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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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Himmel nächtigen müssen. Emery schlief in einer Kammer auf der anderen Seite des Ganges. Der Junge hatte sich als große Hilfe bei der Suche nach Überlebenden und später nach Toten erwiesen.
    Jordan hatte gehört, dass die Weirtons Zuflucht auf der Burg gefunden hatten, die ohne größere Schäden davongekommen war. In den vergangenen Tagen hatte er Weirton einmal gesehen. Seine Neugierde, ob die Gänge und Höhlen unter dem Hügel dem Erdbeben zum Opfer gefallen waren, hatte er nicht befriedigen können. Vermutlich hatte es Einbrüche gegeben, da etliche Häuser von der Erde verschluckt worden waren. Er vermutete, dass sie über dem von der Bruderschaft angelegten Tunnelsystem gestanden hatten. Sein Vorschlag, Weirton und seine Schwester sollten bei der Pflege der Verletzten helfen, war mit unglaublichem Hochmut abgelehnt worden. Er hatte an das Symbol der Bruderschaft denken müssen, an den Mann, der am Zügel geführt wurde. Die Bruderschaft ließ sich nicht herab, jenen zu helfen, die im Rang tiefer standen. Diese Menschen dienten nur dazu, benutzt zu werden.
    Jordan stemmte sich auf die Beine, wobei er darauf achtete, die Matratze nicht so zu bewegen, dass Isabella erwachte. Sie hatte seit dem Erdbeben tagtäglich und auch die meisten Nächte Schwerarbeit geleistet. Er schwankte zur Seite, als wäre die warme, durch das Fenster eindringende Brise ein Sturmwind. Er versuchte auszugleichen, prallte aber gegen die Wand auf der anderen Seite.
    »Jordan?«, Isabella setzte sich auf, die Decke an die Brust gedrückt.

    »Es geht mir gut«, sagte er.
    »Du siehst aber nicht gut aus.« Sie zog ihr Hemd über den Kopf und schlüpfte aus dem Bett.
    »Du dafür umso besser.« Er versuchte ein laszives Lächeln, das eher wie eine Grimasse ausfiel.
    Isabellas Arm, der um ihn lag, verlieh ihm ein gewisses Maß an Standfestigkeit. Mit Erstaunen stellte er fest, dass sie ihn mit langsamen, gleichmäßigen Schritten am Tisch vor dem Fenster vorbeimanövrierte. Er straffte die Schultern, da er nicht auf den Tisch fallen wollte, der dem Mönch, der diese Kammer bewohnte, als Schreibtisch diente.
    »Nein«, murmelte er, als er sah, dass sie ihn zurück zum Bett führte. »Es gibt noch viel Arbeit.«
    »Es wird noch monatelang Arbeit geben. Du musst ruhen, bis du wieder zu Kräften kommst.«
    »Ich versprach, dass ich die Suche nach der Kassette fortsetzen werde.«
    Sie setzte sich mit ihm auf das Bett. Den Kopf an seine Schulter gelehnt, sagte sie: »In drei Tagen ist der Monat zu Ende. Die Königin wird England verlassen haben, und es wird zu spät sein.«
    »Das klingt so gar nicht nach dir, Isabella.«
    »Ich versuche logisch zu sein.«
    »Die Logik sagt, dass die Kassette sich in der Kathedrale befindet. Wenn wir zu der Stelle vordringen, wo der Chor war, können wir sie finden.«
    »Unter Bergen von Schutt?«
    Es ertönte ein Pochen an der Tür. Als Isabella ihr Gewand über den Kopf zog, es um die Mitte gürtete und nach ihrem Gürtel mit ihren Beuteln und der Peitsche griff, stemmte Jordan
sich auf die Beine und ging zur Tür. Er lächelte, da vor ihm Emery mit einem Tablett mit Brot und Fleischschnitten stand, die nach dem Fleischverbot der Fastenzeit umso köstlicher dufteten.
    »Tritt ein.« Jordan hielt die Tür auf, als der Junge den Imbiss auf den Tisch stellte. »Was gibt es Neues?«
    »Nichts Gutes«, antwortete sein Knappe. »Bei dem Beben von letzter Nacht stürzten auch Häuser auf der anderen Seite des Flusses ein. Wie lange wird die Erde noch beben, Mylady?«
    Isabella zog die Schultern hoch. »Ich wünschte, ich wüsste es. Die Gelehrten im alten Griechenland waren der Meinung, dass Erdbeben durch starke Winde hervorgerufen werden, doch gab es hier keinen Wind.«
    »Vielleicht, weil sie unter uns eingefangen werden und zu entweichen versuchen.«
    »Wie Dampf aus einem Topf? Eine sehr interessante Idee.«
    Sie lächelte. »Emery, falls du entdecken solltest, dass das ritterliche Leben dir nicht zusagt, würdest du einen guten Studenten abgeben.«
    Als Jordan beim Anblick von Emerys panischem Gesichtsausdruck laut auflachte, ließ Isabella von weiteren Neckereien ab. Sie war selig, als sie Jordan lachen hörte, da er so ernst wie eine der Statuen in der Kathedrale gewesen war. Lachen war ein gutes Zeichen dafür, dass in einen verletzten Körper Gleichgewicht einkehrte. Kranke Körpersäfte vermochten gegen Glückszustände nichts auszurichten.
    Sie wählte ein Stück Brot und zwei Scheiben Rindfleisch. Diese

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