Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)
reichte ihr die Hand.
»Dank Euch bin ich gerettet.« Sie legte ihre Hand auf seinen Handschuh.
Als er sie aufrichtete und aus der Dunkelheit zog, glänzte ihr Haar golden unter den schwächer werdenden Sonnenstrahlen. Ihm stockte der Atem, als er ihre fein gezeichneten Züge anstarrte. Ihre Augen waren von der Farbe eines ruhigen Weihers an einem Sommermorgen, ihre Wangen von der Kälte gerötet. Doch waren es ihre Lippen, rot wie der Besatz ihres Umhangs, die seinen Blick anzogen. Als sie sich weich und einladend teilten, legte er den Arm um ihre Taille und zog sie an sich, ehe er Zeit hatte, einen Gedanken zu fassen.
Ihre Augen wurden groß. Ihr Staunen verriet, dass er ein Mädchen vor sich hatte, das noch nie von einem Mann umarmt worden war. Der Gedanke entsprang seinem Kopf und fuhr ihm in die Glieder. Er widerstand der Einladung, die sie darstellte, nicht und beugte sich über sie, um ihren Mund in Besitz zu nehmen.
Sie schnappte nach Luft und entzog sich ihm. »Edler Herr, habt Dank für Eure Güte und meine Rettung. Doch muss ich Eure gute Tat belohnen, indem ich um noch einen Gefallen bitte.«
»Erbittet, was Ihr wollt.« Er ließ zu, dass seine Hand unter ihrem Mantel ihren Rücken hinaufglitt. Ihre Brüste streiften ihn bei jedem ihrer raschen Atemzüge. Ihre oder seine raschen Atemzüge? Es mussten ihre sein, denn allein ihr Anblick raubte ihm den Atem.
»Es geht um meine Schwester.« Ihre Stimme bebte, doch sie hielt seinem Blick ruhig stand. »Sie braucht Beistand gegen den Unhold, der sie aus ihrem Bett raubte und sie in seines legte.«
Christian versuchte sich auf ihre Worte zu konzentrieren, doch der Wind, der den Eiseshauch eingebüßt zu haben schien, wehte ihre goldblonden Strähnen als süße Liebkosung gegen seine Wange. War die Schwester dieser Frau nur halb so schön, war nur zu verständlich, warum ein Mann sie entführen und zu der Seinen machen wollte.
»Werdet Ihr mir helfen, sie zu retten?«, bat sie.
Ein Lachen ließ seine Antwort verstummen, und als er aufblickte, sah er seinen Bruder und den jungen Baldwin absitzen. Guy lachte wieder auf, ehe er sagte: »Da hast du etwas Hübsches im Arm, lieber Bruder. Nun, hast du als Belohnung für die Rettung vor den Strolchen einen Kuss bekommen? Oder möchtest du mehr als einen einzigen Kuss herausschlagen?«
Christian ließ die Frau los, die ging und ihren Dolch holte, der auf den Weg gefallen war. Am liebsten hätte er seinem Bruder ein paar Flüche an den Kopf geworfen, doch Guys Erscheinen gemahnte ihn an die Notwendigkeit, sich zu beherrschen. Er hatte dieses Mädchen nicht vor den Männern gerettet, um ihr selbst Gewalt anzutun, mochte diese Vorstellung noch so verlockend sein. Als sie sich nach einem Bündel bückte, staunte er, dass sie nach einer Klinge griff, die viel länger als ihr Messer war, jedoch kürzer als sein Schwert.
»Warum habt Ihr nicht dieses Schwert gegen Eure Angreifer verwendet?«, fragte er.
»Ich wurde überrumpelt«, gab sie zurück. »Ich hatte keine Zeit, es zu ziehen.«
»Ihr sollt keine Waffe tragen, die Ihr nicht einzusetzen bereit seid. Man hätte sie gegen Euch verwenden können.«
Sie blinzelte ihm zu. »Ein wahrlich guter Rat, Sir. Ich will ihn beherzigen, wenn mir unterwegs wieder Strauchdiebe begegnen.«
»Wie heißt Ihr?« Christian ignorierte seinen Bruder, der mit breitem Lächeln zuhörte.
»Avisa de Vere.« Sie stützte das Schwert so auf, dass die Spitze auf dem Boden auftraf, und er sah, dass es für sie die ideale Länge hatte. Unwillkürlich drängte sich ihm die Frage auf, welcher Waffenschmied dieses Schwert geschaffen haben mochte. »Darf ich den Namen meines Retters erfahren?«
»Christian Lovell, Gefolgsmann unseres Lehensherrn König Henry.« Er neigte den Kopf. »Ich reise mit meinem Bruder Guy und mit meinem Pagen Baldwin.«
»Ich stehe in Eurer Schuld.«
»Ihr habt von Eurer Schwester gesprochen …«
Guy frohlockte. »Sie hat eine Schwester? So schön wie Ihr, holde Avisa? Führt uns zu Eurer Schwester, damit die Kälte dieser Nacht gelindert wird.«
Christian konnte sogar in der Dämmerung, die unter den Bäumen hervorkroch, Avisas Erröten sehen. Hatte die kaum verhüllte Andeutung seines Bruders sie zornig oder verlegen gemacht?
»Ich würde Euch zu gern hinführen«, sagte sie und ließ ihn aufhorchen, ehe sie hinzusetzte: »Mir ist jede Hilfe recht, um meine Schwester aus den ruchlosen Händen Lord Wains of Moorburgh zu befreien.«
»Was soll das?« Guy sah
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