Die Lady in Weiß
dachte er darüber nach. Sie konnte noch so oft wiederholen, dass Frederick mehr wie ein Vater als wie ein Ehemann zu ihr war, er konnte trotzdem nicht einfach zu ihm gehen und um ihre Hand anhalten. „Bist du ganz sicher?“
Dieses Mal zögerte sie nicht. „Ich bin sicher. Ich liebe dich, und ich vertraue dir.“
„Gott schütze dich, Caro, dafür, dass du mir vertraust“, sagte er mit rauer Stimme. „Egal, was die alte Dame sagt, die Lage ist gefährlich, und ich werde nicht dein Leben riskieren. Außerdem möchte ich tun, was nötig ist, ohne dabei auf dich achten zu müssen.“
„Was nötig ist?“ Plötzlich durchschaute sie ihn. Sie ärgerte sich, und gleichzeitig bangte sie um sein Leben. „Du wirst Frederick und deinen Freund befreien, aber das ist nicht alles, nicht wahr? Du willst nach Tripolis, um den Mann zu suchen, der dein Schiff genommen hat. Ich habe dich auf diese Idee gebracht, und jetzt willst du sie in die Tat umsetzen.“
Er sah sie an. „Entweder ich leide weiterhin darunter, dass Hamil mich in meinen Träumen verfolgt, oder ich kann ihm gegenübertreten und mir selbst beweisen, dass ich kein Feigling bin. Ich bin ein Sparhawk, Caro. Ich habe keine Wahl.“
Caro schüttelte heftig den Kopf. Sie wollte nicht wahrhaben, dass er wirklich die Absicht hatte, dies zu tun. „Aber wenn er dich diesmal gefangennimmt, wird er dich nicht wieder gehen lassen. Er wird dich töten. So einfach ist das, Jeremiah. Er wird dich töten. Du hast kein Schiff, keine Männer, keine Kanonen, und er ist ein Pirat! “
„Ich habe nicht die Absicht, auf See mit ihm zu kämpfen. Da hätte ich keine Chance, du hast vollkommen recht. Aber er wohnt in Tripolis. Wenn ich ihn da finde ... “
„Ich will nichts davon hören.“ Aufgeregt stieg sie aus dem Bett, hob den Morgenrock vom Boden auf und zog ihn an. „Ich liebe dich, und ich habe nicht die Absicht, zu hören, wie du deinen eigenen Tod planst. Es ist ohnehin Zeit, dass ich in mein Zimmer zurückgehe.“
Er lehnte sich über das Bett und versuchte, sie zu halten, doch sie entzog sich seinem Griff. „Zum Teufel, Caro, komm zurück!“
„Zum Teufel mit dir, Jeremiah, das werde ich nicht tun!“ Sie nahm das Nachthemd und knüllte es zusammen, während sie zur Tür ging.
„Caro, bitte. Bitte! “
Beinahe gegen ihren Willen blieb sie stehen und wandte sich langsam um. Jeremiah saß mitten auf dem Bett. Der Mond schien auf seinen gebräunten Körper, der sich dunkel von den weißen Laken abhob. Das schwarze Haar fiel ihm ins Gesicht, und in diesem Moment sah er so schön aus, dass sein Anblick ihr die Tränen in die Augen trieb.
Bittend streckte er einen Arm nach ihr aus. „Bitte, Liebes“, sagte er leise. „Vielleicht gibt es für uns nur diese eine Nacht. Willst du sie so enden lassen?“
Sie zögerte.
„Du sagtest, du seist einsam gewesen in deinem Zimmer. Das wird sich inzwischen nicht geändert haben.“
„Ich will nicht allein sein, Jeremiah“, sagte sie ehrlich. „Das wollte ich nie.“ Sie seufzte und machte einen Schritt auf das Bett zu. „Wenn ich bleibe, möchte ich nichts mehr von Piraten und Paschas hören.“
„Kein Wort.“ Er nahm ihre Hand und zog sie zu sich auf das Bett. Ihr Morgenrock glitt zu Boden. „Stattdessen lass mich dir noch einmal sagen, wie sehr ich dich liebe.“
Als sie wieder sicher und geborgen in seinen Armen lag, wusste sie, dass es keinen anderen Ort auf der Welt gab, an dem sie lieber sein würde.
Er küsste ihr Haar, und seine Augen waren so dunkel wie die Zukunft, die vor ihnen lag. Irgendwie würde er einen Weg finden, wie sie zusammenbleiben könnten. Irgendwie würde er es fertigbringen, dass ihre Liebe diese Nacht überdauerte.
Seufzend schmiegte sie sich an ihn und legte ihren Arm um ihn. „Jetzt, da ich dich gefunden habe, Jeremiah Sparhawk“, flüsterte sie, „möchte ich dich nicht mehr verlieren.“
„Ich dich auch nicht, Liebste“, sagte er leise, „ich dich auch nicht.“
„Was führt dich zu mir, meine liebe Caroline?“, fragte Dorinda mit kaum verhohlener Verwunderung. Sie winkte ihre Schneiderin zur Seite und bedeutete Caro näherzukommen. „Ich dachte, du wärest mit den Vorbereitungen für deine Reise beschäftigt und hättest keine Zeit, Besuche zu machen. Hast du meine Nachricht nicht erhalten?“
„Doch, natürlich. Sie haben alles ganz wundervoll arrangiert, und ich kann Ihnen gar nicht genug danken. “ Caro ließ sich auf den kleinen vergoldeten Stuhl sinken,
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