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Die Lagune Der Flamingos

Die Lagune Der Flamingos

Titel: Die Lagune Der Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofia Caspari
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distanzierten Nicken.
    Mama wartet immer noch darauf, dass wir heiraten, schoss es Marlena durch den Kopf, und ich würde es auch so gern tun, aber …
    Sie musste wieder einmal daran denken, was John damals zu Jenny über das Heiraten gesagt hatte. Das war der Tag gewesen, an dem sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Die Stimme ihrer Mutter riss sie aus den Gedanken.
    »Verzeihen Sie mir meine damalige Entscheidung, John?«
    Marlena bemerkte, wie John ganz leicht, fast unmerklich, den rechten Arm hob.
    »Natürlich.«
    »Wäre es nicht an der Zeit, dass ihr euch duzt?«, mischte sich Marlena ein.
    John und Anna zuckten beide die Achseln und sahen verlegen weg. Marlena rollte die Augen. Sie waren wirklich beide elende Dickköpfe und würden es wohl immer bleiben .
    Nur wenig später spazierte sie an Johns Arm durch die Menge der Gäste. Es herrschte fröhlicher Lärm. Am Buffet, das unter der Menge der Speisen zusammenzubrechen drohte, drängten sich fein gekleidete Gäste und Knechte und Mägde in ihren einfachen Hemden, Röcken oder Hosen Schulter an Schulter. Zu jenen, die aus Buenos Aires gekommen waren, gehörten auch Lorenz Schmid, seine Frau Maisie und ihr Sohn Lionel Nicolás.
    Lorenz, das wusste Marlena, hatte damals sein Scherflein dazu beigetragen, Estella und sie aus den Händen ihrer Entführer zu befreien. Seine Frau war wirklich wunderschön, das hatte sie schon gehört. Man hatte wahrlich nicht übertrieben. Zahlreiche Bewunderer hatten sich bereits um sie versammelt. Maisie entstammte der ehrwürdigen, gut gebildeten, fortschrittlichen und stolzen Elite, die Argentinien in diesen Tagen regierte, und bereicherte das Fest schon durch ihre bloße Anwesenheit. Die Cuthberts waren, wie alle in jenen Kreisen, streng darauf bedacht, Argentiniens Wohlstand voranzubringen und den ökonomischen und politischen Einfluss der Kirche zurückzudrängen. Sie identifizierten sich mit Europa, insbesondere mit der französischen Kultur, während gutes britisches Kapital in ihren Geschäften steckte. Ginge es nach ihnen, so sollte Buenos Aires nicht nur zum Paris Südamerikas, sondern Argentinien zu einem wichtigen Staat der westlichen Hemisphäre werden.
    Auch die wichtigsten Besitzer der benachbarten Estancias waren gekommen. John warf ihnen einen knappen, missmutigen Blick zu.
    »Das Einzige, was diesen Estancieros dort wichtig ist, sind folgsame Arbeiter, die zu Löhnen arbeiten, die ihre patrones zu zahlen bereit sind, ohne aufzumucken«, sagte er. Deutlich war die unterdrückte Wut in seiner Stimme zu hören.
    Marlena schmiegte sich enger an ihn. »Ach, komm, lass die Politik doch wenigstens heute einmal außen vor. Lass uns feiern, Blanca und Paco alles Gute wünschen und …«
    John blieb stehen und schaute sie kopfschüttelnd an. »Aber wie könnte ich das, Marlena, wie könnte ich das Elend dieser Welt über meinem Vergnügen vergessen? Es muss sich doch etwas ändern, siehst du das nicht? Die Macht der Großgrundbesitzer muss beschnitten werden. Man muss dagegen vorgehen, dass fruchtbare Landstriche brachliegen, während Spekulanten auf den richtigen Moment warten, um zu kaufen oder zu verkaufen. Wenn es wachsen und gedeihen soll, braucht dieses Land Menschen, die nicht nur an sich denken. Es gibt Menschen, für die bedeutet Landbesitz nicht nur Leben, sondern Überleben, Marlena.«
    Marlena runzelte die Stirn, gab aber keine Antwort. Sie wusste ja, dass John Recht hatte, aber sie war jung und wollte sich auch einmal einfach nur vergnügen. Natürlich hatten die Großgrundbesitzer zu viel Macht. Marlenas Blick fiel auf ihren Onkel Eduard, der gerade zu eben jenen Estancieros schlenderte, die John immer noch mit bösen Blicken bedachte.
    »Don Mariano, Don Clementio, Don Augusto!«
    Eduard hob grüßend sein Weinglas und nickte den dreien zu. Wenn er mit ihnen auch nicht einer Meinung war, so gab er doch viel auf gute Nachbarschaft.
    Don Mariano erwiderte seine Begrüßung ebenfalls mit einem Nicken. »Und, wollen Sie sich nicht endlich unseren Regeln anpassen, Señor Brunner?«, begann er wie fast jedes Mal, wenn sie sich sahen.
    »Und«, entgegnete Eduard, »wollen Sie nicht endlich über das nachdenken, was ich schon lange bemängle?«
    »Was meinen Sie denn?«, mischte sich Don Augusto ein.
    Eduard wandte sich ihm zu. »Die Frage der Landspekulation, an der Sie und Ihresgleichen nicht ganz unschuldig sind und die es weniger wohlhabenden Menschen unmöglich macht, genügend Land zu erwerben.«
    Don

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