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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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Schwester wandten sich um und verließen den Kirchhof. Isabella wollte ihnen folgen, hielt aber inne. Ihre Hand suchte jene Jordans, und sie drückte sie leicht, ehe sie sich zum Gehen wandte.
    »Isabella?«, rief Jordan leise.
    Sie blickte zurück.
    »Danke«, sagte er.
    »Gern geschehen.« Sie schenkte ihm ein trauriges Lächeln.
    Er blieb stehen und sah ihr nach, als sie zum Tor ging, das zum oberen Turm führte. Auch als sie schon außer Sicht war, starrte er über den unteren Hof und fragte sich, warum er die Wahrheit nicht erkannt hatte. Er hatte so viele Schwüre geleistet, deren Einhaltung bedeutete, dass er andere brechen musste. Er hatte gelobt, sich aus den tödlichen Spielen
der Plantagenets herauszuhalten, hatte nun aber eingewilligt, Isabella beizustehen, die der Königin diente. Er hatte gelobt, dass kein Mensch ihm so viel bedeuten sollte wie seine Eltern und Ryce, weil er nie wieder einen solchen Verlust erleiden wollte. Und doch war Isabella in so kurzer Zeit Teil seiner Gedanken geworden.
    »Was soll ich tun, Ryce?«, fragte er, wiewohl er wusste, was sein Freund geantwortet hätte.
    Frauen! Fluch und Segen für Männer.
    Er fragte sich, ob er den wahren Sinn der Worte seines Freundes erst jetzt richtig verstand.
     
    Die Explosion fiel nur schwach aus, genügte aber, um Isabella zu Boden zu werfen. Eine Rauchwolke stieg im Dämmerlicht auf und nahm die Sicht auf den Abendstern. Von überall her waren Schreie zu hören. Sie rollte sich über den feuchten Boden ab und richtete sich auf. Das Experiment hätte glücken sollen, doch war die Explosion unkontrolliert abgelaufen. Sie hatte noch immer nicht herausgefunden, welche Substanzen gemischt werden mussten, um die Verbindung zu bilden, deren Wirkung Nariko im fernen Osten erlebt hatte. Allmählich gewann sie den Eindruck, es würde leichter sein, den Stein der Weisen zu finden und Blei in Gold zu verwandeln.
    Die Säure, die sie aus einer Mischung von Schwefel und Wasser in einem offenen Gefäß hergestellt hatte, war explodiert, als sie Eisen hinzufügte. Sie hatte nicht einmal Zeit gehabt, Holzkohlestückchen beizumischen. Seufzend ging sie daran, die kleinen Brandherde im frischen Gras zu löschen. Wie viele Versuche standen ihr noch bevor, ehe sie die richtige Mischung entdeckt hatte?

    Sie hätte es besser wissen müssen und mit dem Säuregemenge nicht so achtlos umgehen dürfen. Hätte sie klar überlegt, wäre sie nicht so unvorsichtig vorgegangen, doch hatte sie bei den Vorbereitungen ständig an Jordans Gesicht bei der Beerdigung denken müssen. Sie hätte ihm gern Trost gespendet, kannte aber kein Heilkraut und keinen Wunderstein zur Linderung seines Kummers.
    »Lady Isabella?«
    Als sie ihren Namen hörte, drehte sie sich um und sah Lew, der so rasch herbeieilte, wie seine Säbelbeine es zuließen.
    »Was ist geschehen?«, fragte der Steward atemlos.
    »Ein Unfall.« Sie wollte keine Erklärungen abgeben, zumal ihr Experiment völlig missglückt war.
    »Seid Ihr verletzt?«
    Ein Blick auf ihre zerkratzten Hände, und sie verbarg sie in ihrem schmutzigen Kleid. »Nein, ich bin unversehrt.«
    »Das freut mich aber.« Er setzte sich auf einen Baumstamm. »Verzeiht einem alten Mann seinen Mangel an Manieren. Der Tag war lang, und meine alten Knochen können den Frühling kaum erwarten.«
    »Wir alle sind erschöpft.« Ihr Lächeln misslang. Sie bückte sich und sammelte die Glasbehälter ein, die nicht zersprungen waren. Diese stellte sie beiseite und suchte nun die Scherben der Schüssel, in die sie die Mischung getan hatte.
    »Nun wird es vielleicht ruhiger, da Lord le Courtenay seinen Freund hier bestattete. Er kann sich jetzt Zeit zur Erholung nehmen.«
    Sie wickelte die Glasbehälter in Schafwolle und tat sie in ihren Sack. »Wenn er sich schont, kann die Seite, die ich nähte, gut heilen.«

    »Diese Wunden meine ich nicht. Ich spreche von anderen.«
    »Ich sah seine Narben.«
    Der Alte rieb sich die Hände, wie um sie zu wärmen. »Lord le Courtenay zögerte nie, wenn der Ruf zum Dienst ihn ereilte, doch kam er jedes Mal verändert zurück. Er lacht weniger und bleibt für sich.«
    »Was Krieger sehen und hören und tun, erfordert, dass sie ihr Herz verhärten, damit sie ihrem Schwerteid gerecht werden können.«
    »Mag sein, dass Ihr Recht habt, doch gibt es einen wichtigeren Grund für ihn, zu Hause zu bleiben. Er hat hier eine Verpflichtung zu erfüllen. Ohne einen Erben hat La Tour keine Zukunft. Für einen Erben aber braucht er

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