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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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besitzen, können zwei verschiedene Dinge sein.« Die Königin lächelte Nariko zu. »Ich hoffe, Ihr fasst meine Worte nicht als Beleidigung auf, liebe Freundin.«
    »Keineswegs, Euer Majestät.« Nariko erwiderte das Lächeln, für sie eine Seltenheit. »Es freut mich, dass Ihr eine meiner besten Schülerinnen kennen lernt.«
    »Wir werden sehen.« Die Königin deutete auf die entfernte Ecke des Kreuzganges.
    Ein braunhaariger Mann trat vor, und Elspeth zuckte zusammen. Sie konnte sich nicht erinnern, außer dem Priester jemals einen Mann in diesem geheiligten Bereich gesehen zu haben. Als er einen Kampfstock wirbeln ließ, schätzte sie ihn so kühl ab, wie die Königin es bei ihr getan hatte. Er handhabte den Stock mit jener lockeren Sicherheit, die langen Stunden der Übung entsprang.
    »Hier«, hörte sie hinter sich ein Flüstern.
    Sie drehte sich um. Schwester Dominique hielt Elspeths Kampfstock in der Hand. Nicht ihren Trainingsstock, sondern jenen, der bei Vorstellungen zum Einsatz kam. Der dicke Stock war wie eine Doppellanze an beiden Enden mit Eisenspitzen versehen und ganz glatt, so oft waren ihre Hände über ihn geglitten.
    Sie griff danach und sah die Äbtissin an, die mit einer Kopfbewegung auf den Mann deutete. In dem gewölbten Kreuzgang, der den Hof umgab, drängten sich nun viele Schwestern, die ihre Neugierde nicht zügeln konnten. Auch als die Glocke der Kapelle läutete, rührte sich niemand, bis auf den Mann, der mit einem Lächeln auf sie zuging.
    »Ich werde achtgeben, Euch nicht zu verletzen, Schwester«, sagte er mit herablassendem Lächeln.
    »Sehr freundlich. Eure Vorsicht könnt Ihr Euch freilich sparen. Ich stelle mich der Herausforderung.« Wieder musste sie sich ermahnen, ihren Wortschwall zu beenden, und setzte nur hinzu: »Auch ich werde mich bemühen, Euch nicht zu verletzen.«
    Er verzog zornig den Mund, weil sie es wagte, auch nur anzudeuten, sie könne ihn mit ihrer Waffe berühren. Er kniff die Augen zusammen. Vom Gang her war Gekicher zu hören, das rasch verstummte. Gewiss hatte einer der strengen Blicke der Äbtissin seine Wirkung nicht verfehlt.
    Während der Mann sie umkreiste, drehte Elspeth sich um die eigene Achse, den Stock schräg vor ihrem Körper. Als sie höflich den Kopf neigte, wie Nariko es zu Beginn und am Ende jeder Lektion verlangte, schwang der Mann schon seinen Stock. Erschrocken, dass er ihren Gruß nicht erwiderte, fiel sie um.
    Sie stöhnte auf, als sie auf dem harten Boden auftraf. Ihr Schädel dröhnte von dem Schlag, der in ihr nachhallte, vor ihren Augen verschwamm alles. Die Warnrufe, die an ihr Ohr drangen, verrieten ihr, dass niemand einschreiten und dem Kampf ein Ende machen würde, obwohl der Mann sich nicht dem Ehrenkodex gemäß verhalten hatte.
    Noch während sie sich wegrollte, hörte sie seinen Stock dort auf dem Boden auftreffen, wo sie gelegen hatte. Sein Versprechen, sie nicht zu verletzen, war vergessen. Dasselbe galt nun für sie.
    Sie rappelte sich auf, ergriff ihren Stock an einem Ende und schwang ihn heftig. Ihr Gegner hob seine Waffe, ihr Schlag aber ließ ihn einige Schritte rücklings taumeln. Wieder weiteten sich seine Augen vor Staunen. Er kniff den Mund zusammen, als sie sich abermals lächelnd verbeugte, diesmal ohne den Blick von ihm zu wenden.
    Mit wildem Geschrei stürmte er auf sie zu. Ohne dem Lärm und den Rufen um sie herum Gehör zu schenken, parierte sie jeden Angriff seines Stockes. Er war größer als sie und sein Stock länger, sie aber war flinker, sodass sie nicht zu sehr im Nachteil war.
    Rundherum ging es, immer im Kreis, Angriff und Abwehr. Sie beobachtete seine Hände genau, um aus der Art, wie er den Stock hielt, seine nächste Positionsänderung vorauszusehen. Dennoch glückte es ihm immer wieder, sie zu Fall zu bringen, wenn er gegen ihre Kniekehlen schlug, wie sie es bei Schwester Dominique getan hatte.
    Als er nach einem Vorwärtssprung den Stock an ihre Kehle drücken wollte, riss sie ihren Stock hoch und traf ihn in den Bauch. Sie drückte fest zu und zwang ihn und seine Waffe von ihr aus gesehen nach links. Sie fasste ihren Stock an einem Ende, schwang ihn und traf ihren Gegner in die Brust. Er ging zu Boden. Sie verschob die Hände und drosch den Stock gegen die Rückseite seines Beines, als er sich hochkämpfen wollte. Sie rollte sich weg von ihm, als er mit dumpfem Aufprall auf dem Boden auftraf.
    Sofort sprang sie auf und wappnete sich für den nächsten Angriff. Der Mann lag auf dem Rücken

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