Die Läuferin von Pern
Kleid vorsichtig zur Station. Rosa und Spacia bestanden darauf, Schuhe und Unterrock zu tragen, die Silvina zur Vervollständigung des Kostüms angeboten hatte.
Am nächsten Morgen lag der letzte Stichlingsbuschdorn auf dem Verband, und Beveny legte ihn zu den anderen und gab das Bündel mit den Beweisstücken Torlo, der zufrieden grinste.
»Wenn Baron Groghe das sieht, wird er begreifen, daß wir eine begründete Beschwerde haben«, sagte er und nickte Tenna nachdrücklich zu. Sie wollte Einwände vorbringen, als er hinzufügte: »Aber erst nach der Zusammenkunft, denn im Augenblick ist er zu beschäftigt, als daß man ihn direkt ansprechen könnte. Und nach einer guten Zusammenkunft wird er in viel besserer Stimmung sein.« Er wandte sich an Tenna. »Also mußt du bleiben, bis sie vorbei ist. Das wäre das.«
»Aber ich könnte kurze Strecken laufen, oder nicht?«
»Mmm«, sagte Torlo nickend. »Wenn ein Lauf ansteht. Bist nicht gern müßig, Mädchen, was?« Sie schüttelte den Kopf.
»Was ist, Heiler, ist sie wieder fit?«
»Kurze Strecken, keine Steigungen«, sagte Beveny, »und keine, wo Haligon reiten könnte.« Er grinste sie spitzbübisch an und ging.
Kurz vor Mittag rief Torlo sie von der Bank am Eingang, wo sie zugesehen hatte, wie die Stände der Zusammenkunft aufgestellt wurden.
»Lauf runter zum Hafen für mich, ja? Gerade wurde per Trommel ein Schiff mit Fracht für die Zusammenkunft angekündigt. Wir sollen seine Ladepapiere bekommen.« Er nahm sie an den Armen und zeigte ihr die Route zum Hafen auf der großen Karte von Burg Fort, die die umliegenden Wege und Straßen zeigte. »Gerade Strecke ... bergab bis zum Hafen. Und auf dem Rückweg nicht zu steil.«
Es tat gut, wieder zu laufen, und obwohl das Frühlingswetter kühl geworden war, war sie bald warmgelaufen. Der Kapitän war höchst erleichtert, daß er ihr seine Papiere übergeben konnte. Die Fracht wurde gerade ausgeladen, und er wollte sie unbedingt auf den Weg bringen, damit die Waren rechtzeitig zur Zusammenkunft in der Burg einträfen. Ebenso dringend wollte er die Bezahlung für seine Lieferung, und sie konnte ihm zusagen, daß die Papiere bis zur Mittagszeit in den Händen derer wären, für die sie bestimmt waren.
Außerdem hatte er einen Beutel mit Briefen von der Meeresküste im Osten an Bord, die an Burg Fort adressiert waren. Und so beförderte sie einen vollen Beutel zurück. Sie spürte die leichte Steigung in den Beinen, machte aber trotz leichter Schmerzen im rechten Schienbein nicht langsamer.
Nun, ein Bad in einer dieser unglaublichen Wannen würde das Problem beseitigen. Und die Zusammenkunft war morgen.
Die Station von Fort war an diesem Abend voll belegt, da Läufer aus anderen Stationen zur Zusammenkunft am nächsten Tag kamen. Tenna teilte sich ein Zimmer mit Rosa, Spacia und Delfie, einer Läuferin aus dem Süden, die das vierte Bett in ihrem Raum beanspruchte. Es war ein Zimmer mit Fenster an der Vorderseite, daher hörte man den Verkehr auf der Straße, aber Tenna war so müde, daß sie trotz allem prima durchschlief.
»Da hast du Glück gehabt, denn das Kommen und Gehen auf dem Hauptweg hat die ganze Nacht nicht aufgehört«, sagte Rosa mit gespieltem Verdruß. »Essen wir draußen. Hier drinnen ist es so überfüllt.« Und so setzten sie sich alle auf die Bänke an der Vorderseite, um zu essen.
Spacia zwinkerte Tenna konspirativ zu, als diese den anderen nach draußen folgte. Ein paar Plätze waren noch frei gewesen, aber nicht nebeneinander. Es wäre schöner, draußen zu essen statt an den überfüllten Tischen. Penda und ihre Gehilfinnen hatten alle Hände voll zu tun, Klah zu schöpfen und Brot, Käse und Haferbrei zu verteilen.
Und tatsächlich war es auch viel interessanter, draußen zu sitzen und zu essen. Es war soviel los. Wagen für die Zusammenkunft trafen aus allen Richtungen ein und fuhren auf die Wiesen, die für sie vorgesehen waren. Stände, die gestern abend noch aus kahlen Brettern bestanden hatten, wurden mit den Farben der Hallen und den Insignien des Handwerks geschmückt. Und auf dem großen Vorplatz der Burg wurden weitere Stände aufgebaut. In der Mitte wurden der lange Laufsteg und die Dielen für die Tanzfläche zusammengeschraubt und das Podest für die Harfner errichtet. Tenna hätte sich am liebsten selbst umarmt, so entzückt verfolgte sie die ganzen Aktivitäten. Bis jetzt hatte sie noch nie dem tatsächlichen Zustandekommen einer Zusammenkunft beigewohnt ... schon gar
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