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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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brauchten Luft. Doch Mia bezwang den Drang, zu atmen, und ließ sich ­weiter reglos von den dunklen Wellen tragen wie ein Stück Treibholz.
    Plötzlich änderte die Tiefe ihren Rhythmus, ein fernes Tosen überlagerte die sanfte Melodie. Es klang wie Wasser, das gegen eine Mauer klatschte. Mia versuchte, das Geräusch zu orten, doch auf einmal spürte sie einen Schmerz am Hinterkopf. Es rauschte und dröhnte, dann wurde sie aus dem Wasser gerissen. Ihr Kopf kippte nach hinten. Sie keuchte und schnappte nach Luft.
    Sie hörte jemanden schreien, dann tauchte sie wieder unter, Wasser drang in ihren Mund und ihre Nase. Ihre Kleider blähten sich auf und zogen sie nach unten. Wild und orientierungslos schlug sie um sich.
    Schließlich tauchte sie wieder auf und rang nach Luft. Das Schreien ging weiter. Sie trat um sich und schwamm hektisch Richtung Strand zurück. Als das Wasser flacher wurde, stolperte sie zum Ufer.
    Ein Mann war hinter ihr. »Alles okay?«
    Â»Hau ab!«, schrie sie. Ihr Puls raste.
    Er blieb stehen. »Ich hab gedacht … Scheiße, ich hab gedacht, du ertrinkst.«
    Â»Ich bin geschwommen!«
    Â»Du hattest deine Kleider an … hast im Wasser …«
    Â»Hast du mich beobachtet?«
    Â»Nein.« Er schüttelte den Kopf, er sah erschrocken aus. »Nein, ich war gerade wieder reingepaddelt, da hab ich dich gesehen. Du hast auf dem Wasser getrieben, mit dem Gesicht nach unten.«
    Jetzt erst sah sie das Surfbrett unter seinem Arm.
    Â»Es tut mir wirklich leid«, sagte er und klang aufrichtig betroffen. »Ich wollte dir keine Angst einjagen.«
    Sie strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht und schlang die Arme um die Taille. »Und du, du surfst im Dunkeln?«
    Â»Manchmal.«
    Sie sah es vor sich, er allein mit den schwarzen, unheimlichen Wellen. »Klingt ziemlich gefährlich.«
    Â»Der Mond ist ein prima Scheinwerfer.«
    Was zog diesen Mann in das Meer, dass er sein Leben für den Kick einer Welle aufs Spiel setzte?
    Als er sich das Wasser aus den Augen rieb, fiel Mias Blick auf die dunkle Tätowierung an seinem Unterarm. »Du warst vorhin schon hier«, sagte sie. Er war der Fremde am Strand. »Ich hab gesehen, wie du reingepaddelt bist.«
    Er neigte den Kopf zur Seite und musterte sie. »Ja«, sagte er schließlich. »Ich erinnere mich.«
    Seine Stimme war tief und rau. Er hatte einen leichten Akzent.
    Â»Du frierst«, sagte er.
    Da erst merkte sie, dass sie zitterte.
    Â»Ich hab ein Handtuch dabei.« Mia folgte ihm den Strand hinauf, wo seine Tasche lag. Sie trocknete sich das Haar mit seinem Handtuch und legte es sich um die Schultern.
    Der Fremde holte eine Schachtel Streichhölzer hervor und kniete sich vor eine Pyramide aus Stöcken und Zweigen.
    Â»Hast du das gemacht?«
    Er nickte. Er fuhr mit dem Streichholz über die Zündfläche, Schwefelgeruch stieg auf. Der Unbekannte legte eine Hand schützend um die Flamme und zündete das Kleinholz an mehreren Stellen an. Dann blies er sanft in die Flammen, die für ihn flackerten und wuchsen. Der Schein des Feuers tanzte über sein Gesicht, Tropfen glitzerten in seinen Augenbrauen, sein Blick war dunkel und ernst.
    Als das Feuer loderte, ging er wieder zu seiner Tasche und holte einen Pullover. »Hier, falls du dir was Trockenes anziehen willst.«
    Sie hätte dankend ablehnen, sich umdrehen und zurück zum Hostel gehen können. Finn wartete auf sie und wollte sicherlich erfahren, wie die Begegnung mit Mick verlaufen war. Doch sie wollte nicht gehen. Noch nicht. »Danke.« Sie drehte sich um, zog das durchweichte T-Shirt und ihren Büstenhalter aus und schlüpfte in seinen Pullover. Sie zupfte die Ärmel bis über beide Hände, bemerkte die Löcher und steckte die Daumen hindurch.
    Sie setzte sich ans Feuer. In der Zwischenzeit hatte sich auch der Fremde umgezogen und kam mit einer Flasche Bier zurück.
    Â»Danke«, sagte sie und öffnete den Verschluss. »Ich heiße übrigens Mia.«
    Er sagte ihren Namen ein Mal laut vor sich hin, als ob er ihn sich so besser einprägen könnte. »Noah«, erwiderte er und schlang einen Arm um die Knie. Er sah sie von der Seite an. »Und, gehst du oft in Kleidern schwimmen?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Â»Hier draußen gibt es starke Strömungen. Da sollte jemand auf dich aufpassen.«
    Â»Und wer passt auf dich

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