie, dass sie es nicht erwarten konnte, ihre Verlobung öffentlich bekannt zu geben.
Aber sie hatte ein Leben lang Zeit, um Sir Rex davon zu überzeugen, dass ein wenig Gesellschaftsleben angenehm sein konnte. Es gab jedoch keinen Grund zur Eile, denn sie hatten noch nicht einmal einen Ehevertrag aufgesetzt. Außerdem würde er nicht so allein sein, wenn sie verheiratet waren, selbst wenn sie öfter getrennt lebten als zusammen. Sie könnte eine Nachricht an Mrs Farrow schicken mit einer Entschuldigung und dem Vorschlag, einfach vorzusprechen. Zweifellos würde Sir Rex das bevorzugen.
Nicht weit entfernt vom Turm blieb Blanche stehen. Sie lächelte wieder und sah, dass sie jetzt einen besseren Kurs eingeschlagen hatte, was ihren Verlobten betraf. Ihr Verlobter. Der Klang dieses Wortes gefiel ihr.
War das Liebe, was sie da in ihrem Herzen verspürte? Sie mochte Sir Rex gern, aber gerade in diesem Moment fühlte sich ihre Zuneigung zu ihm verdächtig allumfassend an.
Sie presste die Hände an ihre glühenden Wangen. Zuerst Verwirrung, dann Verlangen und jetzt vielleicht Liebe. Nach all diesen Jahren war ein Wunder geschehen. Sie wurde eine normale Frau, mit normalen Leidenschaften – und sie würde ein normales Leben führen.
Sie war, genau genommen, unfassbar glücklich.
Und Furcht erfasste sie.
Es war entsetzlich. Blanche erstarrte, als all ihre zärtlichen Gefühle verschwanden und plötzlich eine schreckliche Angst die Klauen nach ihr ausstreckte, als wollte sie sie zerreißen. Sie hatte keinen Grund, Angst zu haben – sie wusste nicht, woher so eine große, allumfassende Angst gekommen war – und dann sah sie ihn und wusste es.
Sie schrie, das schreckliche Messer durchfuhr wieder ihren Kopf, während das Monster vor ihr emporragte, ein tödliches Instrument in der Hand – etwas Schwarzes aus Metall, mit Zinken. In den Augen blitzte der Hass, als das Monster sich auf sie stürzen wollte.
Vor Entsetzen
Weitere Kostenlose Bücher