Die Lady in Weiß
Sorgen machen. Ich habe überhaupt nicht die Absicht, Hamils Mätresse zu werden.“
„Nicht?“ Bella kniff misstrauisch die Augen zusammen. „Hamil ist ein Mann, den alle Frauen begehren, Mylady. Er ist männlich und stark und sieht sehr gut aus.“
„Und er hat uns beide mit Söhnen gesegnet“, platzte Leilah heraus. Dann sah sie sofort wieder zu Boden.
Caro sah auf Leilahs gerundeten Bauch. „Sie haben schon andere Kinder? Aber Sie sind doch selber kaum erwachsen! “ Bella lächelte wissend. „Ich war dreizehn, als Hamil mich vom Schiff meines Bruders holte. Er hat mich noch im selben Jahr geheiratet, und bald wurde unser Sohn geboren, Allah sei gelobt. Es folgte noch ein Sohn, dann eine Tochter, und ich bin noch nicht einmal achtzehn. Da sehen Sie, was für ein potenter Mann er ist.“
„In der Tat“, bestätigte Caro schnell. Sie war kaum älter, als sie Frederick heiratete, aber sie selbst war das Kind gewesen, das Frederick haben wollte. Wenn Bella eines Tages neunundzwanzig war, so wie sie jetzt, dann war sie vielleicht schon Großmutter. Kein Wunder, dass sie ihnen so alt erschien! Irgendwie beneidete sie die beiden, so, wie sie Desiree Herendon beneidet hatte. Wie gern würde ich Jeremiah ein Kind schenken, dachte sie sehnsüchtig.
Sie lächelte die beiden Frauen freundlich an. „Sie lieben Hamil, nicht wahr?“
„Natürlich tue ich das“, entgegnete Bella leidenschaftlich, und Leilah nickte zustimmend. „Wir lieben ihn beide. Und er liebt uns, so, wie es sein sollte zwischen Eheleuten.“
Wie einfach das klang, wenn Bella es sagte. „Dann verstehen Sie sicher auch, dass ich mich nicht dazwischendrängen will.“
„Nein?“ Bella blieb misstrauisch. „Warum nicht?“
„Weil auch ich meinen Gemahl sehr liebe, und in meinem Herzen gibt es keinen Platz für einen anderen“, sagte Caro und war sich doch nur zu deutlich bewusst, wie seltsam das klang, gehörte ihre Liebe doch Frederick und Jeremiah. „Mein Gemahl ist Hamils Gefangener. Ich kam nach Tripolis, um ihn zu befreien, nicht, um Hamils Mätresse zu werden.“
Die beiden Mädchen sahen sich rasch an. „Wenn Sie Ihren Gemahl zurückbekommen“, erkundigte sich Leilah vorsichtig, „würden Sie dann gehen und schwören, niemals zurückzukehren?“
„Ich würde es auf der Stelle schwören“, sagte Caro leidenschaftlich.
Hamils Frauen tauschten noch einmal einen Blick, dann nickte Leilah.
„Leilahs Vater ist ein persönlicher Freund des Paschas“, erklärte Bella. „Wenn Sie schwören, dass Sie Tripolis mit Ihrem Gemahl verlassen werden, und wenn Sie bis dahin Hamils Bett fernbleiben, so, wie Sie es versprochen haben, dann werden wir uns bemühen, Ihnen zu helfen. “
„Ich schwöre es.“ Es war eines der leichtesten Versprechen, die Caro jemals gegeben hatte, und sie gab jedem der Mädchen spontan einen Kuss auf die Wange. „Sie werden nichts von mir zu fürchten haben. “
Beide, Leilah und Bella, standen stumm da, erstaunt über so einen Zuneigungsbeweis von der Frau, in der sie eine Rivalin gesehen hatten. Dann fingen sie an zu kichern, wie es ihrem Alter entsprach.
„Wir hatten Sie uns sehr hoheitsvoll vorgestellt, Mylady“, gestand Bella. „Hamil ist sehr stolz darauf, Sie bei sich zu haben. Eine britische Adlige! Er hat uns angewiesen, sehr respektvoll zu sein und in Ihrem Beisein nur Englisch zu sprechen. “
Caro lachte. Die Vorstellung, dass sie sehr vornehm und furchteinflößend sein sollte, amüsierte sie. Das hatte bisher noch niemand von ihr gedacht. „Sie sprechen besser Englisch als viele Engländer.“
Bella errötete stolz. „Das haben wir Hamil zu verdanken. Er wollte, dass seine Frauen seine Muttersprache beherrschen, und er hat uns einen Lehrer verschafft. Einen Sklaven aus London, damit wir eine gute Aussprache lernen.“
„Der arme Mr Peck!“ Leilah seufzte traurig. „Er war ein guter Lehrer, aber nicht sehr klug. “
Bella seufzte ebenfalls. „Er war zu gierig, wissen Sie. Er hat eines von Leilahs goldenen Halsbändern gestohlen und versucht, es auf dem Markt zu verkaufen. Natürlich wurde er gefasst, und Hamil persönlich hat ihn bestraft. Er hat ihm beide Hände abgehackt und sie dann beim Osttor an die Wand genagelt. So sollten andere Diebe davor gewarnt werden, Hamils Frauen zu bestehlen.“
Sie lächelte zufrieden. Den entsetzten Ausdruck auf Caros Gesicht bemerkte sie nicht. „Deshalb können wir kaum glauben, dass Sie einen Mann wie Hamil nicht für sich haben wollen.
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