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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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war sicher hart für dich und Katie.«
    Â»Ja.« In dieser Situation konnte sie nicht an ihre Mutter denken. Sie war auch so schon überfordert.
    Â»Wie geht es Katie?«
    Â»Gut. Wir wohnen zusammen, in London.«
    Â»Ach ja?«
    Â»Sie arbeitet im Recruiting.«
    Er lächelte. Mia fasste das als Ermunterung auf. »Und du?«, fragte er. »Was machst du?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Ich hab ein bisschen rumgejobbt – hab gekellnert, in Bars, so was alles. Ich weiß noch nicht, was ich mal machen soll.«
    Â»Ich hab Koch gelernt, bevor ich die Musikbranche für mich entdeckt hab.«
    Das war etwas Neues, was sie gerade erfuhr. Ihr Vater war also Koch gewesen. Hatte er sie früher auch bekocht? Lag ihr das Kulinarische im Blut? Nein, dafür fand sich kein Beweis.
    Sein Berufsweg, so erzählte Mick, hatte in einem französischen Restaurant in West-London angefangen. Dort hatte er einen jungen Kellner kennengelernt, der zwar eine fantastische Stimme, aber nicht das nötige Selbstvertrauen hatte, um sich auf die Bühne zu wagen. Mick hatte ihn mit einem Gitarristen zusammengebracht, den er noch von der Universität her kannte, und ihnen Auftritte organisiert – gegen Beteiligung. Ein halbes Jahr später hatte Mick noch einen Drummer und einen Bassisten dazugeholt. Mit der Band war es gut gelaufen, er hatte sogar Geld für ein Album auftreiben können. Das war die Geburtsstunde seines ersten Plattenlabels.
    Mick machte keine Pausen, seine Sätze kamen Schlag auf Schlag, eine Geschichte jagte die nächste. Wollte er bloß Mias Schweigen übertönen, oder zögerte er die eigentliche Diskussion hinaus: darüber, warum Mia bei ihm war? Je mehr er redete, umso mehr zog Mia sich innerlich zurück. Zwei unsichtbare Hände hatten sich ihr um den Hals gelegt. Ihr war bewusst, dass ihr Verhalten seltsam war, doch das Thema, warum er sie verlassen hatte, war zu groß. Sie konnte sich ihm nicht mit Worten nähern.
    Â»Mia?«
    Sie sah auf. Sie war mit den Gedanken sehr weit fort gewesen.
    Mick schaute sie an, er blickte ihr tief in die Augen, als ob dort ein Geheimnis läge. »Interessierst du dich für Musik?«
    Â»Ich liebe Musik«, sagte sie und spielte an einer Haarsträhne. »Aber ich mach keine, ich hör sie nur.« Konzerte waren so etwas wie ihr Lebenselixier, sie liebte es, wenn der Rhythmus der Musik tief in ihr vibrierte. Für so etwas war London gut.
    Â»Du hast gesagt, du warst in Kalifornien. Wie hat es dir gefallen?«
    Mia wickelte die Haare von ihrem Finger und schob die Hände unter die Oberschenkel. »Ich hätte nicht gedacht, dass die Strände dort so wild sind. Und so leer. Ich fand’s schön.«
    Â»Hast du in L. A. angefangen?«
    Â»San Francisco.«
    Â»Ich hab sieben Jahre in L. A. gelebt«, sagte er. »Tolle Stadt, was für ein prickelndes Gemisch.«
    Prickelndes Gemisch . Wäre sie auf einen solchen Ausdruck gekommen? Sicher nicht. Aber Katie. Gewisse Züge ihrer Schwester sah sie auch in Mick – das Selbstbewusstsein, die Leichtigkeit der Rede.
    Â»Ich hatte da ein Büro mit Meerblick«, fuhr er fort. »Das war nicht das Schlechteste, nach London.«
    Nach London. Nach ihr und Katie. Sie musste das Gespräch auf diese Zeit, auf dieses Thema lenken. Sie konzentrierte sich auf das, was sie in ihr Tagebuch geschrieben hatte, doch die Worte trieben wild durch ihren Kopf und ließen sich nicht fassen.
    Micks Handy klingelte. Er ging sofort an den Apparat. »James! Ja, ja … Richtig … Absolut.« Er sah auf die Uhr. »Nein, es bleibt dabei.«
    Mia kippte ihren Drink hinunter. Sie hätte vorher etwas essen sollen. Sie hatte jetzt schon das komische Gefühl, als ob ihr Ge­­sicht ein Eigenleben annähme. Sie stellte ihr leeres Glas ab und bemerkte, dass die Dämmerung von der Nacht geschluckt worden war.
    Â»Gibst du mir zwanzig?«, sagte Mick in diesem Moment. »Gut. Ich freu mich.«
    Er legte das Handy wieder auf den Tisch. »Es tut mir wirklich leid, aber ich bin mit einem Kollegen zum Essen verabredet. Ich hab ganz die Zeit vergessen.«
    Â»Oh.« Er setzte dem Besuch ein Ende, dabei war noch nichts gesagt.
    Â»Es war toll, dich zu sehen«, sagte er und stand auf. Seine Bewegung löste einen Scheinwerfer aus, der auf die Terrasse strahlte. Mia blinzelte einen Moment lang orientierungslos

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