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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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Klingen in ihren Händen blitzten.
    Saxon hörte, wie Schwester Mallory ihr kleines Schwert zog. In diesen schmalen, gewundenen Gassen nützte ihr der Bogen nichts. Ein abgeschossener Pfeil würde nach wenigen Metern gegen ein Haus prallen, wenn er nicht vorher einen Passanten traf. Wieder ein Anzeichen dafür, dass sie eine hervorragende Ausbildung genossen hatte. Hätte sein älterer Bruder nur die Hälfte ihres Mutes besessen … Bei Gott, er würde nicht zulassen, dass Godards Unfähigkeit ihn jetzt ablenkte.
    Er griff nach seinem eigenen Schwert, ehe ihm einfiel, dass er es zurückgelassen hatte. Kein Trunkenbold trug die Waffe eines Ritters. Er hatte nur einen Dolch bei sich. Der musste genügen.
    Die Diebe drangen auf sie ein. Er begegnete einem Schwert mit seinem Dolch. Das Glück war mit ihm, da der Dieb mit der Waffe nicht umgehen konnte. Eine rasche Bewegung, und das Schwert flog davon, während der Dieb seine Hand umfasste, auf der sich ein dünnes rotes Blutrinnsal über seine Handfläche ausbreitete.
    Saxon stieß den gellend schreienden Mann beiseite und vollführte eine Drehung, um Schwester Mallory beizustehen. Sie brauchte seine Hilfe, da sie unter dem Angriff eines anderen der Diebe zurückwich. Jacques versuchte indessen, ihr in den Rücken zu fallen, sie aber hieb auf ihn ein, wenn er auch nur einen Schritt näher kam, während sie gleichzeitig versuchte, den anderen Angreifer abzuwehren.
    Mit einer Verwünschung stürzte Saxon vor und schlang den Arm um Jacques Nacken. »Lass die Fackel fallen!«, rief er.
    Jemand schrie auf, als der Dieb gehorchte. Saxon wagte einen Blick zu Schwester Mallory, auch wenn nicht sie es war, die geschrien hatte, und sah, dass sie rücklings abermals über einen losen Pflasterstein stolperte. Das Schwert entglitt ihren Fingern. Er hörte ein Knacken und fragte sich, ob ihr Bogen gebrochen war. Der dritte der Schurken stürzte sich mit breitem, triumphierenden Grinsen auf sie.
    Saxon drehte Jacques rasch herum und rammte seine Faust in das Gesicht des Diebes. Der Mann brach zusammen und blieb auf dem Pflaster liegen.
    Nun rief Saxon Schwester Mallory zu: »Aufstehen!«
    Sie blieb liegen. War sie bewusstlos? Er lief zu ihr, obwohl er im Innersten mit schmerzhafter Gewissheit wusste, dass er dem Mann, der auf sie zustürzte, nicht zuvorkommen konnte.
    Er hielt mitten im Schritt inne, als sie ihren Fuß gegen den Wanst des Angreifers stemmte und mit einer Bewegung so schnell, dass sie vor Saxons Augen verschwamm, den Mann über ihren Kopf hinwegfliegen und hart auf der Straße landen ließ. Er schaffte es gerade noch, sich kurz aufzurichten, ehe er endgültig zusammenbrach.
    Sie sprang auf, fasste nach ihrem auf der Straße liegenden Bogen und hakte die Sehne ein, damit sie nötigenfalls schießen konnte. Saxons Arm ergreifend rief sie im Befehlston: »Lauft!«
    So viele Fragen schossen ihm durch den Kopf, nun aber war nicht die Zeit für Antworten. Er sah wie sie, dass der Mann, mit dem er gekämpft hatte, sein Schwert wieder in der Hand hielt, und dass Jacques unter heftigem Kopfschütteln aufzustehen versuchte.
    Er lief mit ihr los und hielt nur inne, um ihr Schwert aufzuheben. Während er vorauslief, erst nach rechts, dann nach links und wieder links durch das Straßengewirr, schwieg sie. Er warf ihr einen Blick zu, als sie nicht so rasch lief wie auf dem Stück zwischen Fluss und Stadttor. Die zweimalige Abwehr der Diebe musste sie viel Kraft gekostet haben. Er empfand keine Genugtuung bei dem Gedanken, da er zugeben musste, dass sie eine würdige Verbündete war. Hinter ihnen waren Schritte zu hören, die sich unaufhaltsam näherten.
    »Wie weit ist es noch bis zum Palast?«, fragte sie leise.
    »Noch ein ganzes Stück. Aber auch wenn er näher wäre, würden wir beim Überschreiten des Grabens leichte Zielscheiben abgeben.«
    »Die Bogenschützen der Königin …«
    »… werden nicht wissen, ob wir die Opfer sind oder die Schurken, die vor den Opfern fliehen.«
    Sie überlegte kurz und nickte. »Das stimmt. Wir müssen ein Versteck finden.«
    Dagegen war nichts einzuwenden. Er wollte auch keine Einwände erheben. Er wollte nur, dass die Verfolgungsjagd eine Ende fände. Er blickte sich nach beiden Seiten um und lächelte.
    »Diese Richtung«, sagte er.
    Wieder schwieg sie, als er sie abermals unter einem Bogen hindurch und eine Seitenstraße entlang zu dem großen Komplex der St.-Radegunde-Kirche führte. Kurz nach der Einmündung in eine Straße, auf der die

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