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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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einem von Jacques’ Leuten einen Stoß, dann dem nächsten. Den zweiten traf er fester, so dass der Mann mit einem lauten Plumps im Wasser landete. Von allen Seiten ertönte Gelächter, für Saxon eine Ablenkung, die er gut nutzte.
    An Jacques vorüber streckte er die Hand nach Schwester Mallorys Arm aus und zerrte sie den Kai entlang zum Ufer, während Jacques und seine Kumpane sich abmühten, ihren Freund aus dem Wasser zu fischen, ehe er vom Bug des Schiffes zerquetscht wurde. Sie versuchte sich loszureißen, ließ aber mit einem einzigen knappen Fluch davon ab.
    »Rasch, ans linke Ende des Kais!«, befahl sie.
    »Nach links? Warum?«
    »Verliert keine Zeit mit Fragen. Tut, was ich sage.«
    Er gehorchte, da ihm die Richtung einerlei war. Er wollte nur an einen sicheren Ort. Er sah in die Richtung, in die sie zeigte. Am anderen Ende einer offenen Fläche, die den Fluss begrenzte, öffnete sich ein Tor in der hohen Stadtmauer. Schwester Mallorys Übersicht angesichts der Gefahr, ihr ganzes Geld und mehr zu verlieren, war bemerkenswert.
    Sein Arm wurde gepackt. Er ließ Schwester Mallory los und rief ihr zu, sich in Sicherheit zu bringen, als er zurückgerissen wurde und sich Jacques gegenübersah. Der Mund des Diebes war vor Wut verzerrt, als er seine Faust zu einem Hieb in Saxons Gesicht hob.
    Saxon duckte sich, verblüfft, dass ihm die Situation so rasch entglitten war. Er hörte einen dumpfen Aufprall, verspürte aber keinen Schmerz. Plötzlich ließ Jacques ihn los. Saxon sprang zurück, als der Dieb gegen ihn fiel. Wieder gab es einen dumpfen Aufprall, als Jacques auf dem Boden auftraf. Es folgte ein lauter Plumps ins Wasser.
    Entgeistert sah er, dass Schwester Mallory mit einem Ding ausholte, das eine abgebrochene Planke vom Kai sein musste. Der dritte Dieb wich ihr blitzartig aus, sie aber lief ihm nach und stieß mit der Planke nach ihm. Er packte das Holz, um es ihr zu entreißen, und sie ließ es los, so dass er mit überraschter Miene ins Wasser fiel, während sein Kumpan sich am entgegengesetzten Ende des Kais abmühte, aus dem Schlick herauszukriechen. Sie drehte sich um, hob den Fuß und versetzte ihm mit der überlegenen Haltung einer erfahrenen Kriegerin einen Tritt.
    Eine Kriegerin? Gewiss, die Königin hatte enthüllt, dass die Schwestern hinter den Mauern von St. Jude’s Abbey in den ritterlichen Fertigkeiten unterrichtet wurden, doch hatte er nicht geahnt, dass ihr Können so ausgefeilt war. Er fragte sich, was ihm und den andere Männern damals in der Dunkelheit sonst noch verborgen geblieben war.
    »Worauf wartet Ihr?«, rief Schwester Mallory. Sie sprang vom Ende des Kais herunter und lief auf ihn zu. Jacques’ ausgestreckte Gestalt übersprang sie, ohne innezuhalten, und rannte eilends das steile Ufer hinauf.
    Saxon folgte ihr und erfasste ihre Hand, während sie über das leere Feld auf die Stadtmauer zulief. Sich ihren Schritten anpassend steuerte er mit ihr das nächstgelegene Tor an. Ein Blick zum Ufer hinunter zeigte ihm, dass die zwei Männer aus dem Wasser stiegen und ihrem mit dem Gesicht nach unten daliegenden Anführer zu Hilfe eilten. Die übrigen Schiffspassagiere und die Besatzung gingen ihrer Wege, als wäre nichts geschehen. Niemand wollte in eine Rauferei verwickelt werden.
    Die Hitze schien drückender, als sie durch das Stadttor in eine enge Gasse gelangten, die ins Zentrum der Stadt führte. Zu beiden Seiten schienen die Häuser sich geradezu übereinander aufzutürmen, und nur ganz starke Windstöße vom Fluss her fanden ihren Weg durch die gewundene Enge dazwischen.
    Saxon, der seinen Schritt verlangsamte, erschrak, als Schwester Mallory fragte: »Ist Euch auch wohl?«
    »Mir? Ich bin es doch nicht, der es mit drei Dieben zugleich aufnahm.« Er furchte die Stirn, als er sie um eine Pfütze mitten auf der Straße herumführte. Da es seit Tagen nicht geregnet hatte, konnte es keine Wasserlache sein. Übler Gestank stieg daraus auf. »Zumal mit Jacques Malcoeur.«
    »Wer ist Jacques Malcoeur?«, fragte sie ein wenig atemlos. Dass sie nicht völlig außer Atem war, ärgerte Saxon noch mehr. Er brauchte keine der Amazonen der Königin in Poitiers, wenn die Situation zwischen dem König und seinen Söhnen und ehemaligen Verbündeten auf der Kippe stand. Zorn schärfte seinen Ton, als er knurrte: »Er ist ein Dieb. Habt Ihr nicht einmal so viel Verstand, wie Gott ihn einer Gans verlieh? Ihr hättet es nicht darauf anlegen sollen, ihn gegen Euch aufzubringen.«
    »Ich glaube,

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