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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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musste mit ihr gleichziehen. „Haben Sie schon unseren Empfang zum Abendessen geplant?“, fragte er beiläufig.
      Sie erschrak und sah ihn überrascht an. „Ich habe darüber nachgedacht, aber dann entschied ich, dass es keinen Grund zur Eile gibt. Schließlich müssen wir unsere Hochzeit erst noch planen.“
      Rex fürchtete sich noch immer vor einem solchen Abend, war aber entschlossen, ihn um ihretwillen zu einem Erfolg werden zu lassen. „Unsere Hochzeit wird wann stattfinden? In sechs Monaten? In einem Jahr? Die Einladung zum Abendessen kann morgen sein, wenn Sie es wünschen.“
      Sie starrte ihn an. „Sir Rex …“
      „Rex!“, verbesserte er sie fröhlich.
      Sie biss sich auf die Lippe und zögerte. „Sir Rex, wir müssen nichts überstürzen mit den Einladungen …“
      „Aber ich möchte es. Wie Sie schon sagten, es ist längst überfällig. Und jetzt habe ich eine Gastgeberin.“ Wieder nahm er ihre Hand, nur weil er sie zu berühren wünschte.
      „Nun“, begann sie und rang offensichtlich mit sich selbst. „Ich weiß, die Farrows würden sich über eine solche Einladung sehr freuen. Wir könnten auch noch Dr. Linney und seine Frau einladen. Nur, um die Sache abzurunden“, meinte sie.
      „Was immer Sie wünschen“, erklärte er mit fester Stimme. „Sie sagen mir das Datum und was ich anziehen soll, und ich werde hier sein, um unsere Gäste zu begrüßen.“ Unsere Gäste. Das klang gut in seinen Ohren.
      Blanche lehnte sich zurück und überlegte. Dann sah sie ihn an. „Ich werde Anne bitten müssen, uns beim Abendessen zu helfen. Meg kann nicht kochen. Und Fenwick muss servieren.“
      Er wusste, dass Anne nicht bleiben würde, nicht einmal für einen Abend. „Können Sie nicht jemanden im Dorf finden?“
      „Ich kann es versuchen. Aber Sie haben das Hausmädchen für einen ganzen Monat bezahlt, sie kennt sich in der Küche aus, und sie kocht passabel.“
      Er zögerte und spürte eine dunkle Vorahnung.
      Dann sagte sie: „Warum warten wir nicht einfach, bis wir verheiratet sind, ehe wir jemand Neues einstellen?“
      Der Gedanke behagte ihm. Er dachte daran, wie sie ihn angetroffen hatte, und das nicht nur an dem einen Nachmittag. Er wollte ihr mit einem erfolgreichen Abendessen eine Freude bereiten. „Ich werde Anne sagen, dass sie bis nach der Einladung bleiben soll.“
      
    Blanche zog sich für das erste Abendessen mit ihrem Verlobten um. Sie hatte ein zweites Abendkleid nach Land’s End mitgebracht, eine Kreation in Elfenbein und Rosa. Ein letztes Mal betrachtete sie sich im Spiegel, bebend vor Erwartung, als wäre sie ein sechzehnjähriges Mädchen. Ihr Herz raste.
      Und dann starrte das Monster sie an und bleckte seine riesigen gelben Zähne.
      Irgendwo in der Nähe wieherte das Pferd voller Schmerz und Panik.
      Blanche schrie auf, presste die Hände auf die Ohren. Jedes Glücksgefühl verschwand, stattdessen fühlte sie nur Entsetzen. Die Erinnerung hatte sich ihrem Gedächtnis früher am Nachmittag eingebrannt, aber jetzt war es keine Erinnerung. Der Mann streckte die Hände nach ihr aus, und sie wusste, ohne jeden Zweifel, dass er sie gleich packen würde. In diesem Augenblick war sie ein kleines Kind, allein und außer sich vor Angst. Wo war ihre Mutter?
      Sie haben Mama weggezogen, sie aus der Kutsche gezerrt.
      Das Monster mit den hellen Augen griff nach ihr. Sie sprang zurück und lief davon, nicht quer durch das Zimmer, sondern durch eine Menschenmenge auf einer Londoner Straße, rutschte aus auf dem blutigen Straßenpflaster. Während sie lief, wurden die Schreie des Pferdes leiser, das Bild des Mannes verblasste, und sie sah sich um. Aber jetzt war der Mann nicht mehr wirklich, er war nur noch eine schreckliche Erinnerung, die für immer ihrem Gedächtnis eingeprägt war. Blanche merkte, dass sie sich an das Geländer am Ende des Ganges klammerte und nach Atem rang. Tränen liefen ihr über die Wange. Sie wagte es nicht, das Geländer loszulassen, um die Tränen abzuwischen. Und sie wusste nicht, wie sie aus ihrem Schlafzimmer an die Treppe gelangt war.
      Schwer atmend klammerte sie sich an die Brüstung. Allmählich begann sie zu verstehen. Sie war gerade in der Vergangenheit gewesen – aber dort gehörte sie nicht hin. Sie war auf Bodenick und stand kurz vor einer Heirat mit Sir Rex. Diese Anfälle mussten aufhören. Sie musste einen Weg finden, wie sie diesen schrecklichen Erinnerungen ein Ende

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