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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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meiner Schande gestehen, dass da aus dem einen Glas schon ein paar mehr geworden waren. Ich hab sie nicht einmal bemerkt.« Er schüttelte den Kopf. »Du weißt ja sicher noch, dass man in dem alten Haus durch die Hintertür in den Garten und auf die Straße gehen konnte.«
    Katie nickte.
    Â»Den Weg hat Mia genommen. Ich hab keine Ahnung, was sie gesucht hat. Das Auto deiner Mutter? Ist sie ihr nachgelaufen? Wer weiß.«
    All das war Katie völlig neu. Ihre Hände wurden feucht.
    Â»Und dann war da der Motorradfahrer, noch dazu ein Bekannter um drei Ecken. Der Ehemann von der Zahnärztin deiner Mutter – so was in der Art. Laut Polizei fuhr er zu schnell. Jedenfalls hat er sie erst im letzten Augenblick gesehen. Er ist ins Schleudern geraten und von seinem Motorrad gestürzt. Und dann ist das Motorrad ohne ihn über die Straße gerutscht und ist gegen Mia geprallt.«
    Katie kniff die Augen zu. Sie sah ihre Schwester vor sich, in einem Krankenhausbett, mit einem weißen Verband an der Schläfe, dort, wo sich später die sichelförmige Narbe befand.
    Â»Auf einmal stand die Polizei vor der Tür.« Er drückte die Zigarette am Türrahmen aus, warf den Stummel auf die Terrasse und schob ihn mit dem Absatz zwischen zwei Bodendielen. »Da war ich schlagartig nüchtern. Ich hab mich gefühlt … Tja, es lässt sich schwer beschreiben, wie man sich fühlt, wenn man sein Kind einer lebensgefährlichen Bedrohung ausgesetzt hat. Es ist eine ungeheure Schuld.«
    Das Sandwich wurde kalt, es roch säuerlich und fettig. Katie drehte sich der Magen um.
    Â»Die Polizei hat mich zum Krankenhaus gefahren, aber ich hab es nicht fertiggebracht, Mias Zimmer zu betreten. Ich hab vom Flur aus zugesehen, als deine Mutter mit dir gekommen ist.« Er schloss die Augen, als ob er es noch einmal durchleben würde. »Ihr habt euch auf das Bett gequetscht und seid ihr nicht mehr von der Seite gewichen. Du hast ihre Hand gehalten, die ganze Zeit über, solange ich da war.«
    Da fiel es Katie wieder ein. Eine winzige Nadel hatte in Mias zartem Handrücken gesteckt. Katie hatte sehr aufpassen müssen, damit sie die Kanüle nicht berührte.
    Â»Als deine Mutter zu mir auf den Flur gekommen ist, da hab ich schon gewusst – noch bevor sie einen Ton gesagt hatte –, es ist vorbei.« Er schob die Hände in die Taschen. »Sie war als Ehefrau immer großzügig gewesen und hatte mir schon vieles verziehen. Ich glaube, mit der Zeit hätte sie mir sogar den Unfall verziehen. Was sie mir nicht verzeihen konnte, war, dass ich nicht zu Mia ans Krankenbett gegangen bin. Und ich werde nie vergessen, was sie in dem Moment gesagt hat. ›Wenn Katie in dem Bett da liegen würde, wärst du bei ihr.‹«
    Mick sah Katie an. »Und sie hatte recht.«
    Katie legte fassungslos eine Hand auf den Mund. Sie hatte es immer vermutet: dass er sie bevorzugt hatte. Selbst als Kind hatte sie diesen Verdacht gehegt und in verschwommenen Erinnerungen gespürt, dass zwischen ihm und Mia Liebe fehlte. Katie hatte, wenn im Fernsehen Kricket lief, immer neben ihrem Vater sitzen dürfen, während Mia auf Abstand gehalten wurde. Er hatte sogar manchmal mit ihr gelacht, wenn er in der richtigen Verfassung war, aber Mias Glucksen und Lächeln hatten nicht einmal ein Grinsen hervorgerufen. Sie erinnerte sich, dass ihre Mutter, die ohnehin sehr besorgt um Mia war, Mia oft in den Arm genommen und ihr versichert hatte, dass sie sehr geliebt wurde – als ob Zweifel daran bestanden hätten.
    Â»Wie furchtbar.«
    Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn und wischte sich den Schweiß ab. »Ein stärkerer Mann als ich hätte seine Eifersucht vielleicht bezwungen. Ich habe mich verzweifelt bemüht, euch beide gleich zu lieben, wirklich«, beschwor er sie. »Aber ich bin nie darüber hinweggekommen, dass Mia nicht von mir war.«
    Die Welt drehte sich immer langsamer, bis sie bei seinen Worten stehen blieb: D ass Mia nicht von mir war.
    Katie wich das Blut aus dem Gesicht, ihre Beine gaben nach. Sie klammerte sich an der Spüle fest. »Ich versteh nicht –« Doch sie verstand es. Klar und deutlich. »Du bist nicht Mias Vater.«
    Nun war Mick perplex. »Ich dachte, das wüsstest du?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Â»Aber du … hast doch gesagt, dass Mia von ihrem Besuch erzählt

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