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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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in der Rundung seines Kinns und dem Braun der Augen. Er sah älter aus, als sie erwartet hatte. Auf seiner Stirn hatten sich tiefe Falten eingeprägt, und die Jahre hatten seine Lippen schmaler werden lassen.
    Â»Wie schön du bist!« Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Genau wie sie.« Einen Moment lang glaubte Katie, er meinte damit Mia. Seit sie auf Reisen war, trug sie kein Make-up mehr, und das Haar war unfrisiert und offen. Er fuhr zärtlich mit der Hand darüber. »So blond wie deine Mutter.«
    Sie zuckte zusammen.
    Seine Hand sank nach unten.
    Schließlich sagte sie: »Kann ich reinkommen?«
    Â»Ja, natürlich.« Er machte einen Schritt zur Seite und ließ sie eintreten, löste aber keine Sekunde lang den Blick von ihr, als sie mit lautem Klacken durch die Eingangshalle ging.
    In der Küche wurde ein angebissenes Bacon-Sandwich kalt, der süßliche Speckgeruch hing noch in der Luft. Katie stellte sich an die Spüle und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie spürte den kalten Edelstahl durch ihr Kleid hindurch.
    Mick stand ihr gegenüber. Er trug beigefarbene Sommerhosen und ein lässiges Baumwollhemd, das am Bauch spannte. Es war schwierig, in ihm den jungen Mann zu sehen, der ihre Mutter über die roten Fliesen in der Küche gewirbelt hatte. »Es hat mir so leidgetan, von Mias Tod zu hören. Wie tragisch, wie entsetzlich tragisch«, sagte er voller Mitgefühl. »Ich kann mir vorstellen, wie schwer das für dich –«
    Â»Das kannst du wohl kaum.«
    Â»Ich wollte auch nur sagen, dass –«
    Â»Du bist nicht zu ihrer Beerdigung gekommen.« Sie hatte damals sehr mit sich gerungen, ob sie Mick Bescheid geben sollte oder nicht. Ihrer Mutter hatte sie vor ihrem Tod versprechen müssen, Mick nichts davon zu sagen, aber in diesem Fall, hatte Ed insistiert, war es etwas anderes: Mia war seine Tochter. Schließlich hatte Katie ihm recht gegeben und die Plattenfirma, die Mick zuletzt besessen hatte, kontaktiert und auf diesem Weg eine aktuelle Telefonnummer erhalten. Katie hatte Mick eine kurze Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, ohne zu wissen, ob er sie erhalten oder ob sie ihn überhaupt berühren würde.
    Â»Es tut mir leid, aber es kam mir irgendwie unpassend vor«, sagte er. »Die Blumen hast du bekommen?«
    Â»Ja.« Am Morgen der Beerdigung war ein extravaganter Strauß Calla mit einer Karte eingetroffen. Es war die erste schriftliche Nachricht von Mick seit zwei Jahrzehnten: »Die zwei Menschen zu verlieren, die man am meisten liebt, ist unerträglich. Ich fühle von ganzem Herzen mit dir.« Sie hatte die Blumen in den Müll geworfen und vorher noch die kräftigen Stängel durchbrechen müssen, damit sie überhaupt in den Eimer passten.
    In dem Moment musste sie wieder an die einzelne Orchidee mit der seltsamen Botschaft denken, die mehr nach Entschuldigung als nach Beileidsbekundung geklungen hatte. Sie kannte den Absender noch immer nicht. Ed hatte die Blume mit seinem Handy fotografiert, er wollte sie seiner Mutter zeigen – einer leidenschaftlichen Gärtnerin –, denn vielleicht wusste sie, was das für eine Blume war.
    Katie konzentrierte sich wieder auf Mick. Sie hatte so viele Dinge auf dem Herzen. In dem Taxi hatte sie ihre Fragen nach Thema und Brisanz geordnet, so wie sie es auch bei Einstellungsgesprächen stets getan hatte. Zur Lockerung der Atmosphäre hatte sie immer mit den unverfänglichen Fragen begonnen und war dann allmählich zu den fachbezogenen, heikleren Themen vorgedrungen.
    Sie öffnete schon den Mund, da sagte Mick: »Ich mach uns was zu trinken. Was möchtest du? Was Kaltes?«
    Am liebsten hätte sie erwidert, gar nichts, doch ihre Kehle war wie ausgedörrt. »Wasser.«
    Er holte zwei Gläser, nahm einen Krug aus dem Kühlschrank und schenkte ein. Sonnenlicht fiel auf den Wasserstrahl. Mick reichte ihr das Glas und schlug vor, damit auf die Terrasse zu gehen. Katie lehnte ab. Das erinnerte zu sehr an sein Verhalten bei Mias Besuch, und so nahm sie nur einen raschen Schluck und stellte das Glas hinter sich auf die Abtropffläche.
    Â»Ich hatte eigentlich gedacht, ich würde schon viel früher von dir hören … nach Mias Besuch.«
    Katie schwieg. Sie wollte nicht zugeben, dass sie erst vor einem Tag davon erfahren hatte.
    Â»Es tut mir leid, dass es so ein Schock

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