Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
obwohl sie in einem Glas stand. Laura erschauderte, und als es im selben Moment an die Tür klopfte, spürte sie, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte.
Sie sagte sich, es müsse Zuane sein, der ihr noch etwas sagen wollte. Oder Mansuetta, die mit Matteo zurückkam. Doch gleichzeitig wusste sie, dass es ein anderer war, der dort klopfte. Sie drehte sich um und schob mit zitternden Händen den Riegel zurück. O ja, sie hatte bei ihm gezittert, damals am Strand, aber bestimmt nicht deshalb, weil ihr kalt gewesen wäre. Und jetzt zitterte sie wieder, obwohl ihr heiß war. Sie zögerte einen Moment beim Öffnen der Tür, doch dann wurde ihr die Entscheidung aus der Hand genommen. Von außen wurde kräftig dagegengedrückt, und sie konnte gerade noch einen Schritt zurückspringen, bevor die Tür krachend gegen die Wand flog.
Er machte zwei große Schritte in den Ladenraum hinein und drückte die Tür hinter sich zu. Laura wich zurück und stieß mit dem Rücken gegen die Theke. Die Stundenkerze flackerte erneut, brannte dann aber stetig weiter.
»Antonio!«, stammelte sie.
»Sieh an«, höhnte er. »Du kennst ja sogar noch meinen Namen!«
Er stand so dicht vor ihr, dass kaum eine Hand zwischen sie gepasst hätte. Und ganz offensichtlich siedete er vor Zorn. »Wie kommst du dazu, dich mit diesem Schnösel herumzutreiben?«, schrie er sie an.
Laura fuhr eingeschüchtert zusammen. Er ragte überlebensgroß vor ihr auf, die Schultern unter dem Umhang so breit, dass seine Gestalt ihr gesamtes Blickfeld ausfüllte.
Er packte sie bei den Oberarmen und schüttelte sie. »Konntest du nicht warten? Musstest du dir sofort einen anderen suchen?« Er drückte sie gegen die Theke und umschlang sie so heftig, dass ihr die Luft wegblieb. »Wie ist es mit ihm? Besser als mit mir? Küsst er dich, so wie ich dich geküsst habe?« Grob nahm sein Mund den ihren in Besitz, und er küsste sie, bis sie sicher war, ersticken zu müssen. Gleichzeitig entzündete dieser Kuss einen Funken in ihrem Inneren, aus dem binnen Augenblicken eine lodernde Flamme schlug, die ihr Inneres zu verbrennen drohte. Er biss in ihre Lippe und küsste sie erneut, diesmal sanfter, und das Feuer breitete sich in ihrem Leib aus.
»Macht er es dir so?« Er griff nach ihrer Brust und drückte sie, jedoch nicht sanft, sondern so, dass es wehtat.
Sie bekam es mit der Angst, doch ihre Wut war weit stärker. Immer noch erhitzt von ihrer Erregung, trat sie ihn gegen das Schienbein. »Das musst du gerade sagen!«, rief sie aus. »Du sitzt mit Valeria turtelnd in der Gondel und feierst Karneval, während ich dich für verschollen halte!« Sie schüttelte den Kopf, bis ihre Locken flogen. »Aber warum sollte ich mich auch dafür interessieren, schließlich war ich nur eine Laune des Augenblicks für dich! Ein Ausrutscher in der Hitze des Gefechts, schnell vorbei und noch schneller bereut!«
»Was sagst du da? Ich bin heute erst zurückgekommen und wollte gerade zu dir! Und dann sehe ich dich mit diesem ...« Er brach ab, als sie ihn abermals trat, und als sie dazu überging, mit beiden Fäusten gegen seine Brust zu trommeln, fing er kurzerhand ihre Hände ein und hielt sie fest.
Erzürnt funkelte sie ihn von unten herauf an. »Wie konntest du so lange fortbleiben, ohne mir Nachricht zu geben! Ich habe gedacht, dass du tot bist!«
»Ich schrieb dir doch, wie lange ich weg sein würde! Gut, es hat länger gedauert, wir sind in Ungarn schlecht vorangekommen, weil dort die Pest umging, und als wir endlich hier waren, mussten wir wegen der verfluchten Krankheit eine Woche vor der Vigna murata in Quarantäne liegen ...«
»Die Pest?«, fragte sie erschrocken.
»An Bord war niemand mehr krank, es war reine Vorsicht, die üblichen Vorschriften der Provveditori sopra la sanità .«
Laura holte tief Luft. Zu hören, dass er dem Schreckgespenst der Pest ausgeliefert gewesen war, versetzte sie in Furcht.
»Was stand noch in dem Brief?«, wollte sie wissen.
»Ich schrieb dir, dass ich ...« Er hielt inne und schaute misstrauisch auf sie nieder, ohne sie loszulassen. »Du hast ihn doch gelesen, oder?«
»Nein, denn ich habe ihn nie bekommen.«
»Ich gab ihn Mansuetta, am Tage meiner Abreise!«
»Oh«, sagte sie. Es war gut, dass er sie festhielt, sonst wäre sie sicherlich in den Knien eingeknickt.
»Sie hat ihn dir nicht ausgehändigt«, stellte er fest.
Laura schüttelte den Kopf. Sie hatte die Lider gesenkt. Ihr Herz klopfte so stürmisch, dass sie es bis in die
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