Die Lady in Weiß
ausgewählt. Sie trug ein Gewand aus feinster Seide, das unter goldener Stickerei mehr enthüllte als verbarg, und Abidzu hatte ihre Augen dunkel umrandet. Er hatte goldene Ketten um ihren Hals gelegt und Ringe an ihre Finger gesteckt, bis sie aussah wie Hamil Al-Ameers bevorzugte Konkubine, und genau das würde sie bald sein.
Er lächelte vor sich hin, als er daran dachte, dass sie der größte Schatz unter seinen Besitztümern war. Er, Andrew Gordon, ein kleiner schottischer Bandit, war so weit aufgestiegen, dass die Frau eines englischen Peers seine Geliebte war!
Sie war sehr still heute, seine Countess, und sehr blass unter der Schminke. Sie rutschte auf ihren Kissen hin und her und zog die Beine an. Sie hatte so wunderbar lange Beine! Er konnte es kaum erwarten, dass sie sie um seine Taille schlang und er ihre Schreie hörte. Vielleicht würde er den Amerikaner zusehen lassen, wenn er sie nahm und tief in sie eindrang. Und dann würde sie zusehen müssen, wie er den Mann ganz langsam töten ließ.
Er hörte die Wachen auf dem Gang und beugte sich erwartungsvoll vor. Alles war so, wie es sein sollte. Er legte seine Hand auf ihren Schenkel, und obwohl sie erzitterte, schob sie ihn nicht weg. Sie lernte schnell, schnell genug, um das Kommende zu überstehen.
Als die drei Männer durch den Rundbogen eintraten, spürte er, wie der Schock des Erkennens ihren ganzen Körper erbeben ließ.
17. Kapitel
Caro hätte niemals erwartet, Jeremiah hier zu sehen. Sie hatte ihn weit weg vermutet, in den Steinbruchen oder im Gefängnis des Paschas, aber er war
hier, keine zwölf Schritte von ihr entfernt. Obwohl er versuchte, sich unter Hamils Blicken nichts anmerken zu lassen, erkannte sie, als die Wache ihm das Tuch abnahm, an dem freudigen Leuchten in seinen Augen, dass auch er nicht mit dieser Begegnung gerechnet hatte. Der Mann, den sie liebte, war noch am Leben, und nur Hamils Hand auf ihrem Knie hinderte sie daran, zu Jeremiah zu laufen und ihn in die Arme zu schließen.
Doch als die erste Freude über das Wiedersehen vergangen war, bemerkte sie die Wunden und Striemen auf seinen Armen und an seinem Körper. Ein dunkler Bart bedeckte seine Wangen, und sie weinte beinahe, als sie sah, wie die schweren Eisen seine Knöchel wundgerieben hatten. Und wo, fragte sie sich, ist seine Kleidung? Sie hatte man in bestickte Seide gehüllt, während er nur noch die zerfetzten Reste seiner Hose trug.
„Erinnern Sie sich an Captain Sparhawk, Mylady?“, fragte Hamil und ließ seine Hand an ihrem Schenkel höher hinaufgleiten. „Er wurde zusammen mit Ihnen von der Colomba geholt, aber er ist so ein feiger, gemeiner Schurke, dass es mich nicht wundern würde, wenn Sie es jetzt ablehnten, seine Gesellschaft zu ertragen. “
Sie nickte und wurde rot vor Scham unter Hamils Berührung. Doch wenn sie seine Hand wegschlug, wie er es verdiente, dann würde er seinen Zorn an Jeremiah auslassen, das hatte er versprochen. Und sie könnte es nicht ertragen, Jeremiah noch mehr Qualen zu verursachen. Wie viele der
Wunden, die ihn schon jetzt zeichneten, hatte er wegen irgendeiner eingebildeten Kränkung Hamils davongetragen?
Hilflos sah Jeremiah zu, wie Hamils Zärtlichkeiten immer aufdringlicher wurden. Er sah, wie Caro die Augen schloss und die Lippen fest zusammenpresste, als wollte sie die Tränen unterdrücken, und er wurde zornig, als er daran dachte, was sie schon alles ertragen hatte. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als auf Hamil loszugehen und ihn zu würgen, bis das Leben aus seinem Körper wich.
Doch ehe er irgendetwas tun konnte, zog Hamil den Dolch aus seinem Gürtel, und Jeremiah hielt den Atem an. Obwohl er in der Dunkelheit nicht gesehen hatte, welche Klinge Hamil damals an Bord der Chanticleer gegen ihn benutzt hatte, war er jetzt sicher, dass es genau diese war. Er hatte die Klinge an seiner Kehle gespürt, und das Letzte, woran er sich erinnerte, ehe er bewusstlos wurde, war, wie derselbe Dolch seinen Bauch aufgeschlitzt hatte. Eben diese Klinge, geführt von derselben Hand, die sie jetzt hielt.
Dasselbe Messer, das Hamil nun unter Caros Kinn schob. Er zog ihren Kopf an den Haaren zurück, sodass ihre Kehle ungeschützt vor der Klinge lag. Sie gab keinen Laut von sich, aber ihre Augen waren vor Schreck geweitet, und Jeremiah konnte sehen, wie die Ader an ihrem Hals pochte.
„Die Countess ist eine entzückende Frau, nicht wahr, Sparhawk?“ Hamil drehte sich gerade so weit herum, dass seine Lippen und sein Bart
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