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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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unter den Arm und kehrte zum Hotel zurück.
    An der Rezeption wurde ihr der Zimmerschlüssel mit den Worten überreicht: »Ihr Mann ist bereits oben, Madam.«
    Sie blinzelte erstaunt.
    Â»Verzeihung«, sagte der Rezeptionist. »Habe ich einen Fehler gemacht?«
    Â»Nein, nein, alles bestens«, erwiderte Katie und fasste sich ans Schlüsselbein. »Danke sehr.«
    Katie öffnete die schwere Eichentür zu ihrem Zimmer. Es war hell und geräumig. In der Mitte prangte ein schmiedeeisernes Bett, an dem ihr Rucksack lehnte. Die Schnallen waren offen, eine pfirsichfarbene Bluse hing heraus. Wieso hatte Ed begonnen, für sie auszupacken? Er hatte ihr den Rücken zugewandt, die Schultern nach vorn gebeugt, als ob er nach etwas greifen würde.
    Sie trat ein und schloss die Tür.
    Ed fuhr herum. »Katie!«
    Katie erkannte, dass er etwas zu verbergen suchte. Etwas Meerblaues. Mias Tagebuch!
    Immer mehr Details zeichneten sich vor ihren Augen ab: Er hielt das Tagebuch in einer Hand, in der anderen hielt er einzelne cremefarbene Seiten.
    Â»Was machst du da, verdammt noch mal?«
    Es klopfte an der Tür. Katie fuhr zusammen. In ihrer Verwirrung eilte sie zur Tür und riss sie auf. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, doch vor ihr stand ein Zimmermädchen mit zwei dicken, weißen Kissen.
    Â»Extrakissen, Madam.«
    Katie machte keine Anstalten, sie ihr abzunehmen, und trat auch nicht beiseite, um das Zimmermädchen hereinzulassen.
    Nach einer Weile sagte Ed: »Ja, danke schön. Könnten Sie sie bitte draußen hinlegen?«
    Das Zimmermädchen legte beleidigt die Kissen auf die Schwelle, bevor sich die Tür wieder schloss.
    Katie drehte sich zu Ed um. Er hielt die Hände hinter den Rücken wie ein Kind, das einem anderen etwas weggenommen hatte. »Ich hab dich was gefragt.«
    Sein Mund öffnete und schloss sich, doch es kam kein Laut heraus.
    Katie legte die Tüte mit den Malutensilien ab, ging quer durchs Zimmer, stellte sich vor Ed und streckte die Hände aus.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich gebe es dir nicht.«
    Â»Nicht?«
    Â»Tut mir leid. Ich weiß, das klingt –«
    Â»Ed, gib mir das verdammte Tagebuch.«
    Er schluckte. »Vertraust du mir nicht, Katie?«
    Schon in London hatte sie ihn mit Mias Tagebuch ertappt. Damals hatte er sich geschickt herausgeredet. Aber hatte er wirklich nur nachsehen wollen, ob Mia etwas geschrieben hatte, was Katie aus der Fassung bringen könnte? »Bis vor wenigen Minuten, ja, bis ich in dieses Zimmer gekommen bin. Aber jetzt? Nein, nein, ich vertrau dir nicht.«
    Â»Du hast schon so viel durchgemacht.«
    Â»Damit hast du recht. Und darum bitte ich dich jetzt zum allerletzten Mal: Gib mir das Tagebuch und das, was du herausgerissen hast!«
    Ed zögerte.
    Â»Sofort!«
    Widerstrebend gab er ihr das Tagebuch.
    Der Anblick brach ihr das Herz. Die schönen, mit Liebe beschriebenen Seiten – herausgerissen. Es war beinah so, als ob Ed Mia die Haare ausgerissen hätte. »Was hast du getan?«, fragte sie mit schriller Stimme.
    Ed gab keine Antwort. Katie setzte sich auf das Bett, legte sich die Seiten auf den Schoß und strich sie sehr behutsam glatt.
    Â»Bitte«, beschwor er sie, »das willst du nicht lesen.«

Kapitel 14
Mia
Westaustralien, Dezember, ein Jahr zuvor
    Â»Frohe Weihnachten!«, sagte Mia und klemmte sich das Telefon zwischen Ohr und Schulter.
    Â»Mia! Gott sei Dank hast du mich noch erwischt. Ich wollte wortwörtlich in diesem Moment das Haus verlassen. Warte mal ganz kurz«, sagte sie und rief: »Ed! Das ist meine Schwester. Komm noch mal rein – ich brauch ein paar Minuten.« Schritte, eine Wohnungstür fiel ins Schloss, dann hörte Mia Katie flüstern: »Sagst du deiner Mutter, dass wir uns ein wenig verspäten? Sonst meint sie noch, wir wären unhöflich.«
    Katie: rücksichtsvoll, zuverlässig, pünktlich.
    Eds Schritte wanderten durch den Flur ins Wohnzimmer. Eine weitere Tür wurde geschlossen. Mia sah es vor sich: Ed in einem dunklen Mantel, darunter ein Pullover mit V-Ausschnitt von irgendeiner Edelmarke wie Ralph Lauren oder John Smedley, passend zum Weihnachtsessen bei den Eltern. Mia war nie dort gewesen, aber anhand dessen, was Katie ihr erzählt hatte, stellte sie sich eine massive Eichentür vor, daran ein Kranz aus Ilex und Efeu, auf dem Tisch ein silbernes Service mit

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