Die Lady in Weiß
wieder dem Fenster zu, damit Hamil ihre Gefühle nicht bemerkte. Wie viele Leben mochte er zerstört haben?
„Ganz ohne Zweifel, Mylady“, sagte Hamil stolz, „denn ich habe seine Schatullen genauso gefüllt wie meine eigenen.“ „Sie haben Ruhm und Reichtum geerntet.“ Sie beugte sich vor, um ein paar weiße Blüten von dem Baum unter dem Fenster zu pflücken. „Haben Sie bemerkt, dass alle an Bord der Colomba sofort wussten, wer Sie waren? Sogar in London ist Ihr Name gefürchtet.“
„Furcht bedeutet Respekt, Mylady“, sagte er und sah aufmerksam zu, wie die Seide sich über ihren Hüften spannte, als sie sich aus dem Fenster lehnte. „Es ist die einzige Methode, andere zu beherrschen.“
„Und was ist mit Ihrer Seele?“, fragte sie und drehte sich wieder zu ihm um. Sie hielt die Blüten vor ihr Gesicht und roch daran. „Durch Ihren Übertritt zum Islam haben Sie viel gewonnen. Doch ist es das wert, wenn Sie damit für immer verdammt sein werden?“
„Wenn die elenden Priester mir dasselbe bieten können wie der Pascha, dann kehre ich zur Kirche zurück.“
Sie strich ihr Haar zurück und steckte sich die weißen Blüten hinters Ohr. „Dann, Hamil Al-Ameer, haben Sie hier in Tripolis wohl alles gefunden, was Sie sich wünschen.“
„Ja, Mylady“, flüsterte er heiser, „beinahe.“
Die Haare auf seinem Handrücken glitzerten rotgolden im Licht der untergehenden Sonne, als er seinen Arm nach ihr ausstreckte. Wie im Traum sah sie seine Hand näher kommen. Die Hand eines Piraten, die Hand, die so viel Leid über ihre Lieben gebracht hatte. Diese Hand kam näher und näher, um sie mit denselben Sünden zu beflecken ...
„Du musst dem Gentleman geben, was er will, Caroline, und das ist dein Körper. Hast du das verstanden, Tochter? Wirst du es je verstehen?“
Mit einem Seufzer entzog Caro sich Hamils festem Griff. Ihre gestreiften Röcke wirbelten um sie herum, als sie sich umdrehte.
„Sie glauben wohl, weil Sie gestohlen und getötet haben und dadurch reich geworden sind, seien Sie auch ein Gentleman, nicht wahr?“, rief sie in Panik. „Deshalb wollen Sie mich haben! Eine englische Countess fehlt noch in Ihrer Sammlung von Schmuck und Silber!“
„Ich will eine Frau, Mylady, die Besseres zu tun hat, als mich zu verärgern. “ Er packte sie am Arm und drehte ihn ihr auf den Rücken, bis sie vor Schmerzen schrie.
„Lassen Sie mich los, Hamil! “, rief sie und versuchte verzweifelt, sich zu befreien. Sie spürte seinen warmen Atem an ihrer bloßen Schulter, und die steifen Goldborten seiner Weste kratzten an ihrem Arm. „Oh, bitte, lassen Sie mich los, Sie tun mir weh!“
„Das ist auch meine Absicht, Mylady“, sagte er mit offensichtlichem Vergnügen. „Egal, ob Countess oder Hure, unter ihren Röcken sind alle Frauen gleich. Daran sollten Sie denken.“
Er stieß sie grob von sich, und sie taumelte gegen den Tisch. Dann wandte sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zu ihm um. „Sie haben kein Recht, mir das anzutun!“, rief sie und rieb sich den Arm.
„Ich habe durchaus das Recht, Mylady“, sagte er und lächelte. „Sie sind meine Gefangene, und ich kann mit Ihnen tun, was mir beliebt. Ich kann Sie verkaufen, vergewaltigen, umbringen. Dem Pascha ist das egal.“
„Warum tun Sie es dann nicht? Dann haben wir es hinter uns.“
Er warf den Kopf zurück und lachte, und sie hasste ihn dafür. „Aber das hieße doch, ein Geschenk Allahs zu verschwenden! Ich habe Sie ja gerade erst kennengelernt. Ich habe noch nie eine Countess besessen, und wer weiß, vielleicht sind Sie doch anders als die anderen?“
Sie tastete sich an der Tischkante entlang von ihm weg. Wenn sie nur ein Messer hätte!
„Sie sind von mir fasziniert, Mylady. Sie können es leugnen, aber ich sehe es in Ihren Augen. “ Er lachte wieder, und seine Stimme wurde leiser. „Aber heute noch nicht, Mylady. So bald noch nicht. Ich werde mir bei Ihnen Zeit lassen. Sie werden jeden Abend hier mit mir dinieren, und Sie werden sich um mich bemühen. Dann erst werden Sie erfahren, welch ein Vergnügen es ist, Hamil Al-Ameer zu lieben! “
„Ich will verdammt sein, wenn ich das tue!“ Sie zog die zerdrückten weißen Blüten aus ihrem Haar und warf sie auf den Boden. Sie hatte verloren, jedenfalls heute, und sie verachtete sich dafür. Beinahe so sehr wie den Mann, der vor ihr stand. „Ich werde nie etwas für Sie tun!“
„Oh doch, das werden Sie, Mylady, das werden Sie!“ Sein Lachen verstummte, als er
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