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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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auf?«
    Er lächelte.
    Â»Ich dachte, ich wäre allein«, sagte sie schließlich. »Meine Schwester und ich haben das früher oft gemacht – wir haben uns treiben lassen und der See gelauscht.« Doch das war lange her, als Katie noch keine Angst vor dem Meer gehabt hatte und sie noch nicht auseinandergedriftet waren. Als sie kopfüber von Felsen aus ins Meer gesprungen waren und im flachen Wasser nach Muscheln gesucht hatten und alle sie nur die Seeschwestern nannten. »Ich hatte auf einmal den Drang, dies wieder zu tun.«
    Er sah sie lange und forschend an. Mia hatte Angst, dass er sie für irre hielt, doch er sagte nichts.
    Schweigend tranken sie ihr Bier und schauten in das hypnotische Irrlichtern und Flackern des Feuers. Der schwere Geruch von verbranntem Holz stieg in die Luft. Mia spähte immer wieder verstohlen zu Noah, nahm jedes Detail an ihm wahr: das dunkle Haar auf seinen Beinen, den kleinen Riss in seinem T-Shirt, den lässigen Griff, mit dem er den Hals der Flasche hielt.
    Â»Wann hast du mit dem Surfen angefangen?«, fragte sie nach einer Weile.
    Â»Als Kind. Wir haben in Melbourne gewohnt, nicht weit vom Strand entfernt. Nach der Schule bin ich immer hingeradelt und hab die älteren Typen beobachtet, die da auf ihren Longboards eine Show abgezogen haben.«
    Â»Hast du’s dir selbst beigebracht?«
    Â»Nein, das war Reuben. Er war steinalt, aber wenn der Swell kam, war er draußen. Ihm ist es nie um die große Welle oder den großen Ritt gegangen, aber er hatte eine Haltung auf dem Brett, da kam keiner mit. Ich hab bei jeder Gelegenheit am Strand rum­gehangen und ihm zugesehen.« Noah trank einen Schluck Bier. »Und irgendwann hab ich all meinen Mut zusammengenommen und ihn gefragt, ob er mir ’ne Stunde geben würde – wenn ich seinen Geländewagen putzen würde. Von da an hatten wir ’nen Deal. Er hat mich mit rausgenommen, wenn die Wellen gut waren, und ich hab dafür gesorgt, dass er die sauberste Karre in ganz Melbourne hatte. Er hat dann überall mein Talent als Autowäscher angepriesen, und fünf Monate später hatte ich mein erstes Brett.«
    Â»Das find ich gut«, sagte Mia lächelnd. »Dass du es dir verdient hast.« Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihr Haar und löste einige Knoten. »Und was führt dich nach Maui? Auf großer Reise?«
    Er nickte.
    Â»Mit Freunden?«
    Â»Meinem Bruder.«
    Â»Wirklich? Ihr müsst euch ja gut verstehen.«
    Er zuckte mit den Schultern.
    Â»Und wo steckt er gerade?«
    Â»In einer Bar. Im Ort.«
    Â»Und warum bist du nicht auch dort?«
    Er dachte nach. »Ich muss ab und zu allein sein.«
    Sie lächelte wissend, streckte die Beine in Richtung Flammen und wärmte sich die Zehen. Der Schein des Feuers fiel auf ihre Waden. Sie spürte Noahs Blick auf ihnen. »Und, wohin geht’s als Nächstes?«
    Â»Erst mal für ein paar Monate zurück nach Australien. Danach, keine Ahnung. Wir folgen dem Swell.« Er warf einen Zweig ins Feuer, dann fragte er: »Was ist mit dir? Woher kommst du?«
    Â»Cornwall. Das liegt im Südwesten von England.«
    Â»Ihr bekommt einen guten Swell vom Atlantik her. Aber das Wasser ist kalt.«
    Â»Man gewöhnt sich daran.«
    Er leerte sein Bier und holte zwei neue Flaschen. »Und wo lebst du?«
    Â»In London, seit ungefähr ’nem Jahr. Ich hab mir da mit meiner Schwester eine Wohnung gekauft.« Sie fuhr mit dem Daumen an der Flasche entlang und dachte an die Schiebefenster, die sich nur zehn Zentimeter öffnen ließen – und das Gefühl, nie genügend Luft zu bekommen.
    Â»Aber du magst es nicht?«, sagte er. Offenbar hatte er etwas in ihrem Gesicht gesehen.
    Â»Ich glaube, ich bin kein Stadtmensch.«
    Er nickte und sah sie erwartungsvoll an, als ob er mehr hören wollte.
    Sie holte tief Luft. »Nach London zu ziehen, war ein Fehler. Unsere Mutter ist vor ein paar Monaten gestorben, und ich glaube, danach mussten wir uns etwas beweisen und sind deshalb zusammengezogen.«
    Â»Euch beweisen, dass ihr immer noch eine Familie seid.«
    Â»Ja, ganz genau.« Das war eine erstaunlich treffende Bemerkung. Was war das für ein Mann, der mitten in der Nacht surfte und sein Bier lieber am Feuer als in einer Bar trank? Er strahlte etwas aus, das Mia von sich selbst kannte. Selbstbestimmtheit, Unabhängigkeit.
    Â»Ist deine

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