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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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Gesellschaft als der meinen. Zudem werden Strauchdiebe von einer größeren Gruppe abgeschreckt.«
    Und deine Schwester hat mehr Zeit, Jordan eine Heirat schmackhaft zu machen. Dies sprach Isabella nicht aus. Solche Dinge zu denken war unwürdig. Sie hätte erleichtert sein sollen, dass sie die einsame Straße nicht allein bewältigen mussten.
    »Hoffentlich werden Euch so anstrengende Wochen wie diese in Zukunft erspart«, fuhr Lord Weirton fort. »Stimmt es, dass der Eindringling es auf ein in Ryce de Dolans Grab gefundenes Messer abgesehen hatte?«
    Sie zuckte mit den Schultern, als sie den Türbogen durchschritt. »Was er wollte, werden wir nie erfahren, da er starb, ehe er die Wahrheit enthüllte.«
    »Es spielt auch keine Rolle mehr. Das Messer befindet sich dort, wo es hingehört. Es wurde mit de Dolan begraben.«
    »Es ist …« Sie zögerte, als sie ein leises Kichern von der anderen Seite der Halle her vernahm.
    Lady Odette hatte ihre Hand auf Jordans Arm gelegt. Sie lachte hell und neigte sich zu ihm, dass ihre vollen Brüste seinen Ärmel streiften. Über ihren Kopf hinweg blickte er zu Isabella hin.
    Die ganze Länge der Halle schrumpfte zusammen, als ihre Blicke sich trafen. Das melodische Lachen der Lady ging im Hämmern von Isabellas Herzschlag unter, als sie sah, wie seine Züge sich unter seiner Gefühlsaufwallung anspannten. Verlangen erwachte in ihr, als hätte er sie in die Arme genommen.
Ja, dort wollte sie sein. Der Halbwahrheiten und Vorwände war sie überdrüssig.
    Falls Lord Weirton noch etwas sagte, ehe er zu seiner Schwester und Jordan ging, entging es ihr. Sie sah, dass Lady Odette an Jordans Seite durch den Raum schlenderte. Der Mund der Lady bewegte sich, es war anzunehmen, dass sie mit Jordan sprach. Auch als er der Lady zunickte, unterbrach er den Blickkontakt mit Isabella nicht, bis sie die Stufen zur erhöhten Tafel erreichten.
    Als er wegblickte, atmete Isabella langsam und unsicher aus. Hatte sie die ganze Zeit über den Atem angehalten? Oder waren nur Sekunden vergangen, die die Spannung zwischen ihnen in die Länge gezogen hatte?
    Sie konnte sich nicht mit Lady Odettes höfischem Schliff messen, den man in St. Jude’s Abbey nicht erlernte. Ein Lächeln rührte an Isabellas Lippen. Nun ja, dafür konnte die Dame es mit ihr nicht aufnehmen, was die Kenntnis von Kräutern und Grundsubstanzen betraf.
    Jeder Mensch besitzt ihm eigene Gaben, es ist daher töricht und nutzlos, seine Fähigkeiten mit denen anderer zu vergleichen. Es waren die Worte der Äbtissin an eine Novizin, die zweifelte, ob sie alles bewältigen würde, was man von einer Schwester erwartete.
    Wie schon zuvor musste sie sich dies immer wieder in Erinnerung rufen.

11
    I sabella verschloss das letzte Päckchen und stellte ihren Sack auf den Tisch der verlassenen Vorratskammer. Sie hatte sich in den gut bestückten Raum neben der Küche zurückgezogen, während die anderen speisten. Die ganze vergangene Stunde hatte sie damit zugebracht, ihre medizinischen Vorräte zu ergänzen, auch ein Vorwand, um nicht in die große Halle gehen und mit ansehen zu müssen, wie Lady Odette Jordan kokett und einladend zulächelte.
    Sie hob den Sack und verstaute die Beutel in jenem Teil, wo sie die Kräuter von den Stoffen für ihre Experimente getrennt hielt. Sie hatte nun wieder Dill für Magenbeschwerden; Rosmarin gegen Übelkeit und um böse Geister abzuwehren; getrocknete Molche und Käfer gegen Zahnschmerzen; Fenchel gegen Fieber und Alraunwurzel gegen Kopfschmerzen und für ruhigen Schlaf.
    »Und Zungenfarn«, flüsterte sie, als sie den letzten Beutel in den Sack tat. »Um unzüchtige Gedanken zu verhindern.« Sie hatte das Kraut noch nie zu diesem Zweck verwendet. In der Abtei hatte sie es gegen Schluckauf eingesetzt. Nun war sie versucht, es einzunehmen, um nicht ständig an Jordan denken zu müssen.
    Sie warf den Sack über die Schulter, hüllte sich in ihren Umhang und ging hinaus in die Nacht. Draußen starrte sie zurück zur Halle, in der die Lichter noch brannten. Jordan würde wissen wollen, warum sie nicht bei Tisch erschienen war und ihm und den anderen Gästen nicht Gesellschaft geleistet hatte. Sie würde einen Weg finden müssen, aufrichtig
zu sein, ohne ihre Gefühlsverwirrung einzugestehen. Sie ging zu der Pforte, die zur Treppe und dem unteren Hof führte, und hielt inne, als sie auf der anderen Seite der Mauer hervortrat. Auf dem Steilhang des Burghügels verlief ein schmaler Sims, der wohl verhindern

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