Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Läuferin von Pern

Titel: Die Läuferin von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
Harfnerhalle.
    »Wir bewahren eine Menge Bühnenkleider auf, falls eine Solistin die Farben der Harfner tragen möchte. Es macht dir doch nichts aus, Blau zu tragen, oder?« sagte Silvina, die vor der zweiten in einer ganzen Reihe geschlossener Türen stehenblieb. »Eigentlich finde ich, Blau würde dir sehr gut stehen.« Sie hatte eine so betörende Sprechstimme, daß Tenna mehr auf ihren Tonfall achtete als auf das, was sie sagte. »Und ich habe ein Kleid, das genau richtig für dich sein könnte.«
    Sie machte einen großen Schrank auf und zog aus den vielen Kleidern ein langes mit Ärmeln und einem gestickten Besatz heraus, das allen drei Mädchen ein Raunen entlockte.
    »Das ist reizend! Oh, ich kann so etwas Kostbares nicht tragen«, rief Tenna und wich zurück.
    »Unsinn«, sagte Silvina und gab Tenna zu verstehen, daß sie ihre Läuferbluse ausziehen solle.
    Als Tenna vorsichtig das Kleid anzog, gab ihr der weiche Stoff auf ihrer Haut ein Gefühl von etwas ... Besonderem.
    Sie versuchte eine knappe Drehung, und der lange Rock wirbelte um ihre Knöchel, während die Ärmel sich an den Handgelenken bauschten. Es war das schmeichelhafteste Kleid, das sie je getragen hatte, und sie betrachtete es ausführlich und prägte sich den Schnitt ein, damit sie ihn beim nächstenmal, wenn sie wieder genug Geld für ein Ballkleid hatte, kopieren konnte. Ihr Ballkleid zu Hause war nicht annähernd so prachtvoll wie dieses. Konnte sie, sollte sie in etwas so Elegantem wie diesem Kleid tanzen? Und wenn sie etwas darauf verschüttete?
    »Ich bin mir nicht sicher ...«, sagte sie, als sie sich zu ihren Gefährtinnen umdrehte.
    »Nicht sicher!« Rosa war pikiert. »Aber dieses Dunkelblau bringt deine feine Haut und die Augen zur Geltung ... sie sind doch blau, oder wirken sie nur durch das Kleid so? Und es paßt dir, als wäre es für dich gemacht!«
    Tenna sah an dem tiefen Ausschnitt hinunter. Für wen immer es gemacht worden war, sie hatte wesentlich größere Brüste gehabt. Tenna füllte es nicht richtig aus. Silvina kramte in einer anderen Kiste.
    »Hier«, sagte sie und schob zwei Polster in den Ausschnitt, die sie mit so geübter Hand anbrachte, daß sie wie angegossen saßen, bevor Tenna protestieren konnte.
    » Na also! Viel besser«, sagte Spacia und kicherte. »Ich muß mich auch polstern. Aber für uns Läuferinnen wäre es schlimmer, so schwer gebaut zu sein, daß ständig was herumbaumelt.«
    Tenna betastete zaghaft ihre verbesserte Form, aber als sie sich im Spiegel betrachtete, konnte sie sehen, daß das Oberteil jetzt viel besser saß und sie mehr aussah wie ... wie ... nun, jedenfalls paßte es besser. Der Stoff fühlte sich so glatt an, es war eine Lust, das blaue Kleid nur an sich zu spüren. Und dieser Blauton ...
    »Das ist Harfnerblau«, sagte sie überrascht.
    »Natürlich«, sagte Silvina lachend. »Nicht, daß es eine Rolle spielen würde. Du wirst Läuferkordeln tragen ... aber im Augenblick«, und Silvinas anerkennendes Grinsen wurde breiter, »siehst du nicht wie eine Läuferin aus ... wenn du mir meine Offenheit verzeihst.«
    Tenna war ganz verblüfft, wieviel besser ihre Figur mit dieser kleinen Veränderung aussah. Sie hatte eine schlanke Taille, an die sich das Kleid schmiegte, bevor es sich über Hüften bauschte, die, wie sie wußte, zu knochig waren und am besten bedeckt wurden.
    »Die Polster werden doch nicht ... rausspringen ... wenn ich tanze, oder?«
    »Wenn du das Kleid ausziehst, werde ich sie mit ein paar Stichen dort befestigen, wo sie hingehören«, sagte Silvina.
    Das geschah so schnell, daß Silvina Tenna das hübsche Kleid zusammengelegt überreichte, ehe sie sich's versah.
    »Und Schuhe?« fragte Spacia. »Sie kann keine Spikes tragen ...«
    »Sollte sie besser doch«, sagte Rosa mürrisch, »bei einigen dieser Rüpel, die zur Zusammenkunft nach Fort kommen. Haligon ist nicht der einzige, der sich an sie ranmachen wird, wenn sie so aussieht.«
    Silvina warf einen prüfenden Blick auf Tennas lange, schmale Füße und holte eine lange Kiste von einem der Regale in diesem riesigen Lagerraum.
    »Ich müßte etwas haben, das selbst an schmale Läuferfüße paßt...«, murmelte sie und förderte ein Paar weiche, knöchelhohe schwarze Wildlederschuhe zutage. »Probier mal die!«
    Sie paßten nicht. Aber das vierte Paar - dunkelrot - war nur ein klein wenig zu lang.
    »Trag dicke Socken, dann passen sie«, schlug Spacia vor.
    Dann verabschiedeten sich die drei Mädchen; Tenna trug das

Weitere Kostenlose Bücher