Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
Vom Netzwerk:
dass seinem Bruder nicht der Sinn nach Heldenruhm stand.
    »Wartet hier«, sagte er.
    Sie kniff die Augen zusammen und furchte die Stirn. »Wohin wollt Ihr? Die Räuber können ganz in der Nähe sein, und sie sind schnell, weil sie es auf meine Börse abgesehen haben.«
    »Ich muss die Pferde sichern. Wenn sie Geräusche machen, könnten sie uns verraten.«
    »Ich werde sie sichern. Mit dem verstauchten Knöchel seid Ihr zu langsam.«
    Er wollte widersprechen, sah dann aber ein, dass sie Recht hatte. Dazusitzen, während sie durch das Rankendickicht zurückkroch, war schmählich. Was war das für ein Mann, der zuließ, dass eine Frau sich allein der Gefahr aussetzte, während er im sicheren Versteck hockte? Er wollte ihr folgen, hielt dann inne, als er Äste knacken hörte. Mit gezogenem Schwert wartete er und senkte es erst, als Avisa erschien und neben ihm niederkniete.
    »Ich schlang die Zügel um einen Baum hinter uns«, flüsterte sie, sich zu ihm beugend. Ihr üppiger blumiger Duft drohte ihn abermals abzulenken, und er bemühte sich, ihn zu ignorieren. Rosenduft, wenn er nicht irrte. Ideal für diese Frau, so üppig wie das Blütenblatt einer Rose und so stachlig wie die spitzesten Dornen. »Eure Gefährten sind gut versteckt.«
    »Gut.« Er zuckte zusammen, als er sich vorschob, um an den Ranken vorbeizusehen.
    Sie beugte sich vor, und als sie seinen rechten Knöchel abtastete, spürte er die Wärme ihrer Hand durch seinen Lederstiefel. Er schob seinen Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf an.
    »Ich sollte Euren Knöchel untersuchen«, flüsterte sie. »Wenn Ihr Euch arg verletzt habt …«
    »Mir wäre ein Kuss lieber – ich würde mich gleich besser fühlen.«
    »Jetzt ist nicht die Zeit für solche Gedanken.« Ihr strafender Ton konnte nicht verhindern, dass in ihren sprechenden Augen Feuer aufglühte.
    »Nein, aber an etwas anderes kann ich nicht denken.« Er strich über ihre Arme und ließ seine Finger ihr Gesicht umrunden.
    Als Rufe zu hören waren, erstarrte er und rückte von ihr ab.
    Er wollte an ihr vorüber, um durch das Rankendickicht zu spähen, sie aber hinderte ihn daran, indem sie ihr Schwert über seine Knie legte.
    »Bleibt, wo Ihr seid, wenn Ihr nicht niedergemetzelt werden wollt«, befahl sie.
    »Wir müssen bereit sein. Wenn man uns hier findet …«
    »Das wird man nicht, wenn Ihr tut, was ich sage«, erklärte sie im Ton stiller Autorität. »Rührt Euch nicht, Christian Lovell, wenn Euch Euer Leben lieb ist.«

3
     
    Auf Avisas gedämpfte Drohung hin riss Christian die Augen auf, sagte aber kein Wort. Gut so. Es ging nicht an, dass jeder ihrer Befehle diskutiert wurde.
    Die Situation war so verworren wie das Rankendickicht um sie herum. Nachdem sie in dieser Gegend das Wegenetz und die Wälder erkundet hatte, war es ihr als gute Idee erschienen, dass der Patensohn der Königin wie zufällig in einer Situation auf sie stoßen sollte, in der sie scheinbar Hilfe brauchte. Um die Diebe anzulocken, hatte es gereicht, in einem Wirtshaus das Gold in ihrer Börse zu erwähnen, doch hatte sie nicht geahnt, dass sich in den Wäldern so viele Banditen herumtrieben.
    Zweige raschelten, und sie gebot zischelnd Ruhe, als die Rufe ihrer Verfolger und das Wasserspritzen lauter wurden. Ein Blick nach links zeigte ihr den Mann, der mit Christian und dem Knaben unterwegs war. Nach der Beschreibung, die die Königin ihr mitgegeben hatte, hätte sie ihn als Guy erkannt, selbst wenn Christian seinen Namen nicht genannt hätte. Sein Gesicht war grau wie die Morgendämmerung. Hatte er Angst? Die Königin hatte nichts über ihn gesagt, nur, dass er an der Seite seines Bruders ritt. Er wollte etwas sagen, doch Christian gebot mit erhobener Hand Schweigen.
    Als Christian seinen dunklen Umhang über sich und Avisa breitete, versuchte sie abzurücken, was ihr einen finsteren Blick eintrug.
    »Ich muss meinen Schwertarm frei haben«, flüsterte sie.
    »Es ist besser, wenn man uns hier nicht entdeckt.«
    Avisa musste zugeben, dass er Recht hatte. Der Umhang, von ähnlicher Farbe wie die kahlen Äste, verbarg sie gut. Sie dachte an die Mahnung der Königin, ihren Patensohn nicht zu unterschätzen. Dieser Fehler würde ihr nicht wieder unterlaufen.
    Als die Banditen nicht weit von ihrem Versteck durch das Wasser wateten, war sie ganz Anspannung. Christian schockierte sie, als er den Arm um ihre Schultern legte. Ein Schauer überlief sie. In der Abtei war über die Vorgänge zwischen Männern und Frauen nur im

Weitere Kostenlose Bücher