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Die Lagune Der Flamingos

Die Lagune Der Flamingos

Titel: Die Lagune Der Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofia Caspari
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kann.
    »Was macht Pedro?«, fragte sie.
    »Er ist auf Tres Lomas geblieben. Wir sind gerade auf der Suche nach einem neuen Vorarbeiter, und da musste eben einer von uns dableiben.« Ein leises Bedauern war auf Viktorias Gesicht zu sehen.
    »Es ist schade, dass ihr immer noch nicht heiraten könnt«, sagte Anna.
    »Ja«, entgegnete Viktoria, ohne zu zögern. »Du kannst dir gewiss sein, ich wünsche mir nichts mehr als das.«
    Der Tag war reich an Eindrücken gewesen. Der Abend, jene milde und melancholische Stunde, rückte nun unaufhaltsam näher. Die Sonne brannte nicht mehr mit voller Kraft. Eine frische Abendbrise kam auf, durchwehte das üppige Gras und ließ ein paar letzte Herbstblumen tanzen.
    Sie sind solch ein schönes Paar, dachte Marlena, als sie Paco und Blanca, jetzt eng aneinandergeschmiegt am Rande einer Koppel bemerkte. Blanca hatte den Kopf an Pacos Brust gelehnt. Fast verschmolzen sie zu einer Gestalt. Marlena war so in ihre Beobachtung vertieft, dass sie erst gar nicht bemerkte, dass jemand neben sie getreten war, bis er ihre Schulter berührte.
    »John«, sagte sie nur.
    »Ein schönes Paar«, wiederholte er ihre Gedanken.
    Marlena nickte.
    »Deine Mutter hat eben noch einmal mit mir gesprochen«, fuhr er fort.
    Jetzt schaute sie ihn doch an.
    »Sie hat mir vorgeschlagen, eine Stelle in Julius’ Geschäft anzunehmen.«
    »Und?«
    »Ich bin eigentlich nicht nach Argentinien gekommen, um Geschäfte zu machen, sondern um am Aufbau einer neuen Welt mitzuarbeiten.«
    »So? Das hört sich aber großartig an«, antwortete Marlena schärfer, als sie es beabsichtigt hatte.
    Offenbar, fuhr es ihr durch den Kopf, hat mich der schöne Abend nicht in eine milde Stimmung versetzt. Sie versuchte, ihren Ärger etwas zu bezähmen. Sie wusste doch, dass John enttäuscht war. Auch wenn er ihr versichert hatte, er habe mit der Sache abgeschlossen, konnte es nicht leicht für ihn sein, die Veränderungen zu akzeptieren. Marlena atmete tief durch.
    »Ach, es tut mir leid, John. Vergiss, was ich eben gesagt habe, ich weiß ja, um was es dir geht. Meine Mutter dagegen hat Politik, glaube ich, nie interessiert. Es war jedenfalls nie Thema bei uns. Sie wollte immer nur vorankommen. Aber dafür hat sie hart gearbeitet.«
    Zu Marlenas Überraschung lächelte John jetzt. Seine Antwort überraschte sie noch mehr.
    »Unterschätze deine Mutter nicht, Marlena. Sie hat das Herz auf dem rechten Fleck. Sie verteidigt die, die ihr nahe sind. Sie weiß die Leute zu nehmen, wie sie sind. Vielleicht müssen wir einfach Geduld haben. Große Veränderungen geschehen nicht von heute auf morgen. Vielleicht«, John lächelte sie immer noch an, »müssen wir es wie Eduard machen, der die Dinge im Kleinen verändert, oder wir müssen auf unsere Kinder warten und so lange …«
    Marlena schaute ihn kurz verwundert an, dann schmiegte sie sich lachend in Johns gesunden Arm und genoss seine Wärme. Es würde nie leicht sein mit ihm, sie würden sich immer wieder streiten und wieder zusammenraufen. Aber auch deshalb liebte sie ihn.
    »Würdest du mich eigentlich noch heiraten?«, fragte er unvermittelt.
    Marlena löste sich von John und sah ihn erstaunt an. Dieses Thema war immer heikel gewesen, und sie hatte sich eigentlich damit abgefunden, dass er sie niemals fragen würde.
    »Meinst du das ernst?«
    »Natürlich meine ich es ernst. Glaubst du mir nicht? Schau dir Paco und Blanca an, ich finde … also ich finde …«
    »Ich glaube dir, wenn du mir sagst, dass du bleibst«, sagte Marlena sehr ernst.
    »Himmel, Marlena«, entfuhr es ihm. Dann wechselte er schnell das Thema. »Schreibst du eigentlich an etwas Neuem?«
    Sie nickte. »An einem Reisebericht. Den Titel habe ich schon: Durch die Pampa nach Patagonien bis nach Feuerland .«
    John nahm ihre Hände in die seinen. »Aber du warst noch nie in Patagonien, Marlena. In Feuerland auch nicht.«
    Marlena lachte. »Nein, noch nicht.« Nach einer Weile fügte sie hinzu: »Übrigens würde ich dich heiraten, wenn …«
    »Wenn was? Nun sag schon.«
    »… wenn du mir einen richtigen Antrag machst.«
    »Lange nicht mehr gesehen, was?«
    Annelie erkannte die Stimme sofort, obwohl sie sie lange Jahre nicht gehört hatte. Fast hätte sie das Tablett fallen lassen, das sie gerade in den Händen hielt. Die Feier ging dem Ende zu, man hatte begonnen aufzuräumen. Philipp nahm ihr das Tablett ab, um es ihr sofort zurückzureichen. Annelie starrte ihn an, reglos, fassungslos. Sie konnte gar nicht sagen,

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